Age of Empires III

Spielerzahl: 2 - 5
Alter: 10 +
Dauer: 120 Minuten
Autor: Glenn Drover
Verlag: Pro Ludo
Jahrgang: 2008
Spielziel/Einleitung
Das 15. Jahrhundert neigt sich dem Ende zu und ein neues Zeitalter zieht herauf. Die "Neue Welt" wird entdeckt und lockt Kapitäne und Abenteurer mit Aussicht auf Gold und Ländereien in diese neuen Gestade. Die Spieler übernehmen jeweils die Führung einer europäischen Kolonialmacht, um sich ihren Anteil an der Neuen Welt zu sichern. Wir sind im Zeitalter der Entdeckungen, im Zeitalter der großen Reiche!
Beschreibung
Der Spielplan zeigt auf der linken Seite die Karte Nord- und Südamerikas, die in 9 Gebiete
unterteilt ist, auf der rechten Seite die Ereignisfelder, auf denen die Spieler ihre
Figuren einsetzen, um Aktionen durchführen zu können.
Auf diesen Feldern werden zum Beispiel Gebäude erworben, welche dem Besitzer bestimmte
Vorteile gewähren (z. B. jede Runde einen Spezialisten oder einen einmaligen Bonus),
werden Handelsschiffe und Handelsgüter erworben, Kolonisten in die Neue Welt geschickt,
oder ein Trupp zur Entdeckung eines neuen Gebietes zusammengestellt. Außerdem kann man
Spezialisten erwerben, die Spielreihenfolge ändern und zu guter Letzt eine Schlacht oder
sogar einen ganzen Krieg führen.

Zum Einsetzen benutzen die Spieler ihre Kolonisten (später auch Spezialisten,
welche bestimmte Sonderfähigkeiten besitzen), von denen sie in jeder Runde 5 zur
Verfügung haben. Handelsschiffe repräsentieren den Seehandel und können mit
Handelswaren kombiniert werden, um mehr Einkommen zu erwirtschaften.
Anfangs liegen in den Gebieten verdeckte Entdeckungsmarker aus. Sie stehen für die
Gefahren und Belohnungen für die Entdeckung der Gebiete. Um Gebiete zu entdecken, senden
die Spieler ein Team in das jeweilige Gebiet, das abhängig von der Stärke entweder erfolgreich
ist oder scheitert. Für entdeckte Gebiete erhalten die Spieler einmalig Geld und für das
Spielende Siegpunkte.
Nach der dritten und sechsten Runde endet jeweils eine Ära und es gibt Siegpunkte für die
Mehrheiten an Figuren in den entdeckten Gebieten, außerdem stehen neue Gebäude zur Verfügung.
Nach der achten Spielrunde findet die große Schlusswertung statt, bei der noch einmal die Mehrheiten
in den Gebieten belohnt, sowie Punkte für Entdeckungen, Gebäude und Einkommen verteilt werden.
Fazit
Verheißungsschwanger prangt die Computerspielfreunden bekannte Grafik von
Age of Empires III dem interessierten Spieler entgegen und soll so mehr Publikum
für das Medium Brettspiel gewinnen. Dabei betreibt das Spiel eigentlich
Etikettenschwindel, denn wer ein Aufbaustrategiespiel erwartet, wird enttäuscht
werden. Vielmehr handelt es sich hier um ein Mehrheiten- und Timingspiel.
Öffnet man die monströse Schachtel, fallen einem tonnenweise ansprechende
Materialien entgegen: Ein riesiger Spielplan, Stanzbögen mit unzähligen Plättchen,
über 300 Plastikminiaturen (Figuren und Schiffe) und natürlich die sagenhaft schönen Münzen.
Der erste Blick auf das
Material mag Kosimfreunde freuen und Kriegsspielhasser
abschrecken, trotzdem sollten sich auch Zweitgenannte das Spiel einmal näher ansehen.
Bei der Neuauflage von Pro Ludo wurde gegenüber der Originalausgabe von Tropical Games
fast nichts verändert. Einzig die Zählleiste ist nun ohne Einschränkungen brauchbar.
Sogar zwei zusätzliche Gebäude hat uns der Autor spendiert:
Strafkolonie: sofort 3 Siedler in 3 bereits entdeckte Gebiete setzen
Münzstätte: + 2 $ für jede eigene Handelsware Gold/Silber
Die einzelnen Züge (Einsetzen einer einzelnen Figur) des Spiels sind meist sehr kurz,
so dass es praktisch kaum Wartezeiten gibt. Einzig, wenn ein Spieler über ein paar
Figuren weniger als die anderen verfügt, kann für ihn eine Runde auch einmal früher
beendet und damit mit etwas Wartezeit verbunden sein.
Durch das übersichtliche Spielbrett ist leicht nachzuvollziehen, welche Aktionsmöglichkeiten
man hat. Ihre weiterreichenden Folgen wird man erst mit zunehmender Spielerfahrung richtig
einzuschätzen wissen. Alles Weitere löst die sehr gute Spielanleitung auf.

Die große Stärke von Age of Empires III ist die Varianz. Jedes Spiel entwickelt
sich anders und so kann man kaum stur eine ultimative Siegstrategie verfolgen.
Einerseits ist der Ablauf von der Reihenfolge abhängig, in der die neuen Gebäude
verfügbar sind, und andererseits vom persönlichen Handeln der Mitspieler.
Es gibt natürlich tendenziell sehr starke Gebäude: z. B. die Eroberung des Inka-Imperiums,
welches in Ära I zwanzig Dollar Soforteinkommen beschert. Allerdings lohnt sich das Gebäude
nur dann, wenn man diese zwanzig Dollar sofort wieder in zwei weitere Gebäude investiert
(dazu sind allerdings schon drei Figuren in der Gebäudebox nötig und die dazugehörigen freien
Plätze muss man erst einmal bekommen).
Starke Gebäudekombinationen sind zum Beispiel Kloster (jede Runde ein Mönch) + Kathedrale
(jeder Mönch nimmt einen zusätzlichen Siedler mit in die neue Welt) oder West Indien Co.
(jede Runde eine zufällige Handelsware) + Handelsgeist (+1 Siegpunkt für jede Handelsware).
Unterm Strich muss man diese Gebäude jedoch erst einmal bekommen und selbst dann garantieren
sie noch keinen Sieg.

In Ära III befinden sich sehr schwache Gebäude im Pool (Wanderung: 2 Siedler von
einer Region in eine andere bewegen oder die Miliz: +1 Soldat in jeder Schlacht, in
der der Gebäudebesitzer verteidigt), die kaum Siegpunktgaranten sind, wohingegen
andere Gebäude am Ende locker 10 bis 12 Punkte bringen können.
Zu zweit spricht Age of Empires III nicht besonders an. Außer der Kolonistenbox, die an die
jeweilige Spielerzahl angepasst wird, stehen immer gleich viele Einsatzplätze zur Verfügung.
Es liegt also auf der Hand, dass zu zweit einfach die Konkurrenz fehlt.
Optional lässt sich das Spiel auch mit sechs Personen spielen. Auf einschlägigen Seiten ist es
möglich, einen Zusatzbeutel Figuren in schwarz oder weiß zu bekommen, allerdings ist auch
diese Besetzung zweifelhaft, denn sinnvolle Aktionen sind hier nur schwer planbar und
natürlich steigt auch die Spieldauer exorbitant an.
Die Figuren sind teilweise schwer voneinander unterscheidbar. Deshalb empfiehlt es sich, zur
besseren Übersicht zumindest die Helme der Soldaten anzumalen, sonst erlebt so mancher
Mitspieler die eine oder andere Überraschung, wenn ein Scharmützel angezettelt wird.
Was bleibt als Fazit? Age of Empires III schafft bei vertretbarer Spieldauer (ca. 2 Stunden zu
dritt) ein herausragendes, fast episches Spielvergnügen, und erhält deshalb trotz kleiner
Detailschwächen die Höchstnote.
Meine Wertung
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz |
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