Filmkritiken
Beim Schreiben von Filmkritiken lege ich weniger Wert auf ausführliche Beschreibungen, sondern eher auf ein kurzes, prägnantes Fazit.
» 10 Cloverfield Lane
» 12 Years a slave
» 127 Hours
» 2 Tage New York
» 2 Tage Paris
» 28 Days Later
» 28 Weeks Later
» 2012
» 300
» 300 - Rise of an empire
» 360
» 4 Tage im Mai
» 5 Jahre Leben
» 7 Psychos
» 7 Tage Havanna
» A Beautiful Mind
» About a girl
» About Schmidt
» Adam
» Alexander
» Alle Anderen
» Alles für meinen Vater
» Alles Koscher
» All is lost
» Almanya
» Alphabet
» Alter und Schönheit
» Am Ende kommen Touristen
» Am grünen Rand der Welt
» A million ways to die in the west
» A most violent year
» A most wanted man
» Am Sonntag bist du tot
» Amy
» Anatomie 2
» Angèle und Tony
» Angels Share
» A perfect day
» Apocalypto
» Arac Attack
» Arlo & Spot
» Arschkalt
» Atmen
» Ausgerechnet Sibirien
» Avatar
» Bal - Honig
» Barbara
» Barfuss auf Nacktschnecken
» Battleship
» Bauernopfer
» Bee Movie - Das Honigkomplott
» Before Midnight
» Beginners
» Berlin 36
» Best Exotic Marigold Hotel
» Beziehungsweise New York
» Big Eyes
» Birdman
» Birdwatchers
» Bis zum Horizont, dann links
» Black Swan
» Blade II
» Blancanieves - Ein Märchen in Schwarz und Weiß
» Blau ist eine warme Farbe
» Blue Jasmine
» Boyhood
» Brooklyn
» Bruce Allmächtig
» Bulb Fiction
» Can a Song Save Your Life?
» Captain Phillips
» Carlos - Der Schakal
» Carol
» C'est la vie
» Chasing Ice
» Chernobyl Diaries
10 Cloverfield Lane
31.05.2016
Nach einem Streit mit ihrem Freund verlässt Michelle New Orleans und fährt davon. Auf einer Landstraße hat sie einen Unfall
und wacht in einem kargen Gemäuer auf.
Howard, der sie dort hingebracht hat erklärt ihr, dass sie in einem Sicherheitsbunker ist und draußen nach einem "Angriff"
alles verseucht ist und die Menschheit nicht mehr existiert.
Doch Michelle will das nicht glauben und schmiedet mit dem dritten Bewohner des Bunkers Emmit, den Plan, den Bunker zu
verlassen, um zu sehen, was sich draußen wirklich ereignet hat.
Die klaustrophobische Enge und die möglichen Geschehnisse außerhalb des Bunkers sorgen für mächtig Spannung. Schnell fühlt
man mit den "Gefangenen" und fragt sich, wie man selbst reagieren würde. Diese Spannung wird nicht nur gehalten, sondern
gegen Ende noch gesteigert, bis wir wirklich wissen, was passiert ist. Bei 10 Cloverfield Lane sind sogar alle 3 Hauptfiguren
ausgesprochen gut besetzt, was der Sache deutlich Glaubwürdigkeit verleiht. Einige Details, die an den Haaren bei gezogen
wirken und der alberne Schluss verhindern die Höchstwertung.
12 Years a slave
07.03.2014
Mitte des 19. Jahrhunderts wird der freie dunkelhäutige Amerikaner Solomon eines Tages
einfach entführt und als Sklave verkauft. Fortan beginnt eine Tortur aus Durchhalten und
seine Chance ergreifen, um wieder die Freiheit zu erlangen. Doch das stellt sich als weit
schwieriger als gedacht heraus, denn das Sklaventum hat in den Südstaaten immer noch
Hochkonjunktur.
Das Thema ist zweifellos aufwühlend und hat einen mächtigen Film verdient, was allerdings hier
abgeliefert wird lässt einen distanziert das Ende herbeisehnen. Das liegt nicht an den
schauspielerischen Leistungen, sondern vielmehr an den vergebenen Chancen die zumeist ständig
wechselnden Charaktere tiefer zu zeichnen und damit beim Zuschauer eine stärkere emotionale
Bindung zu fördern. Bei den Zeitsprüngen wären Einblendungen über Jahreszahl oder vergangener
Zeit sinnvoll gewesen, damit man das Geschehen und die Namen besser einordnen hätte können.
Spannung, wie bei Ausbruchsversuchen oder am Ende bei einer Gerichtsverhandlung wird völlig
verschenkt. Da müssen einige abschließende Textzeilen reichen – und das bei einem 2 ½
Stundenfilm – das ist wie gesagt verschenkt und kann man sich schenken.
127 Hours
Aron Ralston ist begeisterter Bergsteiger und unternimmt mal wieder eine Tour durch
einen verlassenen Canyon in Utah. Natürlich ohne vorher irgendwem Bescheid zu sagen.
Als sich ein Felsbrocken löst und seinen rechten Arm in einer Felsspalte einklemmt,
wird es ernst um das Leben von Aron. Es beginnt ein Überlebenskampf.
Die Story beinhaltet eigentlich "nur" das Einzelschicksal des Aron Ralston, aber Danny
Boyle (Slumdog Millionaire) wäre nicht Danny Boyle, wenn er es nicht schaffen würde,
aus dem Stoff eine weitreichendere Geschichte zu fabrizieren. Weitere Personen werden
eingebunden; dem Gefühls- und Gedankenleben des Hauptdarstellers in Rückblenden und
Überblendungen Plausibilität eingehaucht. Dadurch gelingt es auf beeindruckende Weise,
die Ängste und Empfindungen des Hauptdarstellers zu vermitteln und unter den Zuschauern
ein ständiges Unbehagen zu verbreiten: was würde ich in der Situation tun? Das ist höchst
realistisch umgesetzt, wenngleich einige Ungereimtheiten auftauchen (Aron scheint zu
Beginn seiner "Gefangenschaft" keine Schmerzen zu spüren; wie ist er wieder an seinen
Walkman gekommen? Der Armstumpf ist viel länger, als er eigentlich sein müsste). Das
zusammen mit der eigentlichen Schwäche: man weiß ja schon vorher, wie sich Aron "befreit"
schaffen es nicht, 127 Hours viel von seiner Dramatik zu nehmen. Über die eklige Armszene
ist schon viel geschrieben worden. Ich kann nur anfügen, dass selbst mir, der ich schon
massig Blut in Filmen gesehen habe das Blut in den Adern zu frieren drohte ob des realen
Hintergrundes der Situation.
2 Tage New York
12.08.2012
Marion wohnt in New York. Mit dabei ist ihr Sohn und der Partner mit eigenem
Töchterchen. Nach dem Tod ihrer Mutter kündigt sich familiärer Besuch aus Paris an.
Als Vater, Schwester und Co in New York einlaufen, bricht das los, denn es prallen
französische und amerikanische Welten aufeinander.
Vor allem Hauptperson Marion (July Delpy), aber auch ihr Partner Mingus (Chris Rock)
machen reichlich Wirbel in dieser Vortsetzung von 2 Tage Paris. Allerdings dreht es
sich hier nicht ausnahmslos um die beiden, sondern ebenfalls um die Französische
Familie, die für 2 Tage in New York aufkreuzt. Natürlich gibt es reichlich
Situationskomik und Anspielungen auf die Hautfarbe des Partners. Der Elan setzt
sich über den gesamten Film fort, allerdings wirken viele Dialoge reichlich
konstruiert um des Filmes willen. Bei der Geschwindigkeit hat man sogar Schwierigkeiten
den reichlich vorhandenen Untertiteln zu folgen, wenn mal wieder eine frankophile
Unterhaltung geführt wird.
Witz gibt es ohne Ende, allerdings wenige wirkliche Lacher und Schenkelklopfer,
sodass 2 Tage New York nicht wirklich herausragt.
2 Tage Paris
02.07.2007
Der Amerikaner Jack und die Französin Marion sind ein Paar.
Nach einem gemeinsamen Venedig-Urlaub beschließen sie einen Abstecher bei Marion's Familie
in Paris zu machen, bevor sie wieder in ihre jetzige Heimat New York fliegen.
Was harmlos beginnt, offenbart immer tiefere Abgründe von Marion's Vergangenheit.
Jack hat nicht nur mit der Französischen Sprache zu kämpfen, sondern auch mit
allerhand Vorurteilen der Französischen Gesellschaft. Der Film begleitet das Paar
während ihrer beiden Tage, die sie in Paris verweilen.
Anfangs denkt man: "Oh nein - nicht dieses pseudo inteligente philosophische Geschwafel"
aber schnell entwickelt sich 2 Tage Paris zu einer turbulenten Ansammlung skurriler
Personen und Begegnungen. Wer schon einmal in Frankreich als Tourist unterwegs war,
findet hier auch das wohlbekannte arrogante Verhalten wieder vor allem was eine
andere Sprache (als Französisch) angeht.
Allerorts treffen die beiden Ex-Liebhaber von Marion und das Hauptthema ist SEX.
Man fragt sich mit zunehmender Dauer warum die beiden überhaupt zusammen sind und
so steht ihre Beziehung mehr und mehr auf dem Prüfstand.
2 Tage Paris ist ein (Geheim-) Tipp für jeden, der sich im Kino gerne kurzweilig
amüsieren will.
28 Days later
In diesem düsteren Endzeit Horrorfilm, der sich thematisch etwas an dem
alten Zombie-Klassiker (dawn of the dead) orientiert verwandelt ein Virus
die Menschen innerhalb von Sekunden in blutdürstige Bestien. Einige Tierschützer
befreien die zu Versuchszwecken eingesperrten Affen, die das tödliche
Virus in sich tragen. So nimmt das Schicksal seinen Lauf. 28 Tage später
findet sich ein Überlebender der Katastrophe in einem einsamen Londoner
Krankenhaus wieder. Er zieht umher und trifft auf andere Überlebende, die
sich gemeinsam versuchen durchzuschlagen.
Im Gegensatz zu den klassischen Zombies sind die Infizierten hier schnell zu
Fuß unterwegs. In einer Radiomitteilung verspricht eine Militärbasis ein Gegenmittel
zu haben, also machen sich die Leute auf den Weg dorthin. Tatsächlich
befindet sich dort eine gut gesicherte Basis mit 9 Überlebenden Militärs, die
allerdings keineswegs ein Gegenmittel gegen die Seuche haben. Es kommt zu
sozialen Spannungen und nach einer Weile stellt sich heraus, dass die Radiomitteilung
nur gesendet wurde, um auch Frauen dorthin zu locken, denn nur Frauen
bedeuten eine Zukunft für die Menschheit. Der Schock saß tief und unsere "Helden"
wollen nur noch fliehen, bevor die beiden Frauen Opfer von Vergewaltigungen
werden. Es beginnt ein Finale, in dem es die Soldaten hinrafft und unsere 3 schließlich
fliehen können.
Splatterfans, die eine Blutorgie á la Zombie erwarten, werden enttäuscht sein.
Ansonsten verbreitet 28 days later eine Spannung und düstere Stimmung, die einen
nicht selten zusammenzucken lässt. Alles in allem ein gut gemachter Streifen, der
jedoch zum Ende hin etwas abfällt. Aber 4 Punkte sind allemal drin.
28 Weeks later
17.09.2007
Der Nachfolger von 28 Days later (wer hätte das geahnt?) fängt da an, wo der Vorgänger geendet hatte.
Die Infizierten haben nahezu die gesamte Weltbevölkerung dahingerafft und sind nun ihrerseits aufgrund
der Nahrungsknappheit am "Aussterben". In einem Teil Londons haben sich Überlebende zusammengerottet
und versuchen ein normales Leben zu führen, abgeschottet von der Außenwelt. Natürlich kommt das Virus
irgendwie doch in die abgesperrte Zone und der Kampf beginnt von neuem.
Klingt altbekannt? Ist es auch - spätestens Altmeister Romero schuf mit Land of the dead ein identisches
Szenario, das weitaus mehr begeistern konnte und schockierender war.
So bleibt ein recht überflüssiges Sequel, für das man den Kinobesuch meiden sollte.
2012
Der groß angekündigte Megablockbuster vom "Meister der Endzeit" Roland Emmerich. Durch
eine Sonneneruption sendet die Sonne gefährliche Strahlung, welche den Erdkern erhitzt
und schließlich die Erdkruste verschieben lässt. Was langsam beginnt, gipfelt in der
globalen Katastrophe. Dazwischen die Hauptfiguren: John Cusacks als Familienvater Jackson
Curtis, Danny Glover als US-Präsident und Chiwetel Ejiofor als Wissenschaftler und später
Präsidentenberater Adrian Helmsley.
Natürlich ahnten die oberen Politiker vom Bevorstehen der Apokalypse und haben bereits im
Geheimen mehrere Schiffe in Auftrag gegeben, welche einige wenige Auserwählte und
Superreiche für das Leben danach wappnen soll.
Was anfangs noch versucht wird wissenschaftlich anschaulich zu erläutern, wird mehr und
mehr zur hirnrissigen Farce. Ein John Cusack wirkt zwar bemüht, doch hat auch er keine
Chance gegen die gewaltigen Computertricks und Effekte, die uns bereits im Trailer den
Film schmackhaft machen sollen. Warum in aller Welt muss die aberwitzige Fahrt der
Limousine so dermaßen übertrieben sein? Gleiches gilt für die Szenen mit dem Flugzeug und
natürlich gegen Ende mit einer der Archen. Was vor 25 Jahren bei Indiana Jones noch für
Spannung gesorgt hat, wirkt anno 2009 nur noch peinlich. Doch es gibt noch eine
Steigerung: Das kindische Happy-End (auf einmal ist die Welt wieder genesen und von den
Milliarden Opfern spricht niemand??). Ganz sicher wird 2012 kommerziellen Erfolg haben.
Die Frage ist nur: wer verlässt wirklich zufrieden den Kinosaal?
Tipp: Geld sparen und die diversen Trailer ansehen, denn damit hat man alles gesehen, was
es zu sehen gibt.
300
16.04.2007
300 ist eine Verfilmung des gleichnamigen Comicromans von Frank Miller
und erzählt die eine Episode aus den Perserkriegen, nämlich die Geschichte der ersten Schlacht bei den Thermopylen. Ebenso wie seine Comic-Vorlage orientiert sich der Film nicht an den historischen Fakten, sondern eher an der Schilderung des antiken Chronisten Herodot.
In einer Vorgeschichte erfährt man etwas über die Bräuche der Spartaner
und begleitet den künftigen König Leonidas beim Heranwachsen. Als Sparta
durch die Perser bedroht wird und die Gelehrten nur verhandeln
(gleichbedeutend mit kapitulieren), scharrt Leonidas seine 300 besten
Soldaten um sich, um den Feind aufzuhalten.
Landschaften und Hintergründe, sowie das Blut entstanden komplett am
Computer, was die Kosten für dieses Machwerk in Grenzen hielt. Dadurch
besitzt 300 aber auch eine einzigartige Atmosphäre und die Männer sowie
die Kreaturen wirken noch monströser.
Der martialische Erzählstil um viel Pathos und Ehre sind nicht jedermanns
Geschmack und so ist es nicht verwunderlich, dass nicht jeder diesem
zweistündigen Manowar-Video etwas abgewinnen kann. Mich hat der Streifen
aber total in seinen Bann gezogen und dafür gesorgt, dass ich ihn mir
sogar zweimal angesehen habe (das erste Mal seit Braveheart!). Einzig zwei
kleine Kritikpunkte: 1. Man hätte sich am Ende gewünscht die finale
Schlacht zwischen Griechen und Persern noch zu sehen und 2. Die Szene mit
dem jungen Leonidas und dem Wolf, in der er ein "Mann" wird ist
selten dämlich und kann man später auf DVD locker überspringen. Auf der
Berlinale 2007 wurde 300 vorgestellt und wohl von den Kritikern
überwiegend belächelt.
300 - Rise of an empire
02.05.2014
General Themistokles sammelt seine Truppen, um die Persische Invasion abzuwehren. Sein
großes Problem allerdings ist die Uneinigkeit der Stadtstaaten, allen voran Sparta, das
sich weigert Unterstützung zu schicken. Während die erste Angriffswelle bei Marathon noch
zurück geschlagen werden kann, naht Bedrohung über das Meer: Artemisia befehligt eine
riesige Invasionsflotte. Die griechische Flotte sucht ihr letztes Gefecht bei Salamis und
hofft auf Sparta.
Lange haben sich die Fans des kultigen ersten Teils gedulden müssen und da ich mich auch zu
den 300-Fans zähle, könnte ich mir den Nachfolger am Starttag nicht entgehen lassen.
Bereits die ersten Szenen zeigen sich in derselben Slow-mo mit Computergeneriertem Blut ohne
Ende. Die historisch relevanten Daten werden bestenfalls angedeutet, werden aber zunehmend
hanebüchen umgesetzt (6 griechische Schiffe gegen 1000 Persische? Dann tauchen ein paar
Spartanerschiffe auf und von den Persern ist kaum noch etwas übrig?). Die Neue böse Figur
(Artemisia) lässt Xerxes wie einen Schulbub aussehen. Dazu nerven ihre Gesten und Sprüche
zunehmend (der Gipfel: du kämpfst härter, als du f*****).
Ein Themistokles bemüht sich zwar, besitzt aber zu keiner Zeit das Format eines Leonidas.
Dem Erzählstrang fehlt jede Leidenschaft und jeglicher Pathos, was den Zuschauer teilnahmslos
die ausufernden Blutszenen an sich vorbeiziehen lässt. Das Einzige was länger nachhallt:
als endlich die nervige Eva Green das Zeitliche segnet und der halbe Saal applaudierte - das
bleibt eher im Gedächtnis, als dieses unsägliche Machwerk, durch das der Vorgänger nur noch
mächtiger und grandioser erscheint.
Mit dem einen Fanpunkt kommen wir dann gerade auf eine 2er Wertung.
360
08.10.2012
Scheinbar verknüpft ist das Liebesleben mehrerer Menschen auf dem Globus verteilt.
Michael ist Geschäftsmann und versucht seiner Frau treu zu sein, die ihn allerdings mit einem
brasilianischen Fotografen betrügt. Laura, die Freundin des Fotografen will ihn eigentlich
verlassen, kommt aber wegen eines Schneesturmes nicht aus Denver weg.
Dort begegnet sie John, einem älteren Mann auf der Suche nach seiner Tochter, und auch einen
Triebtäter auf Freigang, den sie in ihrer Wut verführen will.
Der Knastbruder widersteht ihr aber, weil er weiß, dass er sonst vielleicht nicht Herr seiner
Sinne ist.
Eigentlich mag ich an Episodenfilmen vor allem die Spannung, wie sich die Handlungstränge am
Ende treffen. Spannung ist auch bei 360 gegeben, auch wenn sich nur ein Teil der Personen am
Ende trifft.
Trotzdem weist der Film etliche Längen auf und in einigen Passagen lässt sich kaum das Handeln
der Personen schlüssig nachvollziehen, so bleibt für 360 am Ende doch nur das Prädikat Durchschnitt.
4 Tage im Mai
13.12.2011
Vier Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs besetzt ein sowjetischer Trupp ein
Kinderheim an der Ostseeküste. Ebenfalls am Strand liegt eine deutsche
Einheit, die über den Wasserweg sich den Engländern ergeben will. Beide
Parteien sind kriegsmüde. Ein 13-Jähriger Junge glaubt noch an den Sieg und
tut alles, die beiden Gruppen gegeneinander aufzuhetzen. Zwischen den Russen
und den Heimbewohnern entwickelt sich ein „Alltag“, bis nach der Kapitulation
überraschend noch Gefahr droht.
>
Schön, dass auch einmal die menschliche Seite der Russischen Truppe gezeigt
wird (hier in Person des russischen Hauptmanns Aleksei Guskov). Das
Zusammenleben mit den Deutschen im Waisenhaus birgt manches Konfliktpotenzial,
dazu ist die Konstellation der Geschichte aufgrund des endenden Krieges mehr
als spannend. Hier will niemand wirklich sein Leben aufs Spiel setzen. Vor allem
das Ende hat es dann in sich und verspricht Überraschungen. Ein Film, den man
aufgesaugt haben sollte, auch wenn man keine Schinken vom zweiten Weltkrieg
mehr sehen kann.
5 Jahre Leben
01.07.2013
Unschuldig im amerikanischen Gefängnis auf Guantanamo... das waren einige und so auch der
Deutsch/Türke Murat Kurnaz. 5 lange Jahre wurde er verhört und im Kampf gegen Terror ein
Geständnis von ihm erwartet, obwohl er dazu nichts zu sagen hatte. Als die Verhörmethoden
keine Ergebnisse liefern, wird Verhörspezialist Gail Holford auf ihn angesetzt und versucht
sich Kurnaz' Vertrauen zu erschleichen.
An der Grenze zur Dokumentation, doch mit einem gesunden Maß an schöpferischer Freiheit wird
uns der Haftaufenthalt des Murat Kurnatz erzählt. Hauptaugenmerk liegt neben dem Häftling vor
allem auf den Verhörmethoden Holfords. Die Spannung wird dadurch aufrecht erhalten, dass man
bis zum Ende nicht weiß, ob aus Kurnatz ein Geständnis herauszupressen ist oder nicht... ob er
mit der Al Quaida zu tun hatte, oder nicht bleibt dahin gestellt. Die raffinierten
Verhörmethoden werden akribisch dargestellt und das Umfeld aus Häftlingen und Aufsehern
mitsamt der willkürlichen Gewalt schafft es, eine gewisse Schockwirkung zu erzielen.
In Summe fehlt es allerdings an Recherchearbeit, Darstellung von Fakten und
Hintergrundinformationen, dass man sich nach dem Kinobesuch selbst informieren muss.
Manche Darstellungen scheinen nur des Effektes wegen vorzukommen (der Zellennachbar mit den
amputierten Beinen, Das Töten der Echse...), so bleibt unterm Strich doch nur ein etwas
spezieller Film, der nicht jedem zu empfehlen ist. Im Vergleich ist Zero Dark Thirty das
deutlich stärkere Machwerk (ähnliches Thema).
7 Psychos
24.02.2013
Dem Drehbuchautor Marty ist in Hollywood bisher kein Erfolg beschert.
Da stiehlt sein bester Freund Billy einen "Shih Tzu" und schon steht auch Marty mitten in
kriminellen Machenschaften: der Besitzer des Hundes ist Charlie, ein verrückter Ganove,
der den Vierbeiner unbedingt zurück will.
Nach Brügge sehen und sterben der nächste Film des Filmemachers Martin McDonagh. Auch hier
ist er seinem Fable für abgedrehte Geschichten treu geblieben. Beim Hauptdarsteller mit Colin
Farell ebenso, wo er nichts falsch machen könnte, denn Farell besitzt diese "leicht wahnsinnige"
in seinem Blick. Wo es hier aber an Inhalt fehlt, wird mit Blut- und Mordszenen geklotzt, wobei
erstaunlich ist, dass der Hauptdarsteller keinen einzigen Schuss abfeuert. Wer eine Vorliebe für
verrückte, übertriebene Filme hat, der wird hier trotz allem ganz gut unterhalten. Der Meister
des Genres Tarantino wird aber bei weitem nicht erreicht.
7 Tage Havanna
23.09.2013
Montag: Der junge Tourist Teddy reist zum ersten Mal nach Kuba. Ein Taxifahrer bietet ihm
eine Sightseeingtour der besonderen Art an. Dienstag: Ein bekannter Regisseur will eine
Ehrung entgegen nehmen. Während einer Lebenskrise findet er Hilfe von seinem Chauffeur.
Mittwoch: Die Sängerin Cecilia erhält ein Angebot, in Europa eine Karriere zu starten und
muss sich entscheiden, ihre Heimat zu verlassen. Donnerstag: Es soll ein wichtiges
Interview geben. Während er die Zeit überbrückt, besinnt er sich auf sich selbst.
Freitag: Yamilslaidi ist homosexuell und soll durch ein Ritual davon "erlöst" werden.
Samstag: Mirta mach neben ihren beiden Jobs noch selbst Süßigkeiten. Sonntag: Martha
und ihre Nachbarn organisieren ein Fest zu Ehren der Jungfrau Oshun.
Die Idee, die und Starregisseur Benicio Del Torro hier präsentiert ist wahrlich nicht schlecht:
7 verschiedene Regisseure liefern eine Episode (einen Tag) im bewegten Kuba. Es geht vor allem
um Musik, Tanz und das typische Lebensgefühl. Die Träume vom Entkommen aus dem ärmlichen
Leben. Leider halten nicht alle Episoden einen gewissen Standard, den man eigentlich erwarten
dürfte. Bei einigen fragt man sich: was soll das jetzt? Und so macht sich mehr und mehr
Langeweile breit. Interessant wäre gewesen, wenn bestimmte Personen oder Gegenstände in
mehreren Episoden auftauchen würden - das geschieht sogar ein paarmal wirklich, aber leider
viel zu wenig - Chance vertan!
A Beautiful Mind
Russel Crowe in seiner nächsten großen Rolle. Ein überwiegend ruhiger, intelligent gemachter Film der zeigt, wie dicht Genie und Wahnsinn beisammen liegen. Man ist lange im Unklaren, was jetzt Real und was Einbildung ist. Ein brillanter Russel Crowe, der fast schon übertrieben das schizophrene Genie spielt und glaubwürdig gespielte Nebendarsteller machen A Beautiful Mind zu einem (nicht mehr ganz geheimen) Tipp. Spätestens seit dem Oskargewinn für den besten Film, fand dieser Streifen allgemeine Beachtung.
About a girl
23.11.2015
Charleen kommt mit dem Erwachsenwerden nicht klar. Nur Jungs und Mode - das reicht ihr
nicht und sie wird immer pessimistischer, bis sie sich eines Tages umbringen will. Das
Unterfangen misslingt und sie trifft bei der folgenden Therapie den Außenseiter Linus.
Die beiden freunden sich an, was ihr Leben völlig auf den Kopf stellt.
Prima mischen sich hier die Tragik und der Weltschmerz einer Heranwachsenden, die ihren Platz
im Leben sucht, mit krudem Humor, der sich aus den Situationen entwickelt. Sicher kann man
sagen, dass einige Charaktere überzeichnet und die Story dadurch unrealistisch wirkt, kaum
ein Klischee ausgelassen wird, aber dafür können die Akteure durchweg gut unterhalten.
Man findet eigene Erlebnisse und Gefühle auf höchst sympathische Weise wieder, sei es in
der Schule, in der Liebe und in der Freizeit, obwohl der Grundton eher negativ anmutet.
About Schmidt
Warren Schmidt (Nicholson) ist 66 Jahre alt, arbeitet bei einer großen Versicherung und ist
einfach nur noch müde, seiner Schufterei wie seiner zu einer reinen Routine verkommenen Ehe.
Mit der anstehenden Pensionierung jedoch soll alles anders, alles besser werden, und so
planen er und seine Frau, im Ruhestand mit einem Wohnmobil quer durch die USA zu reisen.
Doch dazu kommt es nicht, da Schmidt nur kurze Zeit darauf seine Gattin tot in der Wohnung
findet - und Briefe, die von einer Affäre sprechen. Völlig am Boden zerstört versinkt
Schmidt immer tiefer in Lethargie und Depression, bis er sich aufrafft und alleine mit dem
Wohnmobil aufbricht. Er will die Heirat seiner Tochter Jeannie mit dem erfolglosen
Wasserbettverkäufer Randall um jeden Preis verhindern, auch wenn sich vor Ort Randall's
Mutter Roberta in jeder Hinsicht um den (vermeintlich?) zukünftigen Verwandten kümmert.
Die Reise wird zu einer Suche nach einem neuen Sinn, mit dem er die ihm verbleibenden
Jahre ausfüllen könnte. Der ganze Film ist ein Schwanken zwischen Lachen und Weinen,
alles ist wie im realen Leben. Ein ruhiger, Tragikomischer Film, in dem Jack Nicholson
einmal mehr brillant aufspielt, ohne dass eigentlich viel außergewöhnliches passiert.
Der Top-Mime macht aus einem langatmigen, langweiligen Film, einen recht vergnüglichen
und auch ungewöhnlichen Streifen.
Adam
Die hübsche und intelligente Beth (Rose Byrne) ist gerade frisch eingezogen, da läuft sie bereits dem "etwas seltsamen" aber sympathischen Adam (Hugh Dancy) über den Weg. Die Begegnungen häufen sich und bald entwickelt sich mehr als nur eine Bekanntschaft. Später stellt sich heraus, dass der junge, einsame Mann Autist ist, doch das beeinträchtigt die Gefühle nur unwesentlich. Zu sehr wurde Beth in der Vergangenheit enttäuscht. Die Hauptcharaktere erspielen sich mit Leichtigkeit die Sympathie des Zuschauers. Nahezu Kitschfrei trifft Adam besonders in der vorweihnachtlichen Winterzeit mitten ins Herz. Man hofft förmlich, dass Beth und Adam trotz aller Widrigkeiten und Zweifel speziell von Beth's Eltern, dass die beiden zueinander finden. Selbst das Ende ist für eine Amerikanische Produktion sehr klischeebefreit und weiß so zu Punkten. Ansprechendes Romantik- und Gefühlskino.
Alexander
Die Geschichte führt uns durch das Leben Alexanders von Geburt bis zu seinem
Ende. Dabei werden uns die Träume von Ruhm, Abenteuer und seinem Herrschen über
das wohl größte Reich der Weltgeschichte vom alten Ptolemy (Anthony Hopkins)
erzählt, der ab und zu eingeblendet wird.
Geschichtlich recht authentisch
wird dieses Epos bildgewaltig in Szene gesetzt und mit erstklassigen
Schauspielern (Colin Farrell, Angelina Jolie, Val Kilmer...) gespickt dem
Zuschauer näher gebracht.
Dabei fällt auf, dass viel Wert auf die einzelnen
Personen und Charaktere gelegt wurde, ohne sich zu sehr im Schlachtgetümmel zu
verlieren. Es bleibt Zeit für Gefühle und für Details. Hatte Alexander
letztendlich eine Homosexuelle Ader? Wie lassen sich seine gegen Ende recht
sonderbaren Entscheidungen erklären?
Alexander ist ein Historisches
Großereignis, das weit mehr Atmosphäre besitzt als z.B. Troja. Die Kämpfe wirken
real und nicht so blutleer und staubfrei, wie etwa in den Familienkompatiblen
Herr der Ringe Filmen.
Zur Maximalpunktzahl gibt es jedoch zu viel Kritik zu
äußern. Eine Angelina Jolie als Mutter des Alexander mag ja anfangs noch passend
wirken, später allerdings scheint es, als wäre sie nur ein paar Jahre jünger,
wenn nicht gleich alt wie ihr Sohn – mehr Schminke hätte da Wunder gewirkt. Nach
der Pause muss sich der Film ein paar Längen gefallen lassen und was die
unsinnige Rückblende als Zwischensequenz soll, ist mir schleierhaft – diese
zerrupft den gefälligen Ablauf aufs Gröbste. Diese Szene hätte man durchaus auch
an der chronologisch richtigen Stelle einfügen können. Colin Farrell als
Alexander kann optisch nur bedingt überzeugen... er besitzt nicht das Charisma
eines Mel Gibson oder Russel Crowe
Trotzdem ein imposantes Kinoereignis, bei dem nicht zuletzt die Filmmusik von Vangelis
fesselt.
Alle Anderen
Gitti und Chris, ein wirklich ungleiches und ungewöhnliches Paar verbringt seinen Urlaub auf Sardinien. Endlich finden die beiden Zeit sich all die Dinge zu sagen und zu fragen, für die der Alltag keine Zeit lässt. Die Beziehung wird ins Kleinste zerredet, aber was sich liebt, das neckt sich - So wird sich gestritten und im nächsten Moment wieder geliebt. Pep kommt in die Geschichte, als dem Paar "zufällig" ein Bekannter mit seiner Frau (Er beruflich höchst beschäftigt und sie schwanger und etwas treudoof) über den Weg läuft. Auf einem Treffen wird klar, wie langweilig normal die "Anderen" doch sind. Da eine wirkliche Geschichte nicht erzählt wird, stellen sich gerade gegen Ende Längen ein. Die brillanten Hauptdarsteller (vor allem die aufgedrehte Birgit Minichmayr) retten das Script nur bedingt durch Action und Wortwitz. Am Ende stellt man sich die Frage, was man denn nun eigentlich gesehen hat. Leider haben die ganzen Vorschußlorbeeren hohe Erwartungen geschürt, die nicht gehalten werden.
Alles für meinen Vater
05.02.2009
Tarek wird mit einem Sprengsatz, den er am Körper trägt nach Jerusalem gebracht, wo er auf
dem Markt möglichst viele Menschen mit in den Tod reißen soll. Er und seine Komplizen,
die den Sprengsatz auch fern steuern können sind wild entschlossen, ihre Tat auszuführen.
Als Tarek den Zündknopf betätigt, bleibt allerdings die Explosion aus. Er findet bei Katz,
einem kleinen Elektrobastler die Möglichkeit, den defekten Schalter auszutauschen.
Während er zwei Tage auf den bestellten Schalter wartet, muss er seine Mittäter überreden,
den Sprengsatz nicht fern zu zünden. Im Laden gegenüber lernt er die junge und sehr hübsche
Keren kennen, die Probleme wegen ihrer freizügigen Denkweise und Kleidung bekommt.
Tarek aber scheint sie zu verstehen und so freunden sich die beiden langsam an.
Die heikle Geschichte mit den Arabischen Attentätern in Israel ist sicher mutig gewählt.
Leider wurde hier die Chance vertan, auf die politische Situation näher einzugehen.
Stattdessen drängt sich die leichte Romanze zwischen Tarek und Keren in den Vordergrund,
was den Film arg glattgebügelt und leicht konsumierbar macht. Eine gewisse Spannung kann
man alles für meinen Vater nicht absprechen, denn die Momente, in denen der Zuschauer
nicht weiß, ob der Sprengsatz nun zündet oder nicht sind recht intensiv.
Eine weitere Schwäche ist stellenweise der Unrealistischmus, der in einer Komödie gut
aufgehoben ist, hier aber nur stören (Tarek läuft tagelang mit den gleichen Klamotten
rum und müsste schon stinken wie eine Ratte im Abwasserkanal - Keren bemerkt von dem
Sprengsatz nichts, trotzdem sie Tarek auf dem Fahrrad fast umklammert und natürlich
der Auftritt des dümmlichen Polizisten).
Mäßiger Film
Alles Koscher
25.07.2011
Der britische Muslim Mahmud nimmt’s mit der Religion nicht so genau.
Doch als ihm sein Sohn Rashid eröffnet, dass ein bekannter fundamentalistischer Prediger
sein künftiger Schwiegervater werden wird, muss Mahmud sich ändern, um den
Eheschluss nicht zu gefährden. Was aber viel schlimmer scheint: Mahmud erfährt durch Zufall,
dass er ein Adoptivkind und dazu noch Jüdischer Herkunft sein soll. Von da an ist seine
Persönlichkeit völlig gespalten und er weiß sich zu beiden und zu keiner Religion hingezogen.
Omid Djalili, der vor allem in Großbritannien bekannte britisch/iranische Comedystar (oder ist
es doch Markus Maria Profittlich?) verkörpert den zwischen Türkischer und Jüdischer Kultur
und Religion schwankenden Mahmud/Solly Shimshillewitz mit viel Slapstick.
Zeitweise wird sogar Monty Python-Niveau erreicht. Die witzigen Momente beschränken sich
allerdings fast ausnahmslos auf die ersten 30-45 Minuten. Danach lassen Witz und Komik
deutlich nach. Wer sich wie ich schwer tut, religiöses Tun nachzuvollziehen, dem kann
Alles Koscher nur wenig geben. Am Ende wird man sogar an Bollywood erinnert, aber
erinnern wird man sich nicht lange. Zumindest ist die Musikauswahl sehr abgefahren.
All is lost
24.02.2014
Einen erfahrenen Segler hat es in den Indischen Ozean verschlagen, wo sein Boot einen
umhertreibenden Container rammt und leck geht. Es beginnen höchste Anstrengungen, mit dem
Boot nicht unterzugehen und gerettet zu werden. Ein aufziehender gewaltiger Sturm macht die
Sache nicht leichter.
Reduziert auf Robert Redford und sein Segelboot will uns hier All is lost Spannung
vermitteln. Um es gleich vorwegzunehmen: das gelingt nicht. Vielmehr ist das ständige
Wassergeglugger und frei von Dialogen gezeichnete Machwerk äußerst ermüdend.
Dazu kommt, dass man oft nicht nachvollziehen kann, was unser Hauptdarsteller ständig für
Gegenstände am Suchen ist.
All is Lost muss sich zwangsläufig mit Cast Away - Verschollen vergleichen lassen,
aber auf einem Boot gibt es natürlich weitaus weniger Möglichkeiten, wie auf einer Insel.
Etwas Spannung kommt auf, als fremde Schiffe in Sicht kommen und auch der Schluss versagt
nicht gänzlich. Ein Pflichtfilm ist All is lost aber bei weitem nicht - gratuliere dem,
dessen Augenlider die gesamte Zeit über geöffnet bleiben.
Almanya
Mitte der Sechzigerjahre kamen Hüseyin Yilmaz und seine Familie aus der Türkei nach
Deutschland. Inzwischen ist das fremde Land jedenfalls für die Kinder und Enkel zur
Heimat geworden. Nachdem der Patriarch bei einem Essen seine Lieben mit der Nachricht
überrascht, ein Haus in der Türkei gekauft zu haben, muss die Sippe mit zum Umbau in die
Pampa fahren. Die Reise voller Streitereien und Versöhnung nimmt eine tragische Wendung.
Almanya ist eine Ode an die Gastarbeiter, die in den 60ern und 70ern mitgeholfen
haben, Deutschland wirtschaftlich aufzubauen.
Dabei werden natürlich alle Klischees bedient, allerdings in äußerst witziger Form.
Im Vorfeld war nicht klar, ob Almanya ein dünnbrüstiger Klamauk wird, bei dem man die
besten Gags im Trailer verbraten hat. Hier wechselt sich Komik mit Ernsthaftigkeit auf
unterhaltsame Weise ab. Dazu kommen noch einige Kurzauftritte von bekannten TV Schauspielern
(Katharina Thalbach, Axel Milberg, Saskia Vester, Aglaia Szyskowitz).
Einzig langatmig die letzten 20 Minuten, die es so nicht unbedingt gebraucht hätte, trotzdem: besser
als erwartet!
Alphabet
09.12.2013
Erwin Wagenhofer, österreichischer Dokumentarfilmer hinterfragt die These, dass unser
Bildungssystem keine eigenständigen Menschen, sondern gleichgeformte Individuen hervorbringt,
die einzig und alleine “besser” sein sollen, als ihre Konkurrenten.
Anfangs strengt Alphabet schon sehr an, was vor allem an den für "westliches" Verständnis sehr
fremd anmutende Chinesische Beispiel für Drill und Leistungsdruck liegt. Später nähern wir
uns dann EuropäischenVerhältnissen an und finden uns teilweise in den Ausführungen der
Protagonisten wieder. Was kaum möglich sein dürfte ist das Schullose Aufwachsen, wie im
Beispiel der Französischen Familie, allerdings sollten sich manche Eltern sicher mal
Gedanken machen, ob sie ihr Kind von einem Termin zum anderen karren, anstatt sie einfach
mit gleichaltrigen Spielen zu lassen, denn nur so entwickeln sie eine eigene Persönlichkeit.
Alphabet ist ein wichtiger und nötiger Film, aber leider zu wenig unterhaltsam vermittelt.
Alter und Schönheit
05.01.2009
Eine Ewigkeit haben sich vier alte Freunde nicht mehr gesehen.
Ein letzter Wunsch des schwerkranken Manni (Peter Lohmeyer) vereint sie nach Jahren wieder:
Die Freunde sollen Rosi (Sibylle Canonica) finden, Manni's ehemalige große Liebe, die er um
Verzeihung bitten will.
Das Wiedersehen der Männer weckt allerdings ihre kindliche Ader: Sie kurven in Manni's Ferrari
herum und genießen die Zeit in dessen Bungalow, bis sie Rosi gefunden haben.
Die Topbesetzung des reifen Deutschen Films weckt beim Zuschauer große Erwartungen, doch die
Schauspieler wechseln nur belanglose Phrasen, spielen ihren Part lustlos herunter und können
der sehr dünnen Geschichte nicht das nötige Leben einhauchen.
Die Nebenhandlungen wirken indes so gekünstelt, dass man nicht mit den Figuren fühlt.
Zurück bleibt ein ziemlich überflüssiges Stück Zelluloid, bei dem der eigentliche Hauptdarsteller
vier Räder und ein springendes Pferd auf der Kühlerhaube hat...
ein wenig mehr hätte es schon sein dürfen.
Am Ende kommen Touristen
17.09.2007
"Oswiecim", eine polnische Kleinstadt die zunächst nichts Besonderes zu sein scheint bis man den deutschen Namen "Auschwitz" ausspricht. Der Film schildert das heutige Leben an diesem Geschichtsträchtigen Ort. Ein Deutscher Zivildienstleistender (Sven) soll im ehemaligen KZ auf den eigenwilligen KZ-Überlebenden Stanislaw Krzeminski aufpassen. Bei seiner täglichen Arbeit trifft er auch die junge Dolmetscherin Ania, die Touristen durch das Konzentrationslager führt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte.
Am Ende kommen Touristen beschreibt die Absurdität aus jedem noch so
zweifelhaften Ort einen Gedenkstätten-Tourismus zu veranstalten und natürlich
über die kleinen Konflikte, die aufgrund der Sprachbarriere entstehen. Er zeigt,
wie die einheimischen Jugendlichen mit ihrer Geschichte umgehen und am Ende
kommen wirklich immer wieder die Touristen.
Dieses heiße Thema anzufassen, dazu gehört schon einmal viel Mut. Leider scheitert
meiner Meinung nach der Versuch dieser anderen Herangehensweise. Die Atmosphäre des
Films ist weder düster noch fröhlich, macht wenig nachdenklich und auch die
Liebesgeschichte bleibt in ihrem Keim stecken. Vielleicht war auch meine
Erwartungshaltung zu hoch, der Am Ende kommen Touristen nicht gerecht werden
konnte. Den dritten Punkt gibt's für das mutige Thema.
Am grünen Rand der Welt
05.12.2015
In einer Zeit, in der es für Frauen unüblich war, eine Farm zu führen und unabhängig zu sein
steht Bathsheba Everdene ihren "Mann". Gegen alle Widerstände kämpft sie sich und wird zudem
noch von 3 Männern umworben. Für wen entscheidet sie sich?
Die Adaption eines herausragenden Liebesdramas wird uns hier präsentiert und das gar nicht
mal sooo schlecht. Begeistern kann vor allem die wunderbare Carey Mulligan in der Hauptrolle.
Dafür verblassen die anderen Charaktere merklich. Der Soldat, Sergent Troy - peinlich, der
Schafshirte Gabriel Oak nicht wirklich authentisch... Trotz allem Bemühen, Bathsheba die
Auswahl durch 3 gleichwertige Bewerber zu erschweren (jeder mit anderen Vorzügen), ist doch
schnell jedem klar, wer es denn nun werden wird. Bei einigen Szenen wird nicht klar, wieviel
Realzeit eigentlich seit der letzten Einstellung vergangen ist. Hervorragend die
Gesangseinlage von Carey Mulligan bei "let no man steal your thyme". Trotz des
Riesenschmalzes, der von der Leinwand trieft, ein Film, den man sich trotz Kritik ansehen
kann, aber nicht muss.
A million ways to die in the west
10.08.2014
Albert ist Schafzüchter und eigentlich viel zu weich für einen echten Cowboy. Noch nie
geschossen, jeder Auseinandersetzung aus dem Weg gehend besitzt er trotzdem ein loses
Mundwerk. Dieses sollte ihm eines Tages zum Verhängnis werden, als er unbewusst mit der
Gattin eines Banditen gesehen wird. Es läuft am Ende auf ein ungleiches Duell hinaus.
Nach dem schreiend komischen Trailer, kommt hier die amerikanische Antwort auf den Schuh des
Manitou. Die Komik beschränkt sich zumeist auf die Situationen, die es dafür in sich haben.
Wenn sich auch die eigentliche Geschichte ziemlich dünn um Eifersucht dreht, so sitzen die
Gags absolut auf den Punkt, zudem viele überraschende Ideen und Begegnungen, die man so nicht
erwartet. Die Albernheiten des Hauptakteurs machen viel Spaß und lassen den Zuschauer heiter
und zufrieden den Kinosaal verlassen!
A most violent year
02.06.2015
Im New York der frühen 80er Jahre baut sich der eingewanderte Abel Morales mit seiner Frau
ein Heizöl Geschäft auf. Die Geschäfte gehen gut, bis sich die Konkurrenz wehrt und seine
Öltransporte brutal überfallen lässt. Durch den Versuch der Aufklärung wird Morales selbst
immer tiefer in den Sumpf aus Korruption und Gewalt gezogen.
Eine mitreißende Geschichte wurde versprochen und an sich scheint der Stoff einige
Möglichkeiten zu bieten. Doch zu selten sieht man Momente, welche die Geschehnisse vorwärts
treiben - zu behäbig mutet der Erzählstil an, dass man sich des Öfteren ertappt, schläfrig
zu werden. Daneben zeigt eine Jessica Chastain eine ihrer schwächeren Leistungen, was wohl
auch der undankbaren Rolle geschuldet ist.
A most wanted man
24.11.2014
Issa schafft es illegal nach Hamburg. Dort findet er Zuflucht in der islamischen Gemeinde.
Nach und nach sind ihm verschiedenste Institutionen auf den Fersen, denn so unschuldig, wie
es scheint ist die mysteriöse Person nicht. Hilfe erfährt er von der jungen Anwältin
Annabel Richter, doch damit begibt auch sie sich in Gefahr.
Amerikanische und Deutsche Schauspieler in einer Amerikanischen Produktion mit Hamburg als
Ort des Geschehens, dazu ein brandaktuelles Thema - das verspricht einiges. Die Figur des
schnodderigen Günther Bachmann (letzte Rolle von Philip Seymour Hoffman) ist präzise und
interessant gezeichnet, nicht zuletzt grandios gespielt - daneben verblasst so manch anderer
Akteur. Besonders befremdlich mutet die Synchronisation der Deutschen Schauspieler an, die
zudem nur mickrige Nebenrollen ausfüllen. Dass man sich in Hamburg bewegt, nimmt man optisch
zwar wahr, wirkt aber Studiomäßig kühl und abstrakt. Eine gewisse Spannung will man gar nicht
absprechen, aber dann doch bitte mit einem größeren Knalleffekt.
Am Sonntag bist du tot
16.12.2014
Ein gutherziger Irischer Priester (James Lavelle) wird von seiner Gemeinde nicht gut
behandelt – im Beichtstuhl wird er sogar mit dem Tode bedroht: Ein Fremder wurde von
Priestern vergewaltigt und wolle Lavelle kommenden Sonntag töten. Lavelle will die
Situation auf seine Weise lösen und den vermeintlichen Täter finden und von seiner Tat
abbringen.
Wer den Irischen Dorfpolizeifilm The Guard kennt, darf auch hier groteske Szenen von
eigenwilligen Charakteren erwarten. Was in der Beschreibung wie ein humorbeladener Thriller
klingt, ist in Wahrheit ein leise köchelnder Langweiler, der niemals die angekündigte
Geschichte transportiert. Es wird Einblick ins Irische Landleben gegeben. Die humoresken
Ansätze verpuffen, weil jede Pointe altbacken und 1000 Mal gehört klingt. Auch wenn The Guard
sicher kein überragender Film war - diesen Streifen topt er bei weitem.
Amy
02.09.2015
Eine Doku über die noch sehr jung gestorbene Ausnahmekünstlerin Amy Winehouse. Auch, wenn man mit ihrer Musik nicht viel anfangen kann, so lässt einen dieser Streifen gewiss nicht kalt. Man muss ihr Können anerkennen und leidet mit ihr, wenn sie im Alkohol- und Drogensumpf versinkt. Wenn das Blitzlichtgewitter hereinbricht, kann man sich leicht vorstellen, dass der schnelle Ruhm erst einmal verdaut werden muss. Wirklich recht sehenswert.
Anatomie II
Dieses mal führt uns die Geschichte nach Berlin. Die "Antihippokraten" testen durch Selbstversuche den Einsatz von künstlichen Muskeln, um den Körper Leistungsfähiger zu machen und die Lebensqualität zu steigern. Die Darsteller wirken überwiegend etwas fehl am Platze, ganz zu schweigen von der Glaubwürdigkeit als Ärzte. Man meint sie wären allesamt einer Teenyklamotte entsprungen. Oft sind die Dialoge recht schlampig gesprochen, dass man erschwerend durch die Hintergrundmusik kaum versteht, was gesagt wird. Eine gewisse Spannung kann man Anatomie 2 nicht absprechen, sowie einiger "netter" Szenen, aber an den ersten Teil reicht dieses Sequel nicht ran... im Zweifel für den Angeklagten, deshalb doch 4 Punkte.
Angèle und Tony
26.09.2011
Wegen einer Kontaktanzeige treffen sich die haltlos wirkende Angèle (Clotilde Hesme)und
der Fischer Tony (Grégory Dagebois). Tony taucht spät auf, da er sich nichts von dem
Treffen verspricht. Zu jung, zu hübsch und zu anders ist die 27-Jährige, als dass sie
sich wirklich für den einfachen etwas korpulenten Mann interessieren könnte. Doch Angèle
hat genug von den üblichen Bekanntschaften und schnellem Sex. Sie sucht bürgerliche
Existenz, gesichertes Auskommen in geordnete Verhältnisse. Eine Heirat würde auch ihre
Chancen verbessern, ihren Sohn zurückzubekommen, der ihr entzogen wurde wegen ihres
kriminellen Lebenswandels. Angèle nistet sich bei Tony ein, indem er sie in dem kleinen
Fischereibetrieb einstellt und die beiden kommen sich immer näher.
In sehr getragener Erzählform entwickelt sich diese unterschwellige Geschichte, bei der erst
nach und nach die Hintergründe unserer Figuren ans Tageslicht kommen. Die düstere
Grundstimmung wird dadurch noch verstärkt, dass erst nach einer guten Stunde das erste Lachen
auf einem Gesicht zu sehen ist. Die Geschichte entwickelt sich anders, als man das von der
Beschreibung her vermutet hätte. Wer sich einem solch leisen Film hingeben mag, der kommt
hier voll auf seine Kosten. Mir war das Ganze doch ein wenig zu unausgesprochen, zäh und
langatmig.
Angels Share
13.01.2013
Der Glasgower Kleinkriminelle Robbie macht sich mit seinen Freunden auf in die Highlands, um
sich dort den teuersten Whisky der Welt anzueignen und diesen zu Geld zu machen. Es wäre das
erste, was in seinem verpfuschten Leben gelingen würde.
Was wollten die Macher mit diesem Film ausdrücken? Das erschließt sich beim besten Willen nicht.
Im ersten Drittel will Angels Share noch Sozialdrama sein, ohne allerdings irgendwelche Gefühle
anzusprechen. Die Hauptpersonen (eine Gruppe von gescheiterten Existenzen) schaffen es nie, dem
Zuschauer ihre Nöte glaubhaft zu übermitteln. Im weiteren soll der Film wohl leichte Kommödie
sein, aber den Witz sucht man hier vergeblich. Bleibt nur noch die grandiose Schottische
Landschaft, aber selbst die wurde in blasses Licht getaucht. Selten so etwas langweilig-flaches
ohne jeglichen Humor gesehen.
A perfect day
05.12.2015
A Perfect Day gewährt Einblicke in die Arbeit der Blauhelme im Serbischen Krisengebiet,
dabei wird aktuell die Trinkwasserproblematik durch einen Brunnen, der durch einen toten
Körper „verseucht“ ist. Weil kein Seil zu bekommen ist, stehen die Helfer hilflos da.
Mit einem achtbaren Aufgebot an internationalen Filmstars wird dieses Thema realistisch
umgesetzt und obwohl hier eigentlich nur eine kleine Episode erzählt wird, kann das Ensemble
punkten und mit eingestreuten Späßen den Zuschauer erheitern, trotzdem trägt der Stoff nicht
über die gesamte Spielzeit und so schleichen sich mehr und mehr Längen ein. Gegen Ende ist
noch für einen guten Unterhaltungseffekt gesorgt – solide
Apocalypto
Unbestritten hat Mel Gibson einiges an Erfolgen vorzuweisen. Einmal mehr versucht er
sich hier als Regisseur und entführt uns in den Dschungel von Mittelamerika zu den
einstigen Hochkulturen des 15. Jahrhunderts. Ein Dorf wird von einem anderen grausamen
Stamm verwüstet und die Bewohner niedergemetzelt bzw. gefangen genommen. Die spärlichen
Dialoge lassen die Hintergründe dafür kaum erahnen. Die Gefangenen werden dann zum
nächsten Stadtzentrum gebracht und dort verkauft bzw. geopfert.
Die zweite Hälfte von Apocalypto handelt ausschließlich von der Jagd auf einen der
Gefangenen.
Wie für Mel Gibson Filme üblich zeichnet sich die Hauptperson durch aberwitzige
Leidensfähigkeit aus. Das nimmt einen Großteil der spärlich vorhandenen Spannung.
Und so entwickelt sich ein vorhersehbares Ende für den Zuschauer, der bis dahin
durchgehalten hat. Wer mich kennt weiß, dass ich selten etwas gegen eimerweises
Blutvergießen habe und auch sinnlose Handlungen kann ich ab und zu verkraften,
aber hier ist das Ganze ziemlich uninteressant verarbeitet, dass man sich durch
die 2 Stunden quält. Selbst der Eintritt am Kinotag ist dafür zu schade.
Arac Attack
Von der Story her wird der Trash/ B-Horrormovie der 70er Jahre
wieder aufleben lassen. Durch ein atomverseuchtes Fass wachsen in der nahegelegenen
Spinnenfarm die Tierchen zu Monstern heran, die ihre Opfer anspringen. Natürlich
büchsen die Achtbeiner aus und fallen über die Kleinstadt her. Das ganze ist versehen
mit den zeitgemäßen Computertricks.
Was gibt es zu sehen? Ein paar Ekel-Szenen, ein paar Schockeffekte, bei denen man so
herrlich zusammenzuckt. Und ein Ende, das so absehbar ist, wie der FC Bayern Deutscher
Fußballmeister wird. Die Schauspieler sind so schlecht, dass es nur so kracht, aber
auch bei Kassenschlagern wie Lord of the Rings oder Star Wars sind die Darsteller vom
Oscar soweit entfernt, wie ihre Welten von der Erde. Wen interessieren bei einem
Monsterfilm die Schauspieler? Das ganze macht aber Spaß und ist so witzig, wie es z.B.
Men in Black gerne gewesen wäre.
Arlo & Spot
31.12.2015
Die Welt wurde nie von einem Meteorit getroffen und so sind auch die Saurier nicht
ausgestorben, sondern gehen ihrem gewohnten Leben nach. So auch eine Saurierfamilie
auf einer Farm. Doch die 3 Neugeborenen sind höchst unterschiedlich. Während zwei
davon normal heranwachsen, scheitert der kleine Arlo immer wieder an seiner Angst,
bis er auf einmal von einem reißenden Fluss in unbekanntes Gebiet gespült wird.
Die Rückreise zu seinem zu Hause gestaltet sich als schwerer, wie gedacht und das
Abenteuer beginnt.
Technisch verschmelzen Animation und Wirklichkeit immer mehr miteinander. Stellenweise
sieht man den Unterschied kaum noch und ich weiß nicht, ob man das gut finden soll.
Ich finde es eher schade. Die Geschichte fängt mit guten Ideen an, hat dann aber nicht
mehr zu erzählen, als eine Verlorener Sohn versucht zurück nach Hause zu finden. Sehr
rührend verpackt und durch den Tod des Vatersauriers auch mit dem nötigen Ernst.
Alles Weitere ist gut gemacht, aber sehr vorhersehbar und in Summe etwas belanglos und ohne
Aussage - gerade das hat frühere Pixar - Filme so stark und Erfolgreich gemacht.
Arschkalt
15.08.2011
Berg war mal ein großer Name der Tiefkühlkost. Aber seine eigene Firma ging Pleite und so
muss er sich als Tiefkühlkostverkäufer durchs Leben schlagen. Das geht solange gut, bis er
eine neue Chefin vor die Nase gesetzt bekommt, die ihm einen Beifahrer zum Anlernen neben
das Steuer setzt: den jungen Moerer, der neugierig ist, plappert ohne Punkt und Komma und
alles besser weiß. Zu viel für den wortkargen Misanthropen Berg. Allerdings hat er keine
andere Wahl, sonst ist auch sein Job in Gefahr.
Die Hauptpersonen sind natürlich Herbert Knaup und Johannes Allmayer. Anfangs sind sich die
beiden fremd wie Feuer und Wasser. Zusammen mit der überaus unterhaltsamen Geschichte kommt
hier das herrliche Schauspiel der beiden am stärksten zu tragen. Vor allem Knaup als ewig
griesgrämiger Tiefkühlkostfahrer kann hier den Zuschauern ein Dauergrinsen ins Gesicht
zaubern. Je länger Arschkalt allerdings dauert und je näher sich die beiden
Hauptprotagonisten kommen, umso mehr verliert man sich in unrealistischem Klamauk, der den
an sich Klassefilm dann doch abwertet. Trotzdem noch sehenswert!
Atmen
18.01.2012
Atmen handelt vom 19-Jährigen Roman (Thomas Schubert). Roman hat in seinem Leben fast
ausschließlich Heim- und Gefängnisräume von innen gesehen. Um dem Rest seiner Haftstrafe
zu entgehen, soll er als Freigänger einen Job finden, bei dem er es länger als einen
Tag aushält. Sein Bewährungshelfer ist mittlerweile genervt von Romans ständiger
Wechselhaftigkeit, da soll es nun ausgerechnet die Arbeit als Leichenbestatter sein.
Total unbekannte Schauspieler werden uns hier vorgesetzt, was aber der Atmosphäre keinen
Abbruch tut – im Gegenteil... man kann förmlich die Authentizität spüren und nach und
nach klären sich auch die Hintergründe der Geschichte auf bis hin zum Entstehen des
Filmtitels.
Vor allem das ständige „Spiel“ mit dem Tod, die Trauer und die Wut, auf welche die
Figuren treffen, berühren den Zuschauer. Trist und traurig, aber nie völlig
hoffnungslos. Absolut kultig auf jeden Fall der österreichische Dialekt mit
Deutschen Untertiteln. Kein Film für jeden, aber ein Film für den „anderen“ Kinogänger
Ausgerechnet Sibirien
17.06.2012
Matthias Bleuel ist ein überkorrekter Logistiker eines Modeversandhauses in Leverkusen.
Er soll nach Sibirien reisen, um dort in einer Außenstelle nach dem Rechten zu sehen, doch er kann
weder die Sprache, noch kommt er mit deren Mentalität zurecht.
So will er nur seinen Auftrag schnell erledigen und wieder zurück in die Heimat fliegen.
Zufällig lernt Bleuel, der einen Hang zum Esoterischen hat eine schorische Sängerin kennen. Diese
Begegnung ändert fortan alles.
Die Riege der Schauspieler liest sich hervorragend, aber das täuscht: die Meisten (Armin Rohde,
Katja Riemann) haben bestenfalls Kurzauftritte. Hier glänzt vor allem Joachim Król als brummiger
Zeitgenosse. Im ersten Drittel nimmt Ausgerechnet Sibirien ordentlich Fahrt auf und macht Lust
auf mehr. Die verflacht dann aber zusehends, je mehr Bleuel's Drang zum schorischen zu Tage tritt.
Das Ende wie so oft vorhersehbar... da muss man kein Prophet sein, um zu wissen, dass Bleuel sein
künftiges Leben in Sibirien leben will.
Avatar
Pandora ist die Heimat der Na'vi, eines naturverbundenen Volkes von gertenschlanken, blauen Wesen,
die an Elfen erinnern. Ihr Planet wird vom Mensch bedroht, da der Boden unter dem
Heiligtum der Na'vi, dem "Mutterbaum" wertvolle Rohstoffe birgt. Den Na'vi wird
angeboten, sie umzusiedeln, um einen bewaffneten Konflikt zu vermeiden. Dazu schlüpft
der Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington) in den Körper eines gezüchteten Na'vi,
fortan sein Avatar. Mit Hilfe der modernen Technik wird Jakes Bewusstsein in den Körper
transferiert. Als Na'vi soll er sich unters Volk mischen, Informationen sammeln und
letztendlich das Volk zur Umsiedelung bewegen. Je mehr Jake über die Na'vi erfährt,
umso mehr fühlt er sich als einer von ihnen. Der Konflikt ist unausweichlich.
Storymäßig wird der Zuschauer sofort an die Ewoks, Star Wars und Co. erinnert… primitives
Naturvolk widersetzt sich hoch technisiertem Waffenwahnsinn. So bietet Avatar in der
Beziehung eine wenig überraschende Geschichte, die aber von den unglaublichen visuellen
Effekten lebt. Die 3D-Effekte wurden hier nicht so plakativ, wie in früheren Produktionen
eingesetzt, sondern fast schon beiläufig und dadurch auch sehr viel realistischer.
Das Auge bekommt hierbei die Vollbedienung was grelle Farben und zauberhafte Welten
angeht. Das ist überzeugend, aber in seiner Länge auch anstrengend. Das Finale beschert
dann eine gewohnte Materialschlacht, die allerdings ihren Reiz besitzt.
Für weniger gelungen halte ich die politischen Botschaften und historischen Kontexte,
die hier nicht so recht passen wollen.
James Cameron schaffte hier mit immensem Aufwand einen cineastischen Meilenstein, der
seine Schwächen im Storyboard ausreichend gut kaschieren kann.
Bal - Honig
Zwischen Yusuf und seinem Vater Yakup herrscht ein inniges Verhältnis. Oft begleitet er
seinen Papa in die urwüchsigen Wälder, wo dieser seine Bienenstöcke "aberntet". Aber die
Ausbeute wird stetig geringer. Yakup muss immer tiefer in den Wald und auf die Berge,
um nach besseren Plätzen für seine Bienenvölker zu suchen. Tagelang muss Yusuf umsonst
auf die Rückkehr des Vaters warten. Zu seiner Mutter hat Yusuf ein sehr distanziertes
Verhältnis und auch mit der Schule und seinen Mitschülern kann er wenig anfangen. Bis
sich eines Tages das Verschwinden seines Vaters aufklärt.
Mit dem Goldenen Bären hochdekoriert lockt dieser ruhige Film. Faszinierend wirken die
großartigen Bilder von unwirklichen und urtümlichen Landschaften in dessen Mitte der
kleine Yusuf verloren wirkt. Sehr langsam die Erzählform, die in jeder kleinen Szene
innehält und diese bis aufs Äußerste auskostet. Das kostet bei vielen Zuschauern Ausdauer
und nicht selten wird gegähnt, wenn man sich nicht voll auf die sanften Bilder einlässt.
Eine der stärksten Szenen, als sich der Mond im Wasserzuber spiegelt ist bezeichnend für
Bal. Ein bisschen zu wenig Geschichte steckt hinter den großen Bildern, oder ist es
einfach die Erwartungshaltung nach den Lorbeeren? Es fällt mir schwer, das in Sternen zu
bewerten, denn für einen Träumer ist Bal bezauberndes großes Kino, für mich allerdings zu
fleischlos.
Barbara
26.03.2012
Die junge Ärztin Barbara wird aus Berlin in ein Provinz Hospital versetzt, weil sie einen Ausreiseantrag gestellt hat. Isoliert und abgeschottet von Dorfbewohnern und Kollegen wartet sie darauf, mit ihrem Geliebten Jörg über die Ostsee fliehen zu können. Während der Tag der Flucht näher kommt, nähern Barbara und ihr neuer Chefarzt Andre sich einander an. Alle Pläne drohen jetzt plötzlich noch zu scheitern. Nach Fenster zum Sommer der zweite Film mit einer allgegenwärtigen Nina Hoss. Im Gegensatz zum eben genannten Streifen wird man ihrer Darstellung hier nicht überdrüssig. Die triste, freudlose Grundstimmung zieht sich wie ein roter Faden durch Barbara und lässt erahnen, wie sich viele Menschen in der DDR gefühlt haben müssen. Trotz klasse Schauspielerleistung und stimmungsvollen Bildern will aber ein echter Funken kaum überspringen-schon gar nicht nach den überschwänglichen Vorablorbeeren. Solide
Battleship
30.04.2012
Während einer Truppenübung trifft ein Teil der Flotte, die vom Rest getrennt wurde, auf
ein außerirdisches Etwas, das sich als Invasor entpuppt. Mit überaus entwickelter
Technik werden die Schiffe Stück für Stück versenkt. Der draufgängerische Leutnant
Hopper wird im letzten funktionstüchtigen Schiff zum ranghöchsten Offizier und nimmt
den ungleichen Kampf auf.
Battleship ist feinstes Krawallkino ohne Sinn und Verstand. Wer das außer Acht lässt, der
sollte sich andere Filme ansehen. So kommt es nicht von ungefähr, dass es mit der
Handlung nicht weit her ist. Hinterfragen sollte man die meisten Geschehnisse auch
nicht, denn dann wird man hier ebenfalls keinen Spaß haben (warum funktioniert das alte
Schlachtschiff tadellos? Warum wurden die Aliens nicht gleich am Anfang von den Granaten
platt gemacht...).
Wer das ausblenden kann und die ersten 20 Minuten übersteht, in denen uns die Figuren
näher gebracht werden, der erlebt eine Riesenmaterialschlacht mit lautem Getöse. Man
merkt das hohe Budget deutlich. Nach einer Weile entwickelt man sogar so etwas wie eine
emotionale Bindung zu den Hauptfiguren, auch wenn das nach Schema F geschieht, klappt das
doch auch hier... und ja, der typische USA-Patriotismus und das Waffenarsenal stehen im
Mittelpunkt. Das was Battleship sein will, macht es richtig richtig gut und so
verzeiht man sogar eine Rihanna, deren Rolle dermaßen überflüssig ist. Höhepunkt 1: Die
Einschläge der Alienmunition, wie Flaschenkorken bevor es rummst. Höhepunkt 2: das
Ankermannöver des Schlachtschiffs.
Leider schauen die Aliens nicht besonders originell aus - hier gingen den Machern
womöglich die Ideen aus.
Bauernopfer
23.12.2016
Da ist nun das Biopic über den einzigartigen Schachspieler Bobby Fischer. Zweifellos
spannend und emotional umgesetzt, so man sich nicht vorher über Details seines Schachlebens
informiert, was der große Schwachpunkt sämtlicher Biopics ist.
Allerdings glänzen hier nicht nur die Hauptdarsteller und das kurioseste ist die Optik der beiden
Kontrahenten, denn die wurde wirklich sehr gut nachempfunden. Die Originaleinblendungen aus der
Vergangenheit hätte es nicht gebraucht und einige Ausführungen sind für den Schachlaien etwas schwer
nachzuvollziehen, aber für den interessierten Zuschauer durchaus sehenswert.
Bee Movie - Das Honigkomplott
30.12.2007
Ein weiterer Animationsfilm, der sich mit dem Alltag der Bienen beschäftigt.
"Hauptdarsteller" ist Barry, der gerade den Schulabschluss als Honigarbeiter geschafft
hat und sich nun entscheiden muss, welche Tätigkeit er im Bienenstock ausüben soll.
Dabei macht er sich Gedanken über den Nutzen seiner Entscheidung und dass diese
Endgültig bis zum Lebensende sein soll. Ihm steht eigentlich der Sinn nach anderem
und so zieht es ihn in die Welt außerhalb des Bienenstockes um in der Menschenwelt
einige Abenteuer zu bestehen.
Bee Movie kann mit einigen netten Gimmicks aufwarten, die für so manchen
Schmunzler Sorgen. Der Film zielt allerdings eindeutig eher auf die jüngeren
Zuschauer ab. Erwachsene werden sich durch die zunehmend alberne Story genervt
fühlen. Die oberlehrerhafte Botschaft, was denn die Welt ohne die Bienen wäre rückt
mehr und mehr in den Mittelpunkt. Ein etwas dezenterer erhobener Zeigefinger wäre
hier mehr gewesen.
Before Midnight
08.07.2013
Neun Jahre sind vergangen, seit sich Celine und Jesse zum zweiten Mal gesehen haben.
Inzwischen haben sie 2 Töchter und sind verheiratet. Bei einem Griechenlandurlaub, mit
Jesse's Sohn aus erster Ehe finden die beiden Zeit, ihre Beziehung zu vertiefen und
Gespräche zu führen, die im Alltag auf der Strecke bleiben. Mehr und mehr wird ihre Ehe
und ihr Leben in Frage gestellt.
Nach Before Sunset und Before Sunrise nun der dritte Film der Reihe mit July
Delpy. Gewohnt souverän wird hier wieder ein Feuerwerk an Redeschwällen abgebrannt. Neben
Liebe und Sex geht es auch um politisches und das Leben selbst. Das alles in der wunderbaren
Kulisse des Peloponnes. Schnell bekommt man Urlaubslust, wenn diese nicht immer wieder im
steten Fluss von Worten erstickt würden. Was im ersten Teil noch mächtig spannend war, im
zweiten sich schon etwas abgenutzt hat, erweckt hier leider noch weniger Lust, den
Wortwechseln Folge zu leisten, wenngleich einige Passagen zugegebener weise sehr amüsant
daher kommen. Es passiert einfach nichts Neues, während durch die Ruinen spaziert wird...
noch da, noch da... weg...
Beginners
27.06.2011
Der Tod seines Vaters wirft den Grafiker und Künstler Oliver mehr aus der Bahn, als er es
erwartet hat. Neues Leben haucht ihm die Bekanntschaft mit der französischen Schauspielerin
Anna ein, in die er sich auch prompt verliebt. Er klammert sich an Anna klammert und will
im Leben wieder Fuß fassen und dabei die letzten Jahre seines Vaters aufarbeiten: Nach dem
Tod seiner Frau hatte sich der damals 75-Jährige Hal völlig überraschend zu seiner
Homosexualität bekannt und noch einmal einen neuen Lebensanfang gewagt.
4 großartige Schauspieler geben sich hier die Klinke in die Hand: Christopher Plummer, Ewan
Mc Gregor (der kann ja wirklich noch was anderes als Laserschwert schwingen), Melanie Laurent
und natürlich der Jack Russell Terrier (zwar dressiert, aber trotzdem absolut süß).
Im Mittelpunkt steht das "coming out" von Hal, kurz nach dem Bekannt werden seines schweren
Krebsleidens. Seine Selbstfindung und die neue Beziehung seines Sohnes halten Beginners
am Laufen. Leider schaffen es auch diese Schauspieler nicht, dem Film etwas Besonderes
einzuhauchen. So dümpelt Beginners vor allem im Mittelteil etwas seicht dahin, zudem
sind die ständigen Rückblenden konfus. Will der Streifen Komödie sein? Dazu sind sämtliche
witzigen Szenen bereits im Trailer zu sehen - also eher nein. Der Ernst überwiegt also
eindeutig, aber über ein "ganz OK" kommt das Machwerk schwer hinaus.
Berlin 36
Die Olympischen Spiele von 1936 in Nazideutschland stehen an.
Gretel Bergmann, die beste Hochspringerin ihrer Zeit hat ein Problem: sie ist Jüdin.
Verbietet man ihr die Teilnahme, boykottieren die USA die Spiele und das will man
natürlich nicht, also muss eine Deutsche Hochspringerin her, die Gretel Bergmann
schlägt: Marie Ketteler. Diese aber ist eigentlich ein Mann, nur interessiert das den
Sportminister nicht sonderlich, wenn Marie nur Gretel schlägt...
Ein weiteres Kapitel, der Deutschen Geschichte, über das bis jetzt noch kein Film
entstanden ist.
Es geht eigentlich am allerwenigsten um Sport, eher um die große Politik dahinter.
Leider fehlt es Berlin 36 die Atmosphäre von großem Kino zu vermitteln und so findet
der Großteil des Films in der Frauenunterkunft des Trainingszentrums statt. Das hat
B-Movie Flair und sensibilisiert den Zuschauer wenig für das eigentlich brisante Thema.
Axel Prahl als Trainer der Hochspringerinnen ist natürlich ein Erlebnis, wenngleich seine
Besetzung in dieser Rolle nicht ganz ideal erscheint.
So bleibt doch nur ein Mittelmäßiger Streifen, den man anschauen kann, aber nicht muss.
Best Exotic Marigold Hotel
16.04.2012
5 britische Pensionäre begeben sich auf Reisen nach Indien. Ziel soll das auf
Werbeflyern absolut fantastisch angepriesene Marigold Hotel sein. Dort angekommen
stellt sich allerdings heraus, dass der einstige Palast seine besten Tage weit hinter
sich gelassen hat und nunmehr zu einer Bruchbude verkommen ist. Doch trotz dessen wiegt
die Exotik und Gastfreundschaft des neuen Landes mehr und erweckt das Leben und die
Liebe neu.
Bollywood meets Hollywood könnte man hier sagen. Zum Glück ohne nervige Musik- und
Tanzszenen.
Die "alte Garde" an Schauspielern macht ihre Sache erfrischend gut, allen voran Judy
Dench und Celia Imrie. Leider ist es mit den Lachern nicht so weit her und die wenigen
kennt man vom Trailer zur Genüge (... Ich esse nichts, was ich nicht aussprechen kann).
So bietet Best Exotic Marigold Hotel locker leichte und seichte Kinounterhaltung, die
nicht wehtut, aber auch nicht zwingend nötig wäre.
Beziehungsweise New York
12.06.2014
Den Pariser Xavier verschlägt es nach New York, denn seine Frau hat sich mit den beiden
Kindern aus dem Staub gemacht; Ihr Ziel: New York. Durch die Wohnungsnot findet Xavier eine
Bleibe in Chinatown. Schon bald steht seine Ex vor der Tür und er heiratet zum Schein eine
Chinesische Amerikanerin, um im Land bleiben zu können. Da kommt reichlich Chaos auf.
Der dritte Teil der Trilogie führt uns nach New York, die Protagonisten sind allerdings die
selben geblieben, wenn auch gealtert. Es werden viele Klischees zum Besten gegeben und eine
flotte, herzerfrischende Komödie zum Besten gegeben, die wesentlich weniger albern daher
kommt, als es der Trailer vermuten lässt. Das tut der Geschichte gut, denn obgleich einige
abstruse Dinge Geschehen, bleibt es zumeist nachvollziehbar. Gegen Ende überschlagen sich
natürlich die Ereignisse sehr überspitzt, aber sympathisch bleibt es zu jeder Zeit.
Big Eyes
02.06.2015
Eine Frau verlässt ihren Mann in einer Zeit, in der das noch sehr unüblich war. Mit ihren
Zeichnungen versucht sie in der neuen Heimat Geld zu verdienen. Das will nicht klappen, bis
sie dem charmanten xx begegnet, der ihre Geschäfte auf Trab bringt, sich allerdings selbst
als Künstler der Werke ausgibt. Das kann natürlich nicht lange gut gehen.
Ein einmal mehr großartig aufgelegter Christoph Waltz sorgt hier für Begeisterung, obwohl er
mit seinem Verhalten den Zorn der Zuschauer beschwört. Auch Amy Adams macht ihre Sache
großartig mit dem ernsten Part des Streifens. Mit den Großen Augen Zeichnungen hat man zudem
einen tollen Background geschaffen, der Big Eyes aus dem Mittelmaß befreit. Ein auf den
zweiten Blick toller Film, der alleine für die Gerichtsszene einen Pluspunkt verdient.
Birdman
02.02.2015
Riggan war früher berühmt, als er den Superhelden Birdman verkörperte. Inzwischen hält er
sich mit zweitklassigen Theaterstücken über Wasser. Eines Tages spricht eine Stimme aus der
Vergangenheit zu ihm und lässt ihn ein großes Stück auf die Beine stellen, das beweisen
soll, dass er immer noch ein guter Akteur ist. Als es auf die Premiere zugeht kommt es zu
einigen Unwägbarkeiten und die Stimme aus der Vergangenheit wird auch nicht leiser.
Die bizarren Szenen, wie die Gestalt aus der Vergangenheit zu unserm Hauptdarsteller
(Michael Keaton) spricht haben schon etwas für sich. Wie er sich redlich müht, an einstige
Erfolge anzuknüpfen ebenso. Doch sind sämtliche Charaktere bis auf Mike (Edward Norton) sehr
blass und man entwickelt keine emotionale Bindung. Der Stoff trägt nur bedingt für die große
Leinwand und so muss man für Birdman nicht unbedingt Geld an der Kinokasse lassen.
Birdwatchers
Schizophren wirken die Szenen zu Anfang, als die Eingeborenen für die Touristen "Wilde"
spielen sollen und danach vom Veranstalter bezahlt werden. Man könnte sich durchaus
vorstellen, das es stellenweise so zu geht. Der Tourist hat bestimmte Erwartungen, was
Klischees angeht und diese gilt es zu erfüllen. Doch den Eingeborenen reicht es nicht mehr
abgeschoben in ihren immer kleiner werdenden Reservaten ihr Dasein zu fristen.
Sie suchen ein eigenes unabhängiges Leben, wie es bereits ihre Ahnen und Urahnen gelebt
haben. Doch an Jagd, Fischerei und Feldbestellung ist nicht mehr zu denken, stattdessen
gehört das Land jetzt Großgrundbesitzern, die ein "westlich" orientiertes Luxusleben führen.
Die Eingeborenen schlagen wild ihre Zelte auf und nach und nach gesellen sich immer mehr
hinzu. Ab und an lassen sie sich zum Teil als Leiharbeiter bezahlen, aber ansonsten wird
ständig der Gegensatz zwischen traditioneller Werte und moderner Errungenschaften deutlich.
Einige der Eingeborenen leben durchaus nicht mehr hinter dem Mond.
Birdwatchers behandelt ein Kapitel in Brasilien, das tiefgründig zum Nachdenken anregt.
Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, so schwingt sie höchst glaubwürdig. Der Zuschauer
schlägt sich schnell auf die Seite der Eingeborenen, fühlt und leidet mit ihnen.
Sehenswertes Stück mit unverbrauchtem Thema!
Bis zum Horizont, dann links
20.08.2012
Die Bewohner der Seniorenresidenz "Abendstern" haben mit ihrem langweiligen Alltag zu
kämpfen. Einzig der mürrische Tiedgen will noch etwas erleben. Die Senioren sollen zu
einem Rundflug mit einer Propellermaschine antreten, doch diesen Flug nutzt Tiedgen und
entführt das Flugzeug, um noch einmal das Meer und den warmen Süden zu sehen.
An namhaften Schauspielern wurde hier wahrlich nicht gespart, aber selbst diese verleihen
diesem dünnbrüstigen Klamauk nur wenig Format. Erschreckend schlecht wirkt das
dargebotene: Eine Anna Maria Mühe enttäuscht mit gestelztem Minenspiel total und ein
Robert Stadlober deplatziert und unterfordert... Da passen sich viele der Altstars sogar
an – einzig Herbert Feuerstein verhindert den Totalausfall. Eine Geschichte, so dämlich
und konstruiert, wie lange nicht mehr... Bis zum Horizont und dann Absturz.
Black Swan
Die junge Balletttänzerin Nina will unbedingt die Doppelrolle als weißer und schwarzer
Schwan bekommen und tut alles dafür. Das Zurückblicken auf die gescheiterte Karriere
ihrer Mutter, schürt Ninas Ehrgeiz noch zusätzlich. Doch ihr Chef wirft Nina einen
Mangel an Sex-Appeal und Hingabe vor, trotz aller Perfektion. Nach einigen Ereignissen,
bekommt sie die Traumrolle unverhoffter Weise aber doch. Allerdings sieht sie Ihren
Auftritt durch das neu engagierte Talent Lilly gefährdet.
Der Werbung konnte man sich nur schwer entziehen, zumal das Cover einen sehr sexy
Blickfang bietet. Muss es auch, denn Ballett als Filmthema klingt dann weniger sexy.
Natalie Portman als Nina Sayers ist einfach nur perfekt für diese Rolle. Sie verkörpert
diese zerbrechliche Anmut, das scheue Reh, die Perfektionistin, die unbedingt diese Rolle
will. Neben der Geschichte um die Rolle der Schwanenprinzessin ist Black Swan
vieles: etwas Horror, etwas Thrill, etwas düstere Dramatik.
Die Tanzszenen sind zum Glück aufs nötigste beschränkt und so zeigt Black Swan den
Reifeprozess einer jungen Frau, die sich von ihrer Mutter abnabeln will. Die sich
häufenden Schockeffekte verfehlen ihre Wirkung nicht und lassen so manchen zartbesaiteten
Zuschauern das Blut gefrieren.
Black Swan ist gutgemachtes Kino, das man nun gut oder schlecht finden kann, aber auf
alle Fälle wird es erwähnenswert bleiben und keinen kalt zurück lassen.
Blade II
Wie auch schon der erste Teil spielt Blade II in einer surrealistischen Welt. Man meint, es gäbe keine Menschen. Die Vampire haben es mit den Reapers zu tun, die nur durch Sonnenlicht zu vernichten sind. Die Effekte sind ähnlich gut und der Film ist um einiges rasanter, wie Blade I. Wesley Snipes ist wohl dermaßen cool, das gibt´s gar nicht. Natürlich fließt das Blut in strömen und bei den Kampfszenen merkt man, dass der Schauspieler schon etliche Titel und Auszeichnungen in diversen Kampftechniken erworben hat. Alles in allem ein Film, der dem ersten Teil in nichts nachsteht (bei welcher Fortsetzung kann man das schon sagen!). Das Finale ist wieder dermaßen furios... da fällt einem nur folgendes ein: Die letzten Worte des Vampirs - ich möchte die Sonne sehn!!...für verrückte Freaks ein toller Film.
Blancanieves - Ein Märchen in Schwarz und Weiß
20.01.2014
Der berühmte Torero Villalta begeistert die Zuschauer in der Stierkampfarena von Sevilla.
Eines Tage kommt es zum Unglück, das er schwerverletzt überlebt. Fortan ist es an den Stuhl
gefesselt und kann auch seine Hände nicht bewegen. In der Zeit seiner Reha stirbt seine
geliebte Frau bei der Geburt der Tochter. Seine pflegende Krankenschwester schleicht sich
bei ihm ein, um ein sorgenfreies Leben zu genießen. Bis eines Tages plötzlich Villlaltas
Tochter wieder auftaucht.
Nach The Artist traut man sich jetzt auch in Spanien den Schwarz/Weiß Stummfilm zu
präsentieren. Allerdings ist die Mischung Märchen mit Stierkampf zu kombinieren sagen wir mal
sehr speziell. Als nach und nach die Geschichte des Märchens Schneewittchen Oberhand gewinnt,
wünscht man sich gelangweilt das Ende des Films, der außer großen Augen und Mündern in
Nahaufnahme nicht viel zu bieten hat. Das Ganze ist zudem äußerst vorhersehbar, trotz
des fremden Themas.
Blau ist eine warme Farbe
03.02.2014
Adèle ist Schülerin und hat sexuell bereits einige ausprobiert. Als sie im Vorbeigehen
die ältere Emma mit auffällig blau gefärbtem Haar trifft. Bei näherem Kennenlernen entdeckt
Adele ihre Liebe zu Frauen und beginnt entgegen aller Widerstände eine Beziehung mit Emma.
Zwischen Liebe und Eiferucht zerbricht allerdings die Beziehung, um weitaus später zu
merken, dass es ihre einzig wahre Liebe gewesen ist.
mit Adèle Exarchopoulos als Adèle hat man hier eine grandiose Jungschauspielerin gefunden, die
vom Regisseur optisch schon fast voyeuristisch in Szene gesetzt wird. or allem deren Mund hat
es wohl dem Guten angetan - wie ist es sonst zu erklären, dass man sich selbst in
Großaufnahmen von der schmatzenden und kauenden Adèle verliert? Neben 60 Minuten Mund der
Adèle und 20 Minuten weiblichem Sex, ebenfalls äußerst explizit und auf Provokation ausgelegt,
besitzt Blau ist eine warme Farbe auch noch eine intensive Geschichte der
heranwachsenden Adèle, die ihre Sexualität und ihre Liebe für die Frau entdeckt. Das
alles ist zwar äußerst intensiv gespielt - fast schon künslich überbordend emotional. Schaut
man aber genauer hin, finden sich einige Schwächen gerade in der zeitlichen Komponente
(keine Frau trägt nach 3 Jahren die selben Ohrringe - ein wenig die Haare umgesteckt und
schon ist das Mädchen zur Frau geworden?)... in der Oberstufenklasse besitzt niemand ein
Handy? In welcher Zeit soll das Ganze spielen? Hier hätte mehr Realismus gut getan und bei 3
Stunden Spielzeit wäre oft weniger mehr gewesen.
Nicht ganz das große Epos, das es sein will.
Blue Jasmine
23.12.2013
Jasmine muss ihr komfortables Leben aufgeben und zu ihrer ungleichen Schwester in eine
Mietwohnung ziehen, da ihr Mann wegen Betrugs festgenommen und das Vermögen beschlagnahmt
wurde. Die Versuche, sich in ein einfaches Leben einzufinden scheitern wohingegen der
Alkohol- und Tablettenkonsum zunimmt. Erst, als sie den erfolgreichen Diplomaten Dwight
trifft, keimt ein Hoffnungsschimmer in ihr auf.
Jasmine wird herrlich verkörpert von einer Kate Blanchet in Superspiellaune. Auch ihre
ungleiche Schwester (Sally Hawkins) weiß zu überzeugen. Es dauert etwas, bis man die
Rückblenden von der aktuellen Zeit unterscheiden kann. Nach und nach tun sich Abgründe
zwischen Alkohol- und Pillenkonsum auf. Das ist zwar stellenweise unterhaltsam, bisweilen
aber auch nervig und bleibt nicht nachrangig im Gedächtnis - dazu ist die Hauptstory zu
banal.
Boyhood
29.07.2014
Der sechsjährigen Mason Jr. ist traurig, weil seine Mutter mit ihm und seiner Schwester
zurück in ihre alte Heimat ziehen will um sich selbst zu verwirklichen.
Wenigstens sehen die Kinder jetzt ihren Vater öfter, der sich seit der Scheidung kaum um sie
gekümmert hat. Probleme gibt es genug, während Mason langsam in die Pubertät kommt und seine
Schwester mit immer neuen Männergeschichten aufwartet.
Als einzigartiges Projekt wird Boyhood gepriesen... und das ist es in der Tat.
Eigentlich wird nichts weiter, als die 12 Lebensjahre unserer Familie beschrieben, aber mit
all den Facetten, die das Leben in der entsprechenden Zeit ausmachen. Besonders
sympathisch sind die eingeflochtenen technischen Spielereien der jeweiligen Zeit (Tamagotchi,
Gameboy, X-Box), allerdings lässt das in der zweiten Filmhälfte deutlich nach, dafür hat man
endlich einmal ehrlich gealterte Charaktere, die uns allesamt schnell ans Herz wachsen.
Es muss dem Regisseur verdammt schwer gefallen sein, den Film auf trotzdem noch epische 3
Stunden zu kürzen, aber mehr wäre doch zuviel des Guten gewesen. Wegen einiger Längen noch
recht gute 4 Sterne.
Brooklyn
24.02.2016
Eilis ist eine junge Irin. die in den 50er Jahren ihr Glück in den USA suchen will, denn
Irland ist bitterarm und das Leben sehr schlecht. In Brooklyn findet sie schnell eine
Anstellung und lernt den italienischstämmigen Amerikaner Tony kennen. Mehr und mehr
legt sie ihre Schüchternheit ab und genießt die neuen Freiheiten und den Wohlstand.
Als sich eine Familientragödie anbahnt, reist sie zurück in ihre Heimat und muss sich
schließlich entscheiden ihrem neuen und ihrem alten Leben.
Eine durch und durch melancholisch-traurige Geschichte um ein Irisches Auswandererschicksal
wird hier geboten. Wobei die stärksten Sequenzen die Veränderung der Hauptdarstellerin
beschreiben, wie sie nach und nach immer selbstbewusster wird und daneben auch optisch
reift. Am Ende bleibt wirklich die spannende Frage, ob sie sich für, oder gegen ihre
Heimat entscheidet. Sehr ruhig erzählt taugt Brooklyn sicher nicht für jeden. Das was
erzählt wird, kann allerdings bewegen.
Bruce Allmächtig
Obwohl er recht erfolgreich ist, hat TV-Reporter Bruce Nolan (Jim Carrey) ständig etwas zu nörgeln. Und die Schuld gibt er meistens Gott. Bis es selbst dem zu bunt wird. Der Allmächtige (gespielt von Morgan Freeman) bietet Bruce für eine Woche seinen Job an, es besser zu machen. Kein Problem - denkt sich Bruce und fängt an, die Welt nach seinen Gutdünken zu ändern. Aber eigentlich zunächst einmal seine Welt. Doch bald muss er feststellen, dass Gott spielen ganz schön anstrengend ist. Eine originelle Story, Spaß ohne Ende und ein Jim Carrey, der seinem Ruf als Zappelphilipp und Grimassenschneider einmal mehr gerecht wird, machen Bruce Allmächtig zu einer tollen Komödie und einem Pflichtfilm für alle, die mal wieder richtig Spaß im Kino haben wollen.
Bulb Fiction
16.07.2012
Dass Energiesparlampen Quecksilber enthalten ist eigentlich weitreichend bekannt,
trotzdem sind zum Beispiel Quecksilberhaltige Fieberthermometer verboten, aber
Energiesparlampen nicht. Regisseur Christoph Mayr geht hier dem politisch gewollten
Aus der Glühlampe auf die Schliche. Was seltsam anmutet: Politik, Industrie und
Umweltschützer ziehen am gleichen Strang.
Was hier ausgeleuchtet und hinterfragt wird ist höchst beängstigend! Viel mehr noch, als
Plastic Planet oder Food Inc. macht man sich danach heftigst Sorgen was aus
unserer Umwelt noch werden soll, wohin all die kaputten Energiesparleuchten entsorgt
werden.
Sicher, an der ein oder anderen Stelle wirkt Bulb Fiction (gewollt?) reißerisch,
aber nur so gelingt es Aufmerksamkeit zu schüren.
Ob der Fall mit dem kleinen Jungen sich wirklich so zugetragen hat, oder der Erfinder der
150000 Stunden Glühbirne durch die bösen Konkurrenten ums Leben kommen musste...
Die Sache mit dem 'Heatball' allerdings sorgt für etwas Erheiterung in dieser ansonsten
schaurigen Vision. Wenn dieser Film auch nur ein Wenig für ein Umdenken sorgt, dann hat
er schon etwas erreicht. Bei mir jedenfalls nachdrücklich.
Can a Song Save Your Life?
10.11.2014
Die Musiker Gretta sucht ihr Glück in New York und ihre Musikkarriere zu starten, während
die Probleme mit ihrem Freund, dem bekannten Sänger Dave Kohl.
Ein heruntergekommener Plattenlabelboss sucht verzweifelt nach neuen Talenten, bis er die
junge Gretta bei einem Auftritt bewundert. In Gedanken sieht er schon einen neuen Star, kann
sein Label davon aber nicht überzeugen.
In Eigenregie produziert er mit Gretta und einer illustren Gruppe Musikern ein Album, bei dem
jeder Stück im Freien an einem anderen Ort aufgenommen ist. Erfolg oder Misserfolg
entscheiden über seine Zukunft.
Musikfilme scheinen angesagt zu sein. Nach Broken Circle Breakdown, Inside Llewyn Davis
und Jersey Boys nun ein weiterer. Als Hauptdarstellerin konnte Keira Knightley
verpflichtet werden, die hier den Part der Singer/Songwriterin nahezu perfekt ausfüllt.
Sehr natürlich und authentisch singt sie ihre Parts tatsächlich selbst. Trotz der kleinen
Defizite ab und an höchst beachtlich. Ihrem Anblick kann man sich sowieso nicht entziehen.
Dagegen verblassen die Gesangskünste ihres Filmfreundes "Dave Kohl" (von keinem Geringeren,
als dem Maroon 5-Sänger gespielt) gesanglich wie schauspielerisch gewaltig. Klar, dass der
abgewrackte ex-Labelboss wieder den Dreh bekommt und Familie, sowie Job wieder in den Griff
bekommt. Das ist zwar sehr glattgebügelt, aber äußerst sympathisch und emotional vermittelt.
Da macht es nichts, dass die Nebenschauplätze bestenfalls Beiwerk sind. Übrig bleibt ein
wunderschönes Stück Tonträger.
Captain Phillips
Vor der Küste Somalias wird ein Amerikanisches Frachtschiff von Piraten gekapert. Für die USA
der erste Fall dieser Art seit langen Jahren. Um seine Crew zu schützen, bietet sich Kapitän
Richard Phillips an und kooperiert (scheinbar) mit den Piraten. Als sich eine Befreiungsaktion
anbahnt, versucht der Kapitän Zeit zu gewinnen.
Die Erlebnisse des Captain Phillips während des Piratenangriffs werden hier dramatisch in
Szene gesetzt. Tom Hanks als Hauptfigur schwankt zwischen strenger Selbstsicherheit und
Todesangst, was ausnahmslos hervorragend dargestellt wird. Die verwackelte Kamera sorgt für
Dynamik und bringt den Film beinahe schon in Dokumentarfilm-Sphären. Später ändert der Film
seine Charakteristik: das US-Militär demonstriert die Stärke und Überlegenheit seiner Maschinerie,
sodass man mehr und mehr Mitleid mit den Piraten bekommt. Dazu muss man den Antrieb der Piraten
hinterfragen: wurde das Meer tatsächlich von den Amerikanern leer gefischt? Wer sind die Anführer
der Somalis, die einfache Leute mit maroden Booten zur Piraterie anstiften, um sich zu bereichern?
Ein aufwühlend-spannender Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Carlos - Der Schakal
Ilich Ramirez Sanchez (genannt "Carlos") wurde 1949 in Caracas geboren. In den frühen
Siebzigerjahren wird er zum Aushängeschild des internationalen Terrorismus. Mit
kaltblütigen und Aufsehen erregenden Aktionen verschafft er sich öffentlichen Respekt
und bei der Befreiungsfront Palästinas Gehör. Nach der Gründung seiner eigenen Gruppe,
wird er zunächst zum Söldner, der für den größtmöglichen Ertrag Bluttaten verrichtet,
geschützt und finanziert durch verschiedene Ostblockstaaten, und nach Ende des Kalten
Krieges zum Geächteten aller Nationen, der gesucht und gejagt Unterschlupf finden muss,
bis er 1994 verhaftet wird.
Verblüffendes und realitätsnahes Politdrama. Selbst die über 5 Stunden Spielzeit mit
Untertiteln vergehen im Flug. Edgar Ramirez als Carlos glänzt an allen Fronten mit Souveränität.
Sehenswert zudem, wie sich Frisuren, Kleidung, Gebäude und Autos während der über 20 Jahre
verändern. Die spannendste Episode mit der Entführung der Ölminister fesselt durch
Authentizität. Nach der Pause bei ca. 3 Stunden fällt die Action und Dramatik etwas ab,
trotzdem ein tolles cineastisches Epos.
Carol
09.02.2016
Therese ist unglücklich - sie träumt von einem Job beim Theater und ihren Freund Richard
liebt sie auch nicht wirklich. Im New York der 50er Jahre jobbt sie in einem Kaufhaus.
Eines Tages begegnet sie dort Carol, von der sie sofort fasziniert ist. Die von Carol
vergessenen Handschuhe schickt sie ihr nach Hause, woraufhin sich die beiden Frauen
treffen. Schnell merken beide, was ihnen bisher im Leben gefehlt hat.
Ein zarter “Frauenfilm”, bei dem zweifellos die brillante Kate Blanchett als Titelfigur alles
überstrahlt. Daneben müht sich die gute Rooney Mara, dem zu folgen. Leider wirken einige
Personen optisch der Zeit überhaupt nicht angemessen und auch das große Gefühl kommt etwas
zu kurz - das machte seinerzeit Blau ist eine warme Farbe mit ähnlicher Thematik
besser.
C'est la vie
07.05.2009
Der französische Filmhit C'est la Vie – so sind wir, so ist das Leben folgt einer ganz
normalen Familie durch ihr ganz normales Leben.
In mehreren Episoden begleitet Rémi Bezançon eine durchschnittliche Familie von 1988 bis zum
Hier und Jetzt: Taxifahrer Robert (Jacques Gamblin), seine Frau Marie-Jeanne (Zabou Breitman),
den beiden Söhnen Albert (Pio Marmai), Raphael (Marc-André Grondin) und der Tochter Fleur
(Déborah François).
Diese Familie durchläuft einige Probleme: Der uralte Familienhund soll eingeschläfert werden,
der älteste Sohn Albert will in die erste eigene Wohnung ziehen, die Mutter versucht sich noch
mal als Studentin, der Vater bemüht sich erfolglos, mit dem Rauchen aufzuhören, der andere
Sohn Raphael bekommt wenig auf die Reihe ist aber trotzdem ein sympathischer Typ, Tochter
Fleur entdeckt die erste Liebe.
Es wird geheiratet, sich gestritten und wieder versöhnt... alle Krisen irgendwie durchstanden,
eben so, wie im Leben und in den meisten stinknormalen Familien. Geschwisterliebe und dickste
Familienbande – das ist die Botschaft, die uns C'est la vie vermittelt – und das tut sie
mitsamt der Laiendarsteller ausgesprochen amüsant, sympathisch, authentisch und lebensbejahend
inklusive der Schlussdramatik.
Chasing Ice
16.12.2013
Im Frühjahr 2005 unternimmt James Balog einen gefährlichen Trip in die Eislandschaft und
will dort den dramatischen Rückgang der Gletscher beweisen und Dokumentieren. Doch seine
Arbeit verschlingt viele Jahre, viel Equipment und viel Technik, bis sich wirklich
Ergebnisse einstellen wollen.
Akribisch stellt Balog sein Leben ganz in den Dienst des Dokumentierens von Erderwärmung und
Gletscherschmelze. Mir ist hier der erhobene Zeigefinger zu sehr im Mittelpunkt und stört die
zweifellos wunderbare Natur um Eis und Gletscher gewaltig. Zudem springt der Untertiteltext
ständig unruhig umher und wird zudem ergänzt um andere relevante Informationen.
Das ist für meinen Geschmack zu viel des Guten. Chasing Ice hätte als grandioses Naturschauspiel
gewaltig sein können, als Dokumentation doch nur schwächlich.
Chernobyl Diaries
01.07.2012
Im AKW Tschernobyl ereignete sich 1986 ein katastrophaler Unfall. In der benachbarten
Stadt Prypjat wohnten einst die Arbeiter und Angehörigen, die bei Eintritt der
Katastrophe panikartig die Flucht ergreifen mussten. Zurück bleibt eine Geisterstadt.
25 Jahre später macht sich eine Gruppe junger Amerikaner auf den Weg zu diesem
Extremtourismus. Der Fremdenführer Juri führt die Gruppe auf das Gelände. Natürlich
muckt der Bus, als es an die Rückfahrt geht und sie die Nacht in ebendiesem verbringen
müssen. In der Dunkelheit scheint das Gelände dann doch nicht mehr so verlassen.
Das Spannende und Interessante an dem Film ist zweifellos der Schauplatz in der Nähe des
alten Atomkraftwerks. Die beklemmende Stimmung und Tristesse sind nahezu unbeschreiblich.
Im Gegensatz zu vielen anderen ähnlich gelagerten Streifen verzichtet Chernobyl Diaries
gänzlich auf Humor, aber auch auf die explizite Darstellung von Gewalt. Das sorgt für
düstere Hochspannung und reichlich Schockmomente. Dazu wirkt die Geschichte sehr lange
überaus realistisch (wenn man mal von dem albernen Braunbären absieht) und auch das
Handeln der Protagonisten ist hier durchaus nachzuvollziehen. Diesen Tourismus gibt es
tatsächlich und die Vorstellung, dass dort missgebildete Menschen weiterhin
verbotenerweise gelebt haben liegt so fern nicht - Empfehlung!