Filmkritiken
Beim Schreiben von Filmkritiken lege ich weniger Wert auf ausführliche Beschreibungen, sondern eher auf ein kurzes, prägnantes Fazit.
» Dallas Buyers Club
» Dame König As Spion
» Dark Shadows
» Das Bessere Leben
» Das brandneue Testament
» Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
» Das Ewige Leben
» Das finstere Tal
» Das geheime Fenster
» Das große Heft
» Das Haus auf Korsika
» Das Hausmädchen
» Das Konzert
» Das Labyrinth der Wörter
» Das Leben gehört uns
» Das Leben ist nichts für Feiglinge
» Das Mädchen Wadjda
» Das Schmuckstück
» Das Vaterspiel
» Das Verflixte dritte Jahr
» Das Wochenende
» Dawn of the Dead
» Deep Water Horizon
» Dein Weg
» Der Architekt
» Der Fall Wilhelm Reich
» Der fremde Sohn
» Der Fluss war einst ein Mensch
» Der Geschmack von Apfelkernen
» Der Gott des Gemetzels
» Der große Gatsby
» Der große Trip - Wild
» Der Herr der Ringe I - Die Gefährten
» Der Herr der Ringe III - Die Rückkehr des Königs
» Der Hobbit - Eine unerwartete Reise
» Der Junge im gestreiften Pyjama
» Der Junge mit dem Fahrrad
» Der Knochenmann
» Der letzte schöne Herbsttag
» Der Mann der über Autos sprang
» Der Medicus
» Der Mond und andere Liebhaber
» Der Mongole
» Der Nebel
» Der Pakt der Wölfe
» Der seltsame Fall des Benjamin Button
» Der Sommer mit Mama
» Der Untergang
» Der Vorleser
» Der Vorname
» Dialog mit meinem Gärtner
» Die abhandene Welt
» Die andere Heimat
» Die Anonymen Romantiker
» Die Eiserne Lady
» Die Eiskönigin
» Die Eleganz der Madame Michel
» Die Frau, die sich traut
» Die Frau in Gold
» Die Friseuse
» Die geliebten Schwestern
» Die Herrschaft des Feuers
» Die Höhle der vergessenen Träume
» Die Jagd
» Die Klasse
» Die Köchin und der Präsident
» Die kommenden Tage
» Die Kommune
» Die Letzte Legion
» Die Letzten Gigolos
» Die Liebesfälscher
» Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen
» Die Ludolfs
» Die Monster AG
» Die Nordsee von oben
» Die Ostsee von oben
» Die Queen
» Die Schachspielerin
» Die Schimmelreiter
» Die Schönen Tage
» Die Schüler der Madame Anne
» Die Süße Gier
» Die Tribute von Panem
» Die Unsichtbare
» Die Wand
» Die Welle
» Die Winzlinge - Operation Zuckerdose
» Die Wolken von Sils Maria
» Die zwei Gesichter des Januars
» Diplomatie
» Django Unchained
» Dogville
» Dorfpunks
» Drei
» Dreiviertelmond
» Drive
» Du bist nicht allein
» Eddie the Eagle
» Eine Dame in Paris
» Eine Insel namens Udo
» Einer nach dem Anderen
» Eine schöne Bescherung
» Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach
» Ein Griechischer Sommer
» Einmal Hans mit scharfer Sosse
» Ein Mann namens Ove
» Ein Mann von Welt
» Ein (un)möglicher Härtefall
» Elizabeth - Das goldene Königreich
» Eltern
» Elysium
» Endstation der Sehnsüchte
» Epic
» Erbarmen
» Ewige Jugend
» Exit Marrakech
» Exodus: Götter und Könige
» Fahrenheit 9/11
» Familientreffen mit Hindernissen
» Fasten auf Italienisch
» Fenster zum Sommer
» Feuerwerk am helllichten Tage
» Findet Nemo
» Finding Vivian Maier
» Finsterworld
» Fishtank
» Flags of our Fathers
» Fluch der Karibik
» Fluch der Karibik IV - Fremde Gezeiten
» Food, Inc.
» Frances Ha
» Frau Müller muss weg
» Freier Fall
» Friendship
» Für Marx
» Full Metal Village
» Ganz weit hinten
» Gefühlt Mitte Zwanzig
» German Angst
» Ghostship
» Gigante
» Gladiator
» Glück
» Gnade
» Gold
» Gold: Du kannst mehr als du denkst
» Gone Girl
» Gothika
» Gran Torino
» Grüße aus Fukushima
Dallas buyers club
31.03.2014
Der Texaner Ron führt ein ausschweifendes Leben voller Drogen und Sex. Als er nach einem
Unfall im Krankenhaus landet, wird bekannt, dass er AIDS hat. In dieser Zeit - wir schreiben
die 80er Jahre, weiß man noch so gut wie nichts über erfolgreiche Heilungsmethoden. Sein
Arzt prognostiziert ihm noch 30 Tage.
Das will er allerdings nicht hinnehmen und besorgt sich illegale Medikamente, die
offensichtlich besser sind, wie das, was im Krankenhaus verabreicht wird.
Es wird allerdings zusehends schwerer, die heilsbringenden Medikamente zu beschaffen. Durch
einen eigens gegründeten Club, bei dem er diese Medikamente anderen AIDS Kranken verkauft
macht Ron gutes Geld. Doch die Medikamentenbehörde will seine Geschäfte stoppen - es kommt zum
Prozess.
Manchmal ist es durchaus ein Vorteil, wenn man weder einen Trailer, noch einen Vorbericht
gesehen hat... und der Titel lässt auch kaum schließern, wovon Dallas buyers club handelt.
Nachdem das erste Vorgeplänkel vorbei ist, wird man förmlich in die Geschichte eingesogen und
fiebert mit unserm Titelheld, der ebenso wie Jared (30-Seconds) Leto als Tunte eine herrliche
Vorstellung abliefert. Ebenfalls fantastisch, die Ärztin, die hin und hergerissen zwischen
Zwängen und wirklichem Heilungserfolg schwankt und sich letztendlich für die richtige Seite
entscheidet. Abgerundet wird der Film von Hintergrundinfos zum Prozess und den Schicksalen
der Personen - Geheimtipp.
Dame König As Spion
12.03.2012
London in den frühen 70er Jahren: Die USA und die Sowjetunion rüsten nuklear auf und
der Kalte Krieg ist auf seinem Höhepunkt. Die Spionageringe von West und Ost haben
Hochkonjunktur und bekämpfen sich bis aufs Messer. Einer dieser Spione George Smiley,
ein unauffälliger, aber hochintelligenter Veteran des britischen Geheimdienstes. Aus
der Rente reaktiviert führt er ein Spezialistenteam an, das geheimes Material aus
Moskau sammelt. Doch dann geraten die Männer aus dem britischen Empire selbst ins
Fadenkreuz der Gegner.
Die verworrene Story verlangt dem Zuschauer einiges ab. Dazu kommen noch diverse Namen
und auch die sogenannten Decknamen – da verpasst man schnell mal den Anschluss und
bemerkt die Schwere der Augenlider. Das Topaufgebot der Schauspielerriege schafft es
gekonnt, die triste Düsternheit dieser Zeit festzuhalten und vor allem das Minenspiel des
Gary Oldman (George Smiley) sucht seines Gleichen – hier passen Sounds, Kulisse und jede
noch so kleine Geste zusammen.
Das reicht allerdings nicht, um Dame König As Spion uneingeschränkt zu empfehlen.
Ich würde sogar behaupten, dass 80 % aller Zuschauer hier mit einem Fragezeichen auf der
Stirn den Saal verlassen.
Dark Shadows
25.06.2012
Vampir Barnabas Collins steigt nach 200 Jahren aus seinem Sarg, direkt in die Welt der
1970er Jahre. Diese Welt ist ihm völlig fremd, wie auch seine letzten Nachkommen.
Doch er lernt dazu und er lernt sich mit den Menschen dieser Zeit zu arrangieren. Doch da
entpuppt sich die blonde Schönheit, die einst für den Niedergang seines Fischerimperiums
gesorgt hat als böse Hexe.
Johnny Depp ist prädestiniert für solch skurrile Charaktere und so kann man sich hierfür
auch kaum einen anderen Schauspieler vorstellen. Die Geschichte selbst ist dabei
nebensächlich, beschränkt sich diese doch auf gewöhnlich mystisch angehauchtes
Abenteuer/Softhorror Kino. Splatter- und Horrorfreunde werden hier auch sicher
enttäuscht. Es sind die kleinen witzigen Momente, vor allem als Collins nach 2
Jahrhunderten sich erstmal in der neuen Zeit zurechtfinden muss. Für meinen Geschmack
leider deutlich zu wenige Momente. Das Finale gipfelt dann in einem See von Albernheiten
und lässt den Zuschauer innerlich auf den Ausschaltknopf drücken.
Gut gemeinte 2-3 Punkte, wobei 2 Punkte auf Johnny Depp entfallen.
Das Bessere Leben
07.05.2012
Anne (Juliette Binoche) ist eine etablierte Journalistin der Zeitschrift "Elle". Sie
schreibt an einem Artikel über junge Studentinnen, die sich ihr Studium als “Escorts”
finanzieren. Neben dem Studium soll natürlich noch eine Wohnung und etwas Luxus drin
sein. Offen berichten zwei Mädchen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen. Immer tiefer
dringt sie in ein Spiel aus Sex, Geld und Erniedrigung vor.
Leider verspricht die Beschreibung etwas völlig anderes, als was man hier geboten
bekommt. Total mit Sexszenen überfrachtet (war das nicht neulich bei Shame
genauso?) wird die journalistische Tätigkeit von Anna in den Hintergrund gedrängt.
Selbst bei den spärlichen Interviews hat man nicht den Eindruck, sie arbeite wirklich an
etwas. So quälen sich die langen Minuten bis man das Ende herbeisehnt. An Juliette
Binoche liegt das übrigens nicht (was für lausige Rollen bekommt diese tolle
Schauspielerin angeboten?).
Das brandneue Testament
25.01.2016
Gott führt ein scheinbar normales Leben mit seiner Frau und Tochter in Brüssel. Nach einem
Streit mit Tochter Ea, hackt diese seinen PC und schickt die Sterbedaten der Menschen als
SMS an die Handys der Erdenbürger. Dieses Chaos bewirkt, dass einige der Betroffenen ihr
Leben komplett umkrempeln. Ea selbst büxt von zu Hause aus, was ihr Vater nicht so einfach
hinnehmen will. Er macht sich auf den Weg dem angerichteten Chaos entgegenzutreten.
Ein vordergründig albernes Thema, wie es scheint, allerdings regt es trotz allen Klamauks
sehr zum Nachdenken an. Wie würde man leben, wenn man sein Sterbedatum wissen würde? Und so
pendelt das brandneue Testament zwischen Ernst und Spaß hin und her, ohne sich im
einen oder anderen zu tief zu verlieren. Im Mittelteil scheint dem Streifen etwas die Puste
auszugehen, was den guten Durchschnitt aber nicht sehr drücken kann. Hintergründiger, als
angenommen!
Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
07.03.2014
Walter Mitty arbeitet im Fotoarchiv des renomierten "Life" Magazins, lebt ansonsten aber ein
sehr zurückgezogenes Leben. Seinen Alltag meistert er, indem er in Tagträumen schwelgt, bis
er eines Tages Interesse für seine Kollegin Cheryl hegt. Gerade in dieser Phase droht dem
Magazin die Pleite und die meisten Beschäftigten müssen ihren Hut nehmen. Ausgerechnet das
Foto für die letzte Printausgabe ist unauffindbar und dafür ist Walter zuständig. Er
setzt alle Hebel in Bewegung, um an das Foto zu kommen. Die Odyssee führt ihn an die
entlegensten Winkel der Erde.
Ben Stiller war bisher eher bekannt für sinnflachen Klamauk, umso erstaunlicher ist, was er
uns hier präsentiert und vor allen schauspielerisch abliefert. Der Film besitzt trotz allem
Humor noch den nötigen Ernst, um lange glaubhaft zu erscheinen. Die 'Traumphasen' sind
gespickt von abstrusen Ideen und Anspielungen auf andere Filmmomente... Klasse! Die Wandlung
des Walter Mitty zum Abenteurer gelingt Stiller ebenfalls famos. Leider geht dem Stoff
mittendrin ziemlich die Puste aus, um dann gegen Ende nochmal Schwung aufzunehmen - ansehen!
Das Ewige Leben
09.06.2015
Brenner steht mal wieder am Abgrund des Lebens, bis ihm sein leerstehendes Elternhaus in Graz
einfällt. Dort will er es sich gemütlich machen. Neben Begegnungen mit alten Freunden,
geschehen seltsame Dinge um ihn herum, denen er auf die Spur kommen will.
Nach dem Knochenmann kommt hier der ersehnte Nachfolger. Hader verkörpert den Kult gewordenen
Brenner fast schon zu abgewrackt, allerdings mit der nötigen überdrehten Situationskomik.
Man könnte befürchten, dass es mit dem 'österreichischen' übertrieben würde, dass man sich
Untertitel wünscht, aber dem war nicht so. Neben den verschrobenen Charakteren verblasst
eine Nora von Waldstätten im wahrsten Sinne des Wortes. Die eingestreuten Rückblenden
verwirren zunächst, ergeben dann aber Sinn, sobald sich alle Verflechtungen entwirren.
Wieder einmal hängt alles zusammen und bietet gute Unterhaltung. Die Klasse vom Knochenmann
wird aber ob der dünneren Handlung nicht ganz erreicht.
Das Festmahl im August
20.05.2009
Einer der wichtigsten Feiertage Italiens Mitte August in der römischen Sommerhitze.
Rom ist wie ausgestorben bis auf ein paar verwegene Touristen.
Der weißweindurstige Gianni, der noch mit seiner alten Mutter unter einem Dach lebt kümmert
sich aufopferungsvoll um sie und versinkt in Schulden.
Da bietet es sich an, seinem Vermieter und später auch anderen Bekannten einen Gefallen zu
tun und auch deren Mütter kurzfristig aufzunehmen... aus anfänglicher Ablehnung entwickelt
sich ein ausgefülltes Miteinander, in dem die alten Damen richtig aufblühen.
Man muss schon ein großes Faible für die italienische Lebensweise haben, sonst ist man hier
fehl im Kinosaal. Eine Frau, egal wie alt will in Italien schön sein und sie will vor allem
das Leben und die kulinarischen Köstlichkeiten genießen. Um die geht es vor allem beim
Festmahl im August.
Nur knappe 75 Minuten Spieldauer kann der stellenweise sehr unterhaltsame Streifen bieten.
Wozu aber auch mehr, denn die eigentliche Geschichte ist erzählt und auch so gibt es noch den
ein oder anderen Leerlauf sowie "Fülldialoge". Trotz charmanter Ansätze etwas zu wenig Kino
fürs Geld.
Das finstere Tal
21.04.2014
Ein sonderbarer Fremder kommt eines Tages in einem vergessenen Dorf im Österreich des 19.
Jahrhunderts an. Weil der Winter naht, bittet er um Unterkunft, die er auch gut bezahlt.
Während des Winters häufen sich scheinbar zufällig Unfälle, bis nach und nach dunkle
Geheimnisse ans Licht kommen - auch der Fremde spielt dabei eine wichtige Rolle.
Lange wird man hier auch im finsternen gelassen, warum geschieht, was geschieht. Mir wird
etwas zu schnell klar, wer dahinter steckt. Das tötet das Geheimnis um den ominösen Fremden.
Die moderne Filmmusik will absolut nicht zu einem Stoff passen, der womöglich im
19.Jahrhundert spielt. Dafür Stimmen Ausstattung und die sehr düstere Grundstimmung.
Getötet wird in Zeitlupe und Blut im Schnee kommt optisch natürlich immer gut. Unterstützt
wird der Horror und die Dramatik von unheilvollen vielleicht etwas zu bombastischen Sounds.
Da ich das Buch nicht kenne, kann ich zur Adaption wenig sagen, aber auch als "standalone"-
Film kann das finstere Tal bestehen.
Das geheime Fenster
Nachdem der Schriftsteller Mort Rainey (Johnny Depp) seine Frau
mit einem anderen erwischt, zieht er sich in ein einsam an einem See gelegenes Haus
zurück. Dort frönt er dem Selbstmitleid, verbringt seine Tage mit lustlosen Schreibversuchen
und ausgiebigen Nickerchen. Eines Tages taucht ein mysteriöser Unbekannter auf, der sich als John
Shooter (John Turturro) vorstellt und ihn beschuldigt, seine Geschichte gestohlen und
deren Ende verschandelt zu haben. Er verlangt Wiedergutmachung und zeigt kurz darauf
nur allzu deutlich, wie ernst er es damit meint.
Das Szenario entsprechend einem Thriller spannend aufgebaut, immer wieder mit kleinen
Rätseln und Schockelementen angereichert, wirkt trotz allem sehr träge. So wie es in
der Story eigentlich um die Bedeutung des Schlusses einer Geschichte geht, so macht das
Fehlen eines gelungenen Finales diesen Film an genau dieser Stelle endgültig zu einem
misslungenen Streifen. Hinzu kommt, dass mir Johnny Depp auch in diesem Film seine
Rolle wenig glaubhaft verkaufen konnte.
Fazit: Da sollte man sich wohl eher die Kurzgeschichte von Stephen King, die diesem
Film zugrunde liegt, zu Gemüte ziehen.
_apricum
Das große Heft
16.12.2013
Die ungarischen Zwillingsbrüder werden während des zweiten Weltkriegs zu ihrer Großmutter
gebracht, den Krieg dort zu überstehen. Doch die alte Frau behandelt die Kinder grob, sodass
die beiden Rituale entwickeln, um dem Druck und der Gewalt stand zu halten.
Alles Erlebte dokumentieren die Zwillinge akribisch in ihrem Heft, doch ihre größte Angst ist
die Trennung vom Anderen.
Ein Film, der auf einem Roman basiert - da schwant einem nichts Gutes. Martialisch mutet die
eintönige Erzählstimme an, die diesen ungarischen Film tragen soll. Namenlose Charaktere
(sollen uns ungarische Namen erspart bleiben, oder schreibt das der Roman vor?) tun sich
schwer, Emotionen zu wecken, wenngleich die Veränderung der beiden Jungs beeindruckend
gespielt wird. Entweder ist es der Synchronisation geschuldet, oder die Dialoge sollen
extrem einfach und einsilbig sein? Zusammen mit übelsten Löw Budget Effekten wird eine
eigentlich interessante Handlung erstickt.
Das Haus auf Korsika
24.08.2012
Was tun, wenn man plötzlich ein Haus auf Korsika erbt? Schnell verkaufen? Zuvor möchte
die 30Jährige Christin wenigstens einmal dort gewesen sein. Sie findet zwar ein ziemlich
heruntergekommenes Gebäude in einer abgelegenen Berggegend vor, doch schon nach wenigen
Tagen verliebt sie sich in die Gegend und ihre Bewohner und beschließt, das Haus zu
renovieren und zu behalten. Weit weg von Charleroi ist das für sie die Chance auf einen
Neuanfang und auf eigenen Füßen stehen zu können.
Ein wirklich sehr ruhiger und überaus authentischer Film, wie ihn wohl nur die Franzosen
hinbekommen. Der Zuschauer fühlt zu jeder Minute mit der Hauptdarstellerin und kann sehr
gut nachvollziehen, wie sie sich in die herrliche Landschaft und die Einöde, sowie das
eigene Haus verliebt.
Wer sich dafür öffnet, der wird mit diesem melancholischen und gefühlvollen Streifen
wahrlich belohnt.
Das Hausmädchen
Mit Koreanischen Filmen habe ich so meine Probleme und insbesondere mit dem hier.
Die Dialoge (oder ist es nur die seltsame Synchronisation?) wirken künstlich, dümmlich
und weitab von der Wirklichkeit. Die Geschichte ist nicht weiter spannend: gelangweilter
reicher Ehemann vergnügt sich mit dem gefügigen weil abhängigen Hausmädchen. Natürlich
wird diese dann schwanger.
Speziell die Sprache beim Sex will eher in einen Pornofilm passen, als in einen Streifen,
der Anspruch vermitteln will. Die Szene mit dem Hausmädchen am Kronleuchter ist einfach nur
lächerlich und so bleibt kulissenhafter Humbug, den man sich sparen kann.
Das Konzert
Andrei Filipov, einst großer Dirigent des weltberühmten Bolschoi-Orchesters in Moskau.
Doch weil er sich in den 80ern weigerte, jüdische Musiker aus dem Orchester zu werfen,
wurde ihm der Taktstock entrissen und er zum Hausmeister degradiert. Eines Tages fällt
ihm ein Fax des Pariser "Théâtre du Châtelet" zu, dessen Leiter, Olivier Morne
Duplessis, das Bolschoi-Orchester für einen Auftritt in dem Theater buchen will.
Andrei hat die verrückte Idee, mit seiner alten Mannschaft selbst das Konzert zu
spielen und anstelle des echten Bolschoi nach Paris zu fahren.
Das Konzert verblüfft zunächst mit Typen, die sich weitab von Hollywoodschönheiten
bewegen und die Sympathien der Zuschauer erobern. Die Geschichte selbst ist stark an
den Haaren beigezogen, was zwar bei einer Komödie zu verschmerzen ist, hier allerdings
so flach wie ein Tümpel im Sommer. Die Gags, überschaubar an ihrer Zahl zünden kaum
zumal man die meisten bereits im Trailer gesehen hat. Positiv zu erwähnen bleibt die
Tatsache, dass man die zwei Stunden ohne Langeweile übersteht und dass das Finale
wirklich fulminant, bombastisch und mitreißend überzeugen kann. In Summe leider etwas
wenig um eine wirkliche Empfehlung auszusprechen.
Das Labyrinth der Wörter
Ihr Name ist Margueritte, sie ist fast 95 Jahre alt und lebt in vollem Wissen um die
Wörter, die sich im Laufe ihres Lebens durch Lesen in ihrem Kopf angesammelt haben.
Sein Name ist Germain, er ist Analphabet und nach außen hin äußerst grobschlächtig.
Die meisten seiner Bekannten bezeichnen ihn als Trottel und zeit seines Lebens wird
er nur verspottet und gehänselt. Als sich die beiden begegnen, eröffnet sich für
Germain auf einmal die Welt der Wörter, was ihm anfangs Schwierigkeiten bereitet,
doch ihm durch Marguerittes Art mehr und mehr Selbstbewusstsein verleiht.
Gerard Depardieu spielt wie auch in Mammuth einen Mann der Unterschicht, der
durch seine ruppige Art sehr authentisch wirkt. Schnell ist der Kinozuschauer auf seiner
Seite und freut sich, wenn die Hänseleien gegen ihn zunehmend ins Leere laufen. Mit
Gisèle Casadesus wurde zudem eine wirklich tolle Schauspielerin im hohen Alter entdeckt,
die sich etwas Anmut bewahrt hat. Sehenswert und rührend zugleich!
Das Leben gehört uns
06.06.2012
Romeo und Juliette lernen sich in einer Pariser Diskothek kennen und lieben. Schon bald ist mit
ihrem Kind das Glück komplett, so scheint es, denn bei dem Sohn wird mit 18 Monaten ein Gehirntumor
festgestellt. Von Freunden und ihren Familien unterstützt kämpft das Paar gegen das Schicksal des
Kindes. Für ihre Liebe ist die Situation natürlich eine harte Prüfung.
Nach Halt auf freier Strecke das nächste Krebsdrama. Dieses Mal dreht es sich um den Jungen der beiden
Hauptpersonen. Absolut faszinierend dabei ist die Art, wie das Paar mit der Situation umgeht und
sich ihr Leben zu erhalten versucht. Dabei unglaubliche Stärke ausstrahlt und sich Halt und Liebe
gibt. Da lässt es keinen kalt, wenn am Ende doch die Trennung steht – man fühlt und leidet mit und
hofft, dass es für den Jungen ein gutes Ende nimmt. Das Paar musste sich dabei wohl kaum verstellen,
waren sie doch wirklich in dem Maße betroffen. Das sorgt für höchste Autenzität. Ganz so intensiv,
wie Halt auf freier Strecke schafft man es dann aber nicht zu sein.
Das Leben ist nichts für Feiglinge
03.06.2013
Vater Markus verliert völlig überraschend seine Ehefrau durch einen Unfall. Er bleibt hilflos
überfordert mit der Tochter und seiner Mutter Gerlinde zurück und weiß kaum, wie der Alltag
zu meistern ist. Auch die Tochter Kim kommt mit der neuen Situation nicht klar und reißt mit
ihrem Freund aus. Als dann noch Gerlinde schwer an Krebs erkrankt, gerät alles aus den Fugen.
Ständig zwischen Komödie und Ernsthaftigkeit zu wandeln ist ein schwieriges Unterfangen. Hier
glückt das Experiment fast auf der ganzen Linie. Da ist der Rest der Familie, die den Tod der
Mutter verdauen muss, da ist die Oma, die unheilbar an Krebs erkrankt ist und da ist die Tochter,
die wie der Vater nicht damit umgehen kann. All das ist großartig von den Schauspielern
verkörpert. Zwischen lauthals Lachen und zu Tode betrübt schwankt man als Zuschauer mehr als
einmal. Leider geht dem Film im letzten Drittel etwas die Puste aus und das "Friede Freude
Eierkuchen"-Ende hätte nicht auch noch dein müssen. Trotzdem, gutes Deutsches Kino.
Das Mädchen Wadjda
11.11.2013
Die 10 Jährige Wadjda lebt in Riad und wünscht sich nichts sehnlicher, als Fahrrad zu fahren
und das obwohl es Mädchen in Saudi Arabien untersagt ist Rad zu fahren.
Da sie von ihrer Familie keine Hilfe erwarten kann, versucht sie anders an das Geld für das
Rad zu kommen: sie will den Koran-Rezitationswettbewerb gewinnen, der mit einem Preisgeld
dotiert ist, obwohl sie eigentlich sehr westlich orientiert ist.
Eine uns Europäern fremde Welt tut sich hier auf und wird uns in einer fluffig-leichten
Geschichte näher gebracht. Vor allem der Hauptdarstellerin gebührt höchstes Lob. Man merkt
ihr den Spaß, den sie beim Dreh wohl hatte in jeder Szene an. Trotz der leichten,
märchenhaften Kernstory bleibt der Ernst nicht auf der Strecke und lehrt uns arabische
Kultur, Gepflogenheiten und die Stellung von Mann und Frau in der Gesellschaft.
Das Schmuckstück
Mit Catherine Deneuve wurde DIE Französische Filmlegende wieder ausgegraben.
Ihre Präsenz ist immer noch enorm, aber das Alter zeigt doch deutliche Spuren.
Wer könnte besser dazu passen, als der omnipräsente Gerard Depardieu, der hier allerdings
ziemlich verschenkt scheint. Zu klein seine Rolle und zu selten seine Einsätze. Kein
Vergleich zum Labyrinth der Wörter oder gar Mammuth.
Das Schmuckstück soll den Weg einer braven Ehefrau zu einer emanzipierten, erfolgreichen
Geschäftsfrau zeigen, verliert sich aber in bedeutungslosem Klamauk. Zu gekünstelt wirken die
Dialoge und zu unwirklich das gesamte Setting. Gipfel der Peinlichkeiten sind die Tanz- und
Gesangseinlagen. Da muss man wohl Hardcorefan des Französischen Films sein, um gefallen zu
finden.
Das Phantom der Oper
Was ist das? Eine Oper bzw. ein Musical auf Kinoformat getrimmt? Mögen mich
einige als Banausen verschreien, aber ich kann damit absolut nichts anfangen.
Andere "Musik-Filme" haben das Thema Bühne oder Aufführung als Handlung bzw. als
Teil des Films - hier ist der ganze Film die Bühne. Dialoge finden fast
ausschließlich in Gesangsform statt - gesprochen wird selten, was bei einem
140 Minuten Film schon nach maximal 20 Minuten an den Nerven sägt. Die beiden
neuen Opern-Eigner wirken lächerlicher als die Schurken in "Kevin - allein zu
Hause". Die Gesangssynchronisation ist lausiger als bei den
meisten nachvertonten Webespots (zugegebenermaßen ist es auch recht schwer
Gesang "unpeinlich" zu synchronisieren).
Die Schauspieler mögen hier gute
Sänger gewesen sein, doch Figuren wie das Phantom hätte Schauspieler X Y Z
besser darstellen können. Ich will dem Film nicht gewisse Qualitäten absprechen,
so z.B. die ohne Frage sehr gute Musik und stimmlichen Gesangsleistungen, sowie
die opulenten Kulissen und Bilder.
Dafür gibt es von mir beinahe den zweiten Punkt.
Das Vaterspiel
15.02.2009
Rupert Kramer, genannt "Ratz" hasst seinen Vater und will ihn in einem selbsterfundenen
Computerspiel wieder und wieder töten.
Als ihn ein Anruf erreicht: Mimi, eine ehemalige Studentenfreundin. Sie will, dass Ratz nach
New York kommt, um ihr bei der Renovierung des Hauses ihrer Großmutter zu helfen.
Ratz zögert nicht lange, da das für ihn die Chance ist auszubrechen, vielleicht mit seinem
Computerspiel Geld zu verdienen und natürlich Mimi, die er noch immer liebt nah zu sein.
In New York treten beunruhigende Fragen zu Tage: Wer ist der alte Mann im Keller, was
empfindet Mimis wirklich für ihn und bekommt er die Chance sein Killerspiel zu
veröffentlichen? Doch das ist nicht alles - eine dunkle Geschichte aus der Nazizeit holt
Ratz und Mimi ein.
Schauspielerische Glanztaten sind beim Vaterspiel leider Mangelware. Sabine Timoteo als Mimi
wirkt hölzern und kühl - ohne Emotionen. Helmut Köpping als Ratz ist ebenfalls keine
Offenbarung. Besser macht es da Christian Tramitz als Vater Kramer.
Seine Starken Momente erlebt das Vaterspiel aber stets, wenn in einer Rückblende Lucas von den
Erlebnissen seines Vaters, der im Zweiten Weltkrieg ermordet wurde, erzählt - interessant, wie
sich später die Geschichte zusammenfügt. Hier hätte das Vaterspiel ansetzen können und diesen
Aspekt tiefer durchleuchten sollen. Stattdessen verliert sich der Film ein ums andere Mal in
bizarren Cyberszenen, welche die Handlung nicht voranbringen.
Dagegen bleibt unklar, warum Ratz seinen Vater so hasst? Mit welcher Motivation ruft Mimi
ausgerechnet Ratz nach so langer Zeit an?
Viel Stoff in einem einzigen Film - dabei kommen die einzelnen Handlungsstränge zu kurz.
Wenige starke Momente helfen dem Vaterspiel nicht aus der Durchschnittlichkeit, wenngleich der
Erzählstil sehr ungewöhnlich ist.
Das verflixte dritte Jahr
18.09.2012
Marc Marronier ist ein junger erfolgreicher Kolimnist und bewohnt ein tolles Apartment in Paris.
Nach drei Jahren lässt ihn seine Frau sitzen woraufhin er ein scharfzüngiges Buch schreibt.
Wider Erwarten wird das Buch ein Schlager, doch als sich eine neue Beziehung anbahnt, droht sich
diese auch sofort wegen des Buches zu verflüchtigen.
Den Schauspielern ist es definitiv nicht geschuldet, dass das verflixte dritte Jahr kaum
einen Tag nach dem Kinobesuch komplett aus dem Hirn verschwunden ist. Es sind vor allem die
gänzlich unrealistische Story verbunden mit kaum vorhandenem Humor - das zusammen in Kombination
funktioniert einfach nicht in einem Streifen, der sich dafür zu ernst nimmt. Dabei wird man
eigentlich im Kinosessel recht gefällig unterhalten, dass man sich erst später über den
eigentlich überflüssigen Kinobesuch bewusst wird.
Das Wochenende
27.05.2013
Jens Kessler, ehemaliges RAF-Mitglied wird aus jahrelanger Haft entlassen. Das Wiedersehen muss
gefeiert werden, also lädt seine Schwester Tina alte Bekannte und Verwandte in ihr Landhaus ein.
Allerdings entpuppt sich das Treffen als Horrortrip in die Vergangenheit der RAF. Wer war Schuld
an der Verhaftung von Jens?
Das Wochenende verwirrt zunächst, denn nicht die Wiedereingliederung und das Entdecken der
aktuellen Welt steht im Vordergrund des Ex-Terroristen, sondern familiäre Abgründe und
Vergangenheitsbewältigung. Das kann der Zuschauer nur in Ansätzen nachvollziehen. Dabei ist
es den sehr guten Schauspielern kaum anzulasten, dass das Wochenende hinter gut gemeinten
Ansätzen schnell verpufft. Mehr und mehr fühlt man sich fremd und identifiziert sich mit
keiner der Personen. Katja Riemann überrascht mit "Corinna Harfouche"-Perücke, aber wirkt
hier auch sehr fremd.
Das alles verleiht dem Film das Prädikat: warten und im Fernsehen anschauen und das Geld für die
Kinokarte in einen anderen Film stecken.
Dawn of the dead
Ich muss zugeben, mir ziemlich vorbelastet diesen Streifen angesehen zu haben, da ich
ein großer Fan des Originals von 1978 bin. Dementsprechend groß war meine Vorfreude.
Das Drehbuch hält sich größtenteils an die Urfassung, sprich die Zombies tauchen auf,
das Virus verbreitet sich rasant und unaufhaltsam... eine Gruppe von "Lebenden" findet
sich zusammen und verschanzt sich in einem Kaufhaus und versucht schließlich zu
fliehen und zu überleben.
Im Gegensatz zum Original sind hier die Untoten sehr schnell unterwegs. Mit Blut- und
Gewaltszenen wird auch hier nicht gespart, somit ist die Altersangabe der FSK mit 18
Jahren absolut berechtigt. Die Darsteller sind bestenfalls zweitklassig, was man in
einigen Szenen deutlich spürt. Einige der coolen Sprüche und Typen wollen an die Urversion
erinnern.
Technisch auf der Höhe der Zeit macht sich bei mir trotz aller Bemühungen eine gewisse
Enttäuschung breit. Will doch bei diesem Remake weder die Grundstimmung angemessen
düster rüberkommen, noch die Zombies ähnlich bedrohlich wirken. Die Story ist einfach
nicht fein genug gewebt, dass dieser Gegensatz aus fürchterlichster Horror-Vision und
dem Traum einmal in einem Kaufhaus eingeschlossen zu sein und sich aller Waren bedienen
zu können überzeugen kann. Es wird zu wenig über die Hintergründe des Virus
und die Untoten berichtet. Das Ende schreit förmlich nach einer Fortsetzung, also
schnallen wir uns an und hoffen auf Teil II. Einmal mehr: Kult lässt sich eben nicht auf
Abruf produzieren.
Deep Water Horizon
28.12.2016
Wem ist die Ölkatastrophe nicht noch im Gedächtnis? Diese ist hier zentrales Thema aus Sicht der Arbeiter
auf der Ölplattform.
Man erfährt Hintergründe über Schlampereien und Kostendruck des Konzerns. Leider weiß man, wie es ausgehen wird,
aber der Weg dorthin ist äußerst mitreißend - zwar übertrieben - und emotional produziert. Das ist es aber auch,
was Kino ausmacht.
Dein Weg
18.09.2012
Tom Avery, ein Augenarzt aus Kalifornien hat mit seinem einzigen Sohn bisher nicht viel zu tun
gehabt. Als er allerdings von dessen Tod während seines Jakobswegs erfährt, beschließt er spontan
die Wanderung für ihn fortzuführen. Während des Marschs kämpft er mit seiner Trauer und trifft
andere skurrile Gestalten, die alle ihr eigenes Schicksal zu bewältigen haben.
Die Amerikaner und großes Gefühlskino - das geht eigentlich nicht zusammen. Ansatzweise schafft es
Dein Weg allerdings doch zu berühren, allerdings nervt zusehends die zu große Harmonie und
Konfliktlosigkeit der 4 Hauptakteure. Man meint, diese ganz neuen Bekanntschaften sind schon für
die Ewigkeit in Stein gemeißelt. Was darin gipfelt, dass alle 4 doch noch gemeinsam ans Meer
gehen, um die Asche von Toms Sohn dort den Fluten zu übergeben. Zu Gute heißen möchte ich aber
absolut, dass es nicht zu einer eigentlich erwarteten Liebesgeschichte zwischen der Kanadierin
und einem der anderen Akteure kommt. Zu glattgebügelt, aber nicht unbedingt wirklich schwach.
Der Architekt
25.02.2009
Der Hamburger Architekt Georg Winter (Josef Bierbichler) erfährt vom Tod seiner Mutter,
zu der er schon lange keinen Kontakt mehr hat. Auf Drängen seiner Frau Eva (Hilde von
Mieghem) ist er schließlich bereit, die Beerdigung zu besuchen.
Das Paar macht sich gemeinsam mit den beiden erwachsenen Kindern Reh (Sandra Hüller)
und Jan (Matthias Schweighöfer) auf den langen Weg in die Alpen.
Im entlegenen Bergdorf seiner Kindheit muss sich Winter der Vergangenheit stellen.
Er trifft die alte Freundin Hannah (Sophie Rois) wieder.
Die Testamentseröffnung hält Unerwartetes bereit und so dauert der Aufenthalt doch länger als
erwartet. An diesem isolierten Ort kommt zu Tage, was der Alltag stets verdeckte: Die Familie
ist eigentlich nur noch ein Scherbenhaufen.
Josef Bierbichler als Architekt erlebt gerade seinen zweiten Frühling und auch die anderen Protagonisten machen Ihre Sache mehr als
gut und stehen für Autenzität. Allerdings kann der schauspielerische Glanz nicht darüber
hinwegtäuschen, dass der Architekt strunzlangweilig ist. Der kaum vorhandenen Story fehlt
absolut der Drive und die ruhigen Szenen gehen am Zuschauer vorbei, der sich schon längst
verabschiedet hat.
"Der Architekt" ist der einzige Beruf der etwas schafft, durch das man hindurchgehen kann" -
das ist das Einzige, was von dem Film nachhaltig im Gedächtnis bleibt.
Der Fall Wilhelm Reich
07.10.2013
Wilhelm Reich ist österreichischer Psychologe und Psychiater. In den 1930er und 40er Jahren
polarisieren seine ungewöhnlichen Thesen und Behandlungsmethoden die Massen. Nach seiner
Flucht vor den Nazis in die USA spalten seine Thesen auch hier das Volk. Die Regierung setzt
alles daran, seine Arbeit und Forschung zu unterbinden.
Kennt ihr das: ihr befindet euch im Kinosaal und müsst hinterher erst recherchieren, was ihr
da eigentlich gesehen habt? Genau das passiert dem Durchschnittsseher bei diesem Machwerk.
Sehr lang tappt man im Dunkeln, womit Dr. Reich sich wirklich beschäftigt hat und was daran so
verwerflich sein soll. Die Schleier lichten sich dann auch nur teilweise und lassen einen
ratlos zurück. Klaus Maria Brandauer ist es nicht anzulasten, dass die Minuten zusehends zur
Qual werden. Eine Birgit Minichmayr, zweifellos eine tolle Schauspielerin, bekommt hier nur
eine nichtige Minirolle und Julia Jentsch stelzt hölzern durchs Bild, dazu aufgesagte Texte,
emotionslos rüber gebracht. Warum zum Teufel muss man einen deutschsprachigen Film Deutsch
nachsynchronisieren?? Das wissen wohl nur die Götter.
Der Fluss war einst ein Mensch
17.01.2013
Der Hauptdarsteller ist ein deutscher Schauspieler, der seinen Abenteuerurlaub im Afrikanischen
Busch verbringt. Als er fernab aller Dörfer liegen bleibt, beginnt eine wirre Suche zurück in
die Zivilisation zu gelangen.
Man könnte meinem, dass einem Schauspieler alles abverlangt wird, wenn er quasi der einzige Akteur
im Film ist, aber Andreas Fehlings Mimik beschränkt sich hier zumeist auf den gleichen
Hilfesuchenden Blick. Man kann dem Plot eine gewisse Spannung nicht absprechen, allerdings
wird meiner Meinung nach viel zu wenig aufgeklärt und so trifft der Schluss den Zuschauer aus
heiterem Himmel und lässt ratlos zurück.
Der fremde Sohn
13.01.2009
Los Angeles im Jahre 1928. Christine Collins (Angelina Jolie) verlässt das Haus und geht zur
Arbeit. Bei ihrer Rückkehr ist ihr Sohn Walter verschwunden, möglicherweise entführt.
Fünf Monate später wird ein neunjähriger Junge gefunden, der behauptet Christines Sohn zu sein.
Doch während die Polizei ihren Erfolg feiert, ist sich Christine sicher, dass dieser Junge nicht
ihr Sohn ist. Bei der korrupten Polizei stößt Christine allerdings auf taube Ohren und wird
schließlich in die Psychiatrie eingewiesen, damit sie "aus dem Weg" ist.
Donnerwetter! Dachte ich - starker Auftritt von Hollywood-Schlauchbootlippe Angelina Jolie.
Glänzte sie sonst eher durch ihr Äußeres bei durchschnittlichem schauspielerischen Können,
zeigt sie hier, was sie wirklich kann: Kämpfen wie eine Löwin um ihren Sohn und gegen die
Polizeiwillkür. Man leidet mit ihr, man schüttelt den Kopf über das korrupte Polizeiwesen von
L.A. und man ist zudem schockiert über die "Nebenhandlung": der Enttarnung eines mehrfachen
Kindermörders. Sehenswertes realitätsnahes Kino, das auf einer wahren Geschichte basiert.
Der Geschmack von Apfelkernen
09.12.2013
Als Großmutter Bertha stirbt, treffen sich ihre drei Töchter und Enkel in Bootshaven. Dieser
Ort bringt die Beteiligten allerdings zurück in ihre Jugendzeit und die damit verbundenen
Erlebnisse. so dringt auch der frühe Tod von Cousine Rosemarie an die Oberfläche und sorgt
für reichlich Gefühlswirren.
Die Zeitsprünge, die uns auch noch verschiedene Schauspieler bescheren machen es schwer zu
Folgen, wer ist wer und wer ist mit wem. Das legt sich etwas, sobald die Namen oft genug
gefallen sind. Trotzdem tut das häufige Springen dem Film nicht gut. Man erfährt auch nicht
wirklich, was die Kernaussage ist, die der Geschmack von Apfelkernen treffen will.
So konsumiert man zwar die 2 Stunden, wird dann allerdings mit einer Leere zurück gelassen.
Schwer verdauliche 2 Sterne
Der Gott des Gemetzels
06.01.2012
Zwei Paare: Penelope und Michael sowie Nancy und Alan, stehen sich mehr unfreiwillig als
Gastgeber und Gäste gegenüber. Penelope und Michaels Sohn hat bei einer Schlägerei zwei
Zähne eingeschlagen bekommen und der Sohn von Nancy und Alan war der Täter. Jetzt gilt
es sich auszusprechen und über Folgen zu beratschlagen. Zunächst läuft das Treffen noch
gesittet ab, bis nach und nach die Lage immer mehr eskaliert.
Wenn ein Film auf einen Ort und wenige Personen beschränkt ist, dann müssen die
Schauspieler schon Besonderes leisten, soll kein Langweiler dabei raus kommen. Hier
wurden deshalb Hochkaräter verpflichtet und das Ganze funktioniert wirklich, allen
voran Christoph Waltz. Ein ums andere Mal wähnt man die Situation als entspannt und
dann reichen wenige Worte, um Öl ins Feuer zu kippen-herrlich. Leider, aber nur ein
kleines "leider" wirken einige Szenen zu sehr bemüht und gekünstelt. Sonst bleibt
viel Spaß garantiert.
Der große Gatsby
24.06.2013
Nick ist ein Schreiberling, dem Erfolg bis jetzt nicht vergönnt wurde, also zieht er im Frühjahr 1922 nach New
York, um dort sein Glück zu finden. Er begegnet dort dem mysteriösen Milliardär Jay Gatsby und
verfällt ihm mehr und mehr, bis irgendwann dessen Reichtum hinterfragt wird.
Wie man lesen konnte wurde dieser Stoff jetzt zum fünften Mal verfilmt. Ich nehme die Frage
einmal gleich vorweg: warum? Laaange, sehr laaange sucht man nach Spuren einer richtigen
Geschichte. Bis dahin besteht der Film einzig und allein aus Sauforgien, Parties und
Konfettiregen. Nach gefühlt einer Stunde, kurz bevor der Gedanke reift, den Saal vorzeitig
zu verlassen, deutet sich so etwas wie Spannung an. Man will wissen, wie Gatsby zu seinem
Reichtum gekommen ist und ob da nicht noch ein paar Leichen im Keller versteckt sind. Und
so tut man sich auch die zweite Stunde dieses künstlichen Machwerks an, dem man jederzeit
ansieht, dass die kulissenhaft bunte Stadt nur am Rechner entstanden und die Figuren nur
einem Comic entsprungen sein können. Es lohnt sich bei weitem nicht. Spart euch die
Kinokarte und besorgt euch den Song von Lana del Rey (young and beautiful), denn der
ist wirklich grandios, Alter Knabe.
Der große Trip - Wild
04.03.2015
Schicksalsgebeutelt tritt Cheryl Strayed an, den Pacific Crest Trail über 2000 Kilometer zu
erwandern. Obwohl sie keine Erfahrung hat und ihr Gepäck ausgesprochen unvorteilhaft
gewählt ist, will sie unbedingt durchhalten. Dabei sind Frost, Hitze, Hunger und Durst
ihr ständiger Begleiter.
Der Film beginnt gleich mit einer Knallerszene, bevor wir in den Trip durch die USA
entlassen werden. In Rückblenden erfahren wir nach und nach, welches Schicksal Cheryl mit
sich herumschleppen muss. Ihr Leiden wird hautnah fühlbar und die Begegnungen wirken echt
und nicht wie künstlich kreierter Skript. Dabei lässt Hollywood vielleicht etwas zu sehr
grüßen beim Bewältigen ihrer Strapazen und beim Ende der Geschichte. Etwas weniger mit dem
Holzhammer auf jedes Detail hinzuweisen wäre hier oft besser gewesen, aber trotzdem, kein
schlechter Film.
Der Herr der Ringe I - Die Gefährten
Schon seit fast einem Jahr werden wir verrückt nach diesem Film gemacht, und
dann sehen wir in 180 Minuten sogar nur den ersten von 3 Teilen. Pflichtstoff also...
Die Hobbits und Gandalf kommen sympathisch rüber und sind sehr gut und glaubwürdig
gespielt. Auch die ständige Bedrohung durch die dunkle Seite und den Ring verbreitet
eine knisternde Spannung den ganzen Film über. Die Effekte und locations sind erste
Klasse. Leider verliert das Böse etwas von seiner Schrecklichkeit, denn die Orkhorden
werden reihenweise von einer Handvoll Helden niedergemacht. Trotz allem ist das
Ganze extrem „unblutig"... für meinen Geschmack zu unblutig, aber da wurde wohl
Rücksicht genommen auf die FSK, damit der Film ab 12 Jahren freigegeben werden kann.
Die Geschichte ist stimmig und die Orte wechseln ständig. Allerdings sind manche
Stationen zu arg ausgeschmückt und andere wiederum werden nahezu übersprungen. Zum
Beispiel hieß es, dass man 4 Tage braucht, um die Bergfestung Minas Morgul zu
durchqueren, aber nach dem einen Scharmützel sind die Helden in der nächsten
Einstellung schon gleich durch den Berg. Man sieht die Helden nie irgendetwas
essen, schlafen, oder sich waschen... wahre Supermänner! Wegen dieser Schwächen
kann es nicht die volle Punktzahl geben. Zu einem echten Meisterwerk für die
Ewigkeit fehlt ein ganzes Stück, deshalb gibt es hier von mir eine schwache 5.
Der Herr der Ringe III - Die Rückkehr des Königs
Wo der 2. Teil aufgehört hat, fängt mit der Rückkehr des Königs das Finale der Trilogie an. Auf der einen Seite die beiden Hobbits Frodo, Sam und der seltsame Gollum (dessen Schicksal uns näher gebracht wird) und auf der anderen Seite „unsere" anderen Helden, die sich auf die unweigerlich bevorstehende Schlacht um Minas Thirit vorbereiten. Man merkt, dass die Akteure mit ihrer Rolle gewachsen sind. Sie agieren nicht mehr so hölzern, wie noch im ersten Teil (Die Gefährten). Trotzdem sind die Dialoge sparsam ausgefallen, was dem Film nicht unbedingt schadet. Die Qualität des gesprochenen Wortes kann mit der Bildgewalt nicht mithalten. Es herrscht klischeehafte schwarz/weiß-Malerei. Männer sind in erster Linie ruhmreich, Frauen lieblich, wie das Gute weiß und das Böse schwarz ist. Die Vorbereitung zur großen Schlacht, sowie die Schlacht selbst nimmt einen Großteil der Geschichte ein. Auch über die Länge von 200 Minuten kann der Spannungsbogen weitestgehend gehalten werden und die ständige Bedrohung durch Saurons dunkle Mächte ist fortwährend zu spüren. Der innere Zwist von Gollum zwischen untergebener Hilfe Frodos bei seiner Mission und dem Drang den Ring selbst an sich zu nehmen muss man als sehr gelungen einstufen. Einige Dinge trüben allerdings das cineastische Vergnügen. Weshalb ist Gandalf ein Zauberer, wenn er so gut wie nie zaubert? Das eigenwillige Ende des Films, der kein Ende finden will (Der Regisseur wollte die Geschichte jedes Helden bis ganz zuende erzählen, doch bleiben trotzdem einige Fragen offen. Was wird aus Frodo und Gandalf? Wohin brechen sie auf?), sowie das schon geradezu unerträglich wirkende Happyend... dass es schon weh tut. Trotzdem noch schwache 5 Punkte, die der Streifen vor allem den monumentalen Bildern und dem filmischen Aufwand zu verdanken hat.
Der Hobbit - Eine unerwartete Reise
27.12.2012
Bilbo Beutlin gerät unversehens in ein Abenteuer, als Gandalf, der Zauberer bei ihm aufkreuzt
und bei ihm Pläne für eine Mission schmiedet. Der Drache Smaug hält die alte Heimat der Zwerge
besetzt und die gilt es für die Zwerge zurück zu erobern.
Was Star Wars vorgemacht hat, macht nun der Hobbit nach: zeitlich deutlich vor den
bereits ausgestrahlten Der Herr der Ringe Teilen angesiedelt, soll es auch hier 3 Teile
geben. Den Anfang macht die unerwartete Reise.
Am Anfang wird in die Geschichte eingeführt und die Charaktere vorgestellt, von denen einige
während des Films mehr und mehr Kontur bekommen. Leider verliert sich Regisseur Peter Jackson viel
zu viel in Details und schwelgt sich im Rausch der neuen Bildtechnik. In größter Gigantomanie
werden dem Zuschauer Landschaften und Monster um die Ohren gehauen. Die Geschichte selbst wird
so zähflüssig wie abgekühlte Lava erzählt und ist in seiner Vorhersehbarkeit selbst von einem
Kinderfilm nicht zu überbieten. Glattgebügelte, blutleere Schlachtszenen, total überzogene
Actionsequenzen, bei denen unsere Helden auch mal hunderte Meter in die Tiefe stürzen können,
um maximal etwas Schorf an den Händen zurückzubehalten. Das führt die Spannung mehr und mehr ins
Lächerliche. Man hat nie den Eindruck, es könne auch nur einem der 14 Figuren irgend etwas
geschehen – das sorgt beim Kinobesucher für Gleichgültigkeit und Gähnen. Es gibt mittelmäßige
Filme, die tun nicht weh, der Hobbit aber tut weh: er raubt uns zu viel wertvolle Lebenszeit.
Die 170 Minuten wären auch bequem in 90 Minuten erzählt... Finger weg.
Der Junge im gestreiften Pyjama
15.06.2009
Der 8-jährige Bruno weiß nichts von der Politik seines Landes und somit auch von der
Endlösung oder dem Holocaust. Ihn beschäftigt viel mehr der Umzug von seinem Zuhause in
Berlin und seinen Freunden in eine öde Gegend.Das Land verlangt den Umzug von seinem Vater,
denn dieser dient nunmal der Armee. Da sich dort keine Freunde finden, geht er auf
Entdeckungstour und begegnet dem gleichaltrigen Schmuel, der in einem gestreiften
Pyjama auf einem eingezäunten „Bauernhof“ lebt. Doch die unbarmherzige Geschichte holt
auch die beiden in einem spannenden Finale ein.
Nie zuvor hat es jemand gewagt, eine fiktive Geschichte über das dunkelste Kapitel des Dritten
Reichs zu erzählen. Aber die vorliegende ist so dermaßen echt, dass der Zuschauer ob der
gewaltigen Schluss-Sequenz vor Beklemmung erschaudert. Dabei hätte dem Film hie und da eine
etwas schnellere Erzählgeschwindigkeit gut gestanden.
Herausragend die Leistungen des Hauptdarstellers (wie er mit kindlicher Unbekümmertheit an die
Schrecken der Konzentrationslager herangeht), der ebenso wie sein Jüdischer Freund von
Laiendarstellern (!) verkörpert werden. Der Junge im gestreiften Pyjama beleuchtet neben dem
Holocaust auch die Rolle der Frau, die sich für politische Dinge nicht zu interessieren hat.
Außerdem werden Lehrmethoden aufgezeigt, die einer Gehirnwäsche gleich kommen. Ein wirklich
sehenswertes Werk mit glänzenden Darstellern.
Der Junge mit dem Fahrrad
05.03.2012
Der 11-jährige kaum zu bändigende Cyril (Thomas Doret) hat nur eine Idee im Kopf: Er
möchte seinen Vater Guy (Jérémie Renier) wiederfinden, der ihn vorübergehend in einem
Kinderheim untergebracht und keine Telefonnummer hinterlassen hat. Als er sogar aus
dem Heim ausbricht, um den Kontakt zu seinem Vater wieder herzustellen, lernt er durch
Zufall Samantha (Cécile de France) kennen, die einen Friseursalon unterhält und ihn an
den Wochenenden bei sich zuhause aufnimmt. Cyril erkennt aber noch nicht, dass
Samantha genau die Liebe für ihn empfindet, die er bräuchte, um seinen Zorn zu
besänftigen, zeigt sich wenig dankbar und ist von seinem ursprünglichen Plan auch
nicht abzubringen.
An Cecile de France liegt es nicht und auch an den anderen Schauspielern (allen voran
dem Jungen) gibt es nichts zu bemängeln, dass der Junge mit dem Fahrrad zur faden
Nummer verkommt. Zum Einen nervt die Synchronisation des Jungen, zum Anderen entsteht
wenig Atmosphäre, daß man als Zuschauer irgendwie berührt wäre. Vielleicht ist es ja
auch nur das Fehlen einer wirklichen Geschichte, dass diese Werk gewollt aber nicht
gekonnt wirkt.
Der Knochenmann
Der Löschenkohl - eine kultige, weithin bekannte Backhendlstation in der tiefsten Österreichischen Provinz.
Hier spielt sich Lebenskultur, Esskultur, Freizeitkultur und Familientradition ab.
Brenner (Josef Hader), der hier eigentlich nur die Mahnung für einen nicht bezahlten Leasingvertrag abgeben will
trifft auf die harsche "Gastfreundlichkeit" der hier lebenden Personen.
Da diese sich merkwürdig verhalten, lässt ihm sein Trieb (er war vorher Polizist) keine Wahl, der Sache
auf den Grund zu gehen und verlängert seinen Aufenthalt auf unbestimmte Zeit.
Von da an geschehen auffällig viele Absonderlichkeiten - scheint, als hätte Brenner in ein
Wespennest gestochen.
Ein Film voller Esprit, rabenschwarzem, trockenem Humor und kauzigen Typen, dass es nur so
kracht.
Was der Knochenmann eigentlich sein will, ist nicht so klar - Komödie, Thriller,
Horror oder Klamauk? Vielleicht von allem ein Stück, wobei es überwiegend ernsthaft
zugeht. Zarte Gemüter werden in einigen Szenen arg strapaziert, denn im Keller des
"Löschenkohl" geht es sehr appetitlich zu. Es ist wirklich schon wieder was passiert...
Der letzte schöne Herbsttag
Claire fühlt sich von Krankheiten bedroht, die es noch gar nicht gibt und Leo nimmt
alles locker und leicht ohne sich viele Gedanken zu machen. Sie schreibt gerne lange
SMS, er ist mundfaul und sagt nur kurz und knapp das Nötigste. Sie will ständig Sex
und er findet andere Dinge stets wichtiger. Er wandert überaus gerne mit einem Freund
in die Berge, woran sie so gar nichts findet. Man merkt schon, Claire und Leo sind so
unterschiedlich doch trotzdem sind die beiden ein Paar. Sie streiten, versöhnen und
trennen sich.
Man kann sagen was man will: Sicher, ist Claire in keiner Weise authentisch, sondern
übertrieben gekünstelt und auch Leo wirkt wie ein Michael Mittermeyer auf Entzug,
trotzdem bietet der letzte schöne Herbsttag beste Kinounterhaltung vom Anfang bis zum
Schluss. Selbst die amüsanteste Passage, die man bereits aus dem Trailer kennt (die
Begegnung mit Claire's Eltern) nutzt sich auch nach dem fünften Mal nicht ab... Herrlich!
Der Mann der über Autos sprang
22.06.2011
Julian ist ein ausgebüchster Psychiatriepatient. Mit der Kraft des Gehens glaubt er, den
schwer herzkranken Vater seines gestorbenen Freundes zu heilen, dazu will er zu Fuß von
Berlin nach Süddeutschland gehen. Er begegnet zunächst der jungen Ärztin Ju, die sich
unglücklich fühlt und ihn schließlich begleitet. In einem kleinen Touristenort folgt
die nächste Begegnung: eine frustrierte Ehefrau und Mutter folgt den beiden ebenfalls.
Nicht zuletzt ist der Polizist Jan auf der Suche nach dem entflohenen und ihre Wege
kreuzen sich kurz vor Julians Ziel.
Den hervorragenden Schauspielern ist nicht anzulasten, dass mit der Mann der über Autos sprang
nur bedingt funktioniert. Sehr träge schreitet die Geschichte voran und die Kamera fängt
dabei gerne Gesten und Mimiken ein, anstatt dass sich das Tempo erhöht.
Die Motive der Hauptpersonen bleiben überwiegend unklar - ja kaum nachzuvollziehen. Vor allem
aber werden dem Zuschauer ständig Zufälligkeiten zugemutet, die der Glaubwürdigkeit wenig
zuträglich sind. Wenigstens erfahren wir am Ende noch, wie der seltsame Titel zustande kam.
Der Medicus
20.01.2014
Der junge Engländer Rob Cole muss mit ansehen, wie seine Mutter an einer bis dato nicht
heilbaren Krankheit stirbt. Er kommt bei einem Bäder unter, der ihn Grunddinge der Heilkunst
lehrt. Eines Tages erfährt er von einem berühmten Arzt im Orient. Er hat sich in den Kopf
gesetzt dessen Schüler zu werden und schlussendlich die Krankheit heilen zu können, die seine
Mutter und so viele andere Menschen dahingerafft hat.
Mit großem Brimborium angekündigt muss der Medicus nun halten, was er verspricht.
Die Anfangszeit des heranwachsenden Rob wird sehr schnell abgehandelt und so auch vieles
auf Kosten der Charakterzeichnung ausgelassen. Auch die eigentliche Reise ins ferne Isfahan
überspringt man einfach, dabei hätte man daraus eine sehr spannende Episode kreieren können.
Stattdessen verläuft einfach alles sehr hollywoodmäßig (obwohl eine deutsche Produktion) glatt
gebügelt, dass sich schnell Enttäuschung breit macht. Die Geschichte selbst dürfte vielen
Lesern Bekannt sein und ist über jeden Zweifel erhaben – an der Umsetzung hapert es dafür
gewaltig. Komischerweise wird der Film trotz Vorhersehbarkeit nicht besonders langweilig
und die Spielzeit vergeht schneller als erwartet – dafür sorgen vor allem die gewaltigen
Bilder. Das Kino muss man deswegen aber trotzdem nicht zwingend aufsuchen.
Der Mond und andere Liebhaber
04.08.2008
Hanna (Katharina Thalbach) und ihre Freundin Dani (Fritzi Haberlandt) stehen plötzlich
auf der Straße, als ihre Firma schließen muss. Fortan begleiten wir die beiden
(vornehmlich Hanna) in ihrem weiteren Dasein, das geprägt ist von Höhen, Tiefen
sowie einigen Schicksalsschlägen: zuerst wird Hannas Tochter überfahren, dann
sind wir Zeuge einiger dubioser Jobs und schließlich will es das in Sachen Liebe
noch nicht gewesen sein. Am Ende verliert die gute Hanna auch noch einen Arm, um
zuletzt mit einem Trucker durchzubrennen.
An Ereignissen fehlt des dem Mond und anderer Liebhaber freilich nicht.
Auch die Schauspielerleistungen von Fritzi Haberlandt, Birol Ünel, Steffen Scheumann,
Andreas Schmidt und der alles überstrahlenden Katharina Thalbach sind nahezu
überragend. Dazu gibt es große Gefühle und tolle passende deutsche Musik (Silly).
Eigentlich ist alles angerichtet für ein grandioses Spektakel deutscher Filmkunst.
Leider wirken einige Szenen total überzogen, die Schicksalsschläge in ihrer Häufung
auf Dauer unglaubwürdig (…ach, jetzt verliert sie auch och ihren Arm…) und somit
bleibt unterm Strich ein recht solides Machwerk, das allerdings um Einiges hinter
Du bist nicht allein zurückbleibt.
Der Mongole
13.08.2008
Der Mongole beschreibt das Leben von Temudgin, und dessen Aufstieg zum Dschingis Khan.
Das Volk ist zerrissen und nicht jeder hält sich an Tradition und Ehrenkodex, so
wählt der junge Temudgin seine Braut aus und erlebt allerhand Abenteuer, bevor er
endlich zum Khan aufsteigen und SEINE Gesetze durchsetzen kann.
Der Mongole punktet mit prächtigen Kulissen und vor allem mit einem frischen Thema.
Der Russische Regisseur Sergei Bodrov versucht uns während dieser fast 130 Minuten
vor allem die Mongolische Kultur näher zubringen, was in Ansätzen gelingt. Die
Großkampfsequenzen wirken dafür recht lächerlich. Der Streifen kommt nur sehr
gemächlich in Schwung und behält überwiegend seine ruhige Erzählform bei. Leider
ermüdet das den Zuschauer zusehends. Einige Haarsträubende Sprünge und übersinnliches
Blabla tragen nicht zur Stimmung bei. Möglicherweise wäre es interessant gewesen zu
sehen, wie Temudgin nach seiner Gefangenschaft ein Gefolge um sich scharrt, stattdessen
werden Kleinigkeiten ausgiebig breitgetreten.
Das schlimmste, was man dem Mongolen vorwerfen muss ist, dass er keine konkrete
Zielgruppe anspricht: Für ein Schlachtenepos fehlen taktische Hintergründe und
Finessen, Für ein Drama fehlt eindeutig Gefühl und für einen großen Historischen
Film fehlt das Charisma der Hauptdarsteller, deren Getue sich auf markige Worte
beschränkt… wo Erklärungen versagen, wird einfach Übersinnliches eingestreut.
Fazit: langatmig und recht enttäuschend.
Der Nebel
06.02.2008
Irgend etwas ist in dem Nebel... natürlich, sonst wäre es ja langweilig! Dichter
Nebel zieht auf und hüllt eine Amerikanische Kleinstadt ein. Einige Bewohner finden
Unterschlupf in einem Kaufhaus und beraten, was zu tun sei. Bis sie dahinter kommen,
dass es nicht gesundheitsfördernd ist, sich in den Nebel zu begeben, wird der Zuschauer
Zeuge vieler platter und dümmlicher Dialoge genau wie die abgefuckten Typen, wie sie
nur einem Amerikanischen Drehbuch entspringen können, aber niemals in der Realität
vorkommen. Was dem Kinobesucher dann aus dem Nebel erscheint ist der blanke Horror...
für die Lachmuskeln wohlgemerkt.
Einzig der recht überraschende Schluss sorgt für etwas Licht am Ende des Tunnels -
dafür gibt's den zweiten Trostpunkt - ansonsten: Finger weg!
Der Pakt der Wölfe
Der Film spielt im historischen Frankreich des 18. Jahrhundert. Ohne Mitwirken großer Stars ist ein zum Teil düsterer Film, der mit prächtigen Kostümen aufwarten kann entstanden. Im Vordergrund steht die ständige Angst vor einer unbekannten Bestie und der Jagd auf dieses Wesen. Nebenbei werden die Charaktere dem Zuschauer nähergebracht und die sozialen, politischen Probleme und Verwicklungen dieser Zeit erläutert. Stellenweise weist der Film einige Längen auf, um sich dann wieder in mitreißender Action zu entladen. Von den ca. 150 Minuten Film hat es die letzte halbe Stunde wirklich in sich. Die Aufklärung der Hintergründe und der Kampf mit der Bestie sind sehr nervenzerreißend. Das Düstere und Geheimnisvolle der Vorgeschichte gerät hier zwar in den Hintergrund, aber die geballte (auch blutige) Action entschädigt dafür um so mehr. Alles in allem ein über weite Strecken guter opulenter, bildgewaltiger Film, den man ruhig auf der großen Leinwand anschauen sollte.
Der seltsame Fall des Benjamin Button
01.02.2009
Eine simple, wie geniale Idee: Ein Mann kommt als Greis zur Welt und wird im Laufe des Lebens
immer jünger, um dann als Säugling zu sterben.
Kein Geringerer als Brad Pitt verkörpert diesen Benjamin Button, der bei seiner Geburt vor
Schreck ausgesetzt wird und dann trotzdem eine Familie findet, die ihn trotz seines
Aussehens „groß zieht“.
Zentrales Element ist die Liebesgeschichte zwischen Benjamin Button und Daisy (Cate Blanchett),
die sich etwa im gleichen Alter zum zweiten Mal begegnen.
Ihre Liebe wird allerdings von der Sorge überschattet, dass sich ihr Leben auseinander
entwickelt: während sie immer mehr altert, wird er immer jugendlicher.
Sage und schreibe 13-mal ist dieser Film für den Oscar nominiert und der Zuschauer fragt sich:
warum?
Ein müder Brad Pitt, bei dessen Einblendungen das einzig spannende ist, wie er wohl jetzt
aussieht – schauspielerisch quasi nicht vorhanden. Einzig die Szenen im Krankenhaus mit der
schwerkranken Daisy und ihrer Tochter vermitteln etwas Atmosphäre.
Dass die Amis Probleme mit Stoff, der Gefühle und Inhalte transportieren soll haben, ist
hinlänglich bekannt. Wenn es mal kein Effektfeuerwerk oder Materialschlacht sein soll, dann
versagt der Amerikanische Film nur zu gerne. Dass es auch anders geht, zeigte gerade kürzlich
Der fremde Sohn oder Zeiten des Aufruhrs. Hiervon ist der seltsame Fall des Benjamin Button
Welten entfernt.
Wenn ich dieses Werk mit den neuerlichen Enttäuschungen Alter und Schönheit oder
Stilles Chaos vergleiche, muss ich die Wertung sogar noch schmäler ansetzen, da die beiden
anderen Filme bei ähnlichem Langeweile-Faktor mit einer deutlich kürzeren Spielzeit „trumpfen“
können – überflüssig!
Der Sommer mit Mama
18.12.2015
Val arbeitet schon ewig bei einer wohlhabenden Familie in Sao Paolo, dass sie schon fast
dazugehört, auch hat sie quasi den Sohn Fabinho mit großgezogen. Als eines Tages ihre
Erwachsene Tochter Jéssica auftaucht und das Leben aller ganz schön durcheinander wirbelt,
denkt auch Val über ihr eigenes Leben nach.
Lange wird sich mit Belanglosigkeiten aufgehalten, um die Tristesse, in der sich Val befindet
auszudrücken. Als die Tochter dann auftaucht, beginnt der Film interessant zu werden, mehr fahrt aufzunehmen und in
einer höchst erzählenswerten Geschichte zu enden. Diese kann allerdings nicht sehr lange fesseln, dass man hier schnell
die Geschehnisse vorhersehen kann. Deshalb sind nicht mehr als 2-3 Sterne drin.
Der Untergang
Bernd Eichinger hat die creme de la creme deutscher Schauspieler versammelt (Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Juliane Köhler, Götz Otto, Heino Ferch...), um Hitlers letzte Tage nach dem gleichnamigen Essay des Historikers Joachim Fest und den Aufzeichnungen der Hitler-Sekretärin Traudl Junge auszuleuchten.
Berlin ist von den Alliierten Mächten eingekesselt und der Gürtel um die Stadt
respektive den Führerbunker zieht sich immer enger. Die Schauplätze wechseln zwischen
Gefechtsständen, Lazarett und der Kommandozentrale sprich des Führerhauptquartiers hin
und her, wobei die unmittelbare Nähe und Umgebung Hitlers die meiste Aufmerksamkeit
zuteil wird. Hitlers Konflikte mit den Offizieren, sein Verhältnis zu Schäferhund,
Eva Braun und seiner Sekretärin werden in erschreckender Detailgenauigkeit dargestellt.
Dabei schafft es der Untergang dass sich der Kinogänger nicht mit den NS-Monstern
identifiziert und diese glorifiziert werden, sondern die Sinnlosigkeit, die absolut
realitätsfernen Fantasien und die haarsträubenden Befehle des Führers ein ums andere
mal ein Kopfschütteln beim Zuschauer hervorrufen. Allen voran Bruno Ganz verkörpert den
fleischgewordenen Wahnsinn des Adolf Hitler mit allen Facetten in Perfektion. Mal
zeigt der Führer fast schon ein "menschliches" Gesicht und väterliche Züge im Umgang
mit Kindern, seiner Sekretärin und den erfolgreichen Soldaten, weshalb ihm auch seine
Getreuen bedingungslos zu Füßen liegen - im nächsten Moment wieder seine im Siegeswahn
getroffenen Befehle, die keine Widerargumente zulassen.
Der Zwiespalt zwischen bedingungslosem Gehorsam und Befehlsausführung sowie dem
eigenen vernünftigen Denken und Handeln zieht sich durch die Reihen der Oberen,
wobei letzteres nur äußerst vorsichtig ausgesprochen werden darf.
Der größte Schauer wird spürbar, als Magda Goebbels (Corinna Harfouch) ihre sechs
schlafenden Kinder vergiftet. Einem nach dem anderen drückt sie den Kiefer zusammen
und zermalmt so die Zyankali-Kapseln, was noch ein Zucken zur Folge hat – und dann den
Tod. Allein in dieser Sequenz spiegelt sich die ganze Absurdität von Hitlers Apokalypse
wieder.
Man fühlt jede der 155 Minuten der düsteren Stimmung, der unsagbaren Beklemmung, der
allgegenwärtigen Angst und eine Art Mitschuld am eigenen Körper. Nie hat mich ein Film
so aus dem Alltag gerissen, so getroffen und bewegt dass es eine Zeit dauert, bis ich
wieder in meinem Leben angekommen bin. Man geht danach nicht einfach so noch ein Bier
trinken, man kehrt in sich und versucht das Gesehene zu verarbeiten... ein Meilenstein!
Der Vorleser
05.03.2009
Als der 15-jährige Schüler Michael (David Kross) an einem verregneten Tag eine Krankheit
ausbrütet, hilft ihm die wesentlich ältere Schaffnerin Hanna (Kate Winslet).
Nach seiner Genesung entwickelt David eine Leidenschaft für sie und auch Hanna ist der
Zärtlichkeiten nicht abgeneigt. Während der Zeit, die sie miteinander verbringen, liest er
ihr regelmäßig vor - bis sie eines Tages spurlos verschwindet.
Viele Jahre später trifft David (nun: Ralph Fiennes) Hanna vor Gericht wieder, wo sie sich
für ihre dunkle Vergangenheit verantworten muss.
Die beiden Hauptdarsteller zeigen uns viel nackte Haut und tiefe Gefühle.
Dass Hanna Analphabetin ist, ahnt Michael nicht, obwohl Hanna sich stets von ihm vorlesen
lässt. Auch die Szenerie im Gerichtssaal lässt den Zuschauer nicht kalt, sondern hegt die
gleichen Zweifel an den Ansichten Hannas wie auch Michael.
Schließlich nimmt Hanna aus Scham zuzugeben, dass sie Analphabetin ist die Hauptschuld auf
sich.
Selbst kleine Nebenrollen sind mit hochkarätigen Schauspielern (Alexandra Maria Lara,
Bruno Ganz, Hannah Herzsprung) besetzt, sodass einer dichten Atmosphäre nichts im Wege steht.
Die Maske der in Würde alternden Kate Winslet ist eine Klasse für sich, also ein toller
Film - aber warum "nur" 4 Punkte? Trotz allem, kein Film, den man sich in kurzer Zeit ein
zweites Mal anschauen will.
Der Vorname
24.09.2012
Zwei Pärchen und ein Single treffen sich zum Dinner irgendwo in Paris. Während des Wartens auf
die schwangere Gattin plaudert Vincent den geplanten Vornamen des Babys aus, der sich als
absoluter Tabu Name entpuppt. Ein Eklat droht und weitere Abgründe der beteiligten Personen
tun sich auf.
Eine kammerspielartige Produktion, die einen schnell an den Gott des Gemetzels erinnert.
Auch hier spielt der gesamte Film nur innerhalb der vier Wände einer Wohnung. Es gibt allerdings
Unterschiede: Bei Der Vorname brilliert nicht nur ein Schauspieler, Sonden nahezu das
gesamte Ensemble. Dadurch dass mehr Personen beteiligt sind, ergeben sich auch mehr verschiedene
Themen, was den Film vielschichtiger und interessanter macht. Mit fast zwei Stunden läuft der
Vorname einen Tick zu lange, auch wenn in der überwiegenden Zeit ein Feuerwerk an Rededuellen
abgebrannt wird. Natürlich gibt es auch ein paar Längen sowie künstlich wirkende Dialoge und
bemühte Gefühlsausbrüche, aber insgesamt konnte man solch einen Knaller im Vorfeld kaum erwarten.
Dialog mit meinem Gärtner
30.12.2007
Die beiden Hauptcharaktere in diesem französischen Film, der Pariser Maler und
Kunstdozent (Daniel Auteuil) und ein einfacher Mann vom Lande, der Gärtner
(Jean-Pierre Daroussin) bilden ein sehr ungleiches Paar. Beide sind zusammen in die
Schule gegangen und begegnen sich, als der Maler einen Gärtner sucht, um sich einen
Gemüsegarten anlegen zu lassen. Der eine, der typische Stadtmensch, gebildet, belesen
und immer adrett gekleidet und der andere, ein einfacher Gleisbauarbeiter, der auf
seine alten Tage seine Leidenschaft, das Gärtnern zur Berufung gemacht hat.
Was sich zwischen beiden entwickelt kommt sehr sympathisch rüber und lässt den
Zuschauer teilhaben an diesen liebenswerten eigenwilligen Menschen. Natürlich bleibt
nicht alles so idyllisch und so hat der Maler seine privaten Probleme zu lösen, während
der Gärtner seiner langjährigen Knochenarbeit Tribut zollen muss.
Die Handlungsstränge sind dann auch mehr oder minder recht vorhersehbar, trotzdem
bleibt ein Film zum Träumen, Schwelgen und Nachdenken, tiefgründig, sentimental,
manchmal ein wenig kitschig, aber immer herzerwärmend.
Die abhandene Welt
15.06.2015
Paul Kromberger entdeckt im Netz zufällig das Foto einer US-amerikanischen Opernsängerin, die
seiner verstorbenen Ehefrau sehr ähnlich sieht.Seine Tochter soll die Begebenheit aufklären
und reist kurzerhand in die USA.
Einige hochdekorierte Schauspieler/innen sollen diesem zweifelhaften Stoff zum Erfolg
verhelfen, doch selbst das scheitert kläglich. Stellenweise kommt man in den Generationen
durcheinander, wirkt doch eine Katja Riemann 20 Jahre jünger, als eine Barbara Sukowa.
So verliert man sich in seltsamen Dialogen und unrealistischen Situationen (Eine wildfremde
Frau kommt einfach so in die Garderobe des Opernstars?). Durch und durch uninteressant und
langweilig wird hier dickes Filmbudget verschwendet. Das Einzige, was von Interesse gewesen
wäre, die Nebenbeschäftigung der Sophie beim Trauen von Paaren, wurde auf einem Abstellgleis
abgewürgt.
Die andere Heimat
02.12.2013
Mitte des 19. Jahrhunderts im Hunsrück. Viele Menschen verlassen Ihre Heimat in Richtung
Brasilien. Zu schwer ist der Alltag in der verlassenen Provinz. Doch wird man dort sein
Glück finden oder hofft man in seiner Heimat auf bessere Zeiten?
Ganz im Stil von Das weiße Band spielt die Geschichte im tristen Deutschen Hinterland und ist
stilecht in schwarz/weiß gehalten. Einige Gegenstände würden in Farbe eingetaucht und so weht
ein Hauch von Zauber über das Hunsrück. Apropos Hunsrück - mit Dialekt wird nicht gespart und
so erachte ich oftmals Untertitel für hilfreich, gerade wenn der Film in anderen Deutschen
Gegenden zu sehen ist. Nahezu 4 lange Stunden muss sich der Zuschauer konzentrieren, aber
seltsamerweise kommen diese kürzer vor. Da in dieser langen Spielzeit nur 4 Jahre erzählt
werden, kommen uns die Charaktere sehr nah und die Geschichte ist thematisch sehr dicht.
Die Spannung ergibt sich vor allem, wer wann und ob denn wirklich ausgewandert wird,
allerdings bieten auch einige andere Handlungstränge emotional große Momente. Sicherlich
kein Zwischendurchhappen mal eben im Vorbeigehen, aber historisch facettenreiches zumeist
wertvolles Kinomaterial
Die Anonymen Romantiker
19.09.2011
Angélique ist passionierte Schokoladenherstellerin, aber leider gerade arbeitslos. Dazu
ist sie noch gnadenlos schüchtern, dass sie vor fremden Leuten in Ohnmacht fällt und sich
selbst überhaupt nichts zutraut. Jean-René ist der Chef einer Schokoladenmanufaktur und
sucht eine Vertreterin für seine Firma. Er ist nach außen hin hart, aber in Wirklichkeit
überspielt das auch nur seine Schüchternheit. Um ihre Selbstsicherheit wiederzufinden sind
beide in psychologischer Behandlung. Wie es der Plot will, heuert Angélique bei Jean-René
in der Firma an. Von da an ist nichts mehr wie vorher.
Herrlich, mit welcher Leidenschaft die beiden Hauptdarsteller in ihrer Rolle aufgehen.
Ein wenig finden wir alle uns in ihren Problemen wieder, wenn auch die Charaktere etwas
überzeichnet sind.
Die Gesangseinlagen hätte es nicht unbedingt gebraucht, dafür mehr von der
Schokoladenherstellung, aber das sind kleine Kritikpunkte an einem überaus „schönen“ Film
für Verliebte und die, die es werden wollen.
Die Eiserne Lady
09.04.2012
Die junge Margaret Thatcher wächst in gewöhnlichen Verhältnissen auf. Zu der Zeit deutet
noch nichts auf ihre spätere politische Karriere hin. Margaret Thatcher wird zu einer
der berühmtesten Politikerin der vergangenen Jahrzehnte. Mit Unterstützung ihres Mannes
Denis schafft sie es, sich in der von Männern dominierten Politikwelt zu etablieren und
macht sich durch ihre Methoden und Strenge den Namen "Die Eiserne Lady". Von vielen
gefürchtet aber von ebensovielen verehrt.
Eine ohne Zweifel brillante Maryl Streep kann diese Aneinanderreihung von Ereignissen
aus dem Leben der Margaret Thatcher nicht aus dem Feuer holen. Zu sehr steht die
greisenhafte Frau Thatcher im Brennpunkt, sollen die ständigen Zeitsprünge aus der
Lethargie reißen, was die Augenlider aber nur noch schwerer werden lässt. Der
interessanteste Part, das Zusammenleben um der Umgang mit ihrem Mann kommt deutlich zu
kurz. Was will uns die Eiserne Lady eigentlich mitteilen?
Die Eiskönigin
24.02.2014
Das Königreich Arendelle fällt in einen immerwährenden Winter. Schuld ist die Fähigkeit der
Königin alles zu Eis werden zu lassen. Nach und nach findet sie Freude an ihren Mächten. Die
einzige Chance, dem Eistreiben ein Ende zu setzen, ist das ihre Schwester Anna, die ihr den
Spuk ausreden muss. Dazu gilt es allerdings eine Reihe von Gefahren zu überstehen.
In diesem Animationsfilm wird nicht das Märchen von Andersen verwurschtelt, es diente
lediglich als "Inspiration" - was immer uns das sagen soll. Technisch absolut brillant
zünden die optischen Effekte in einem Feuerwerk der Bilder. Sehr oft münden die Dialoge in
Gesang, was darauf schließen lassen könnte, dass wohl ein Musical geplant sein wird (bei
entsprechendem Erfolg der Kinoaufführung versteht sich). Zu sehr verliert man sich darin und
wünscht sich, die Geschichte würde stattdessen vorwärts gehen. Das tut sich dann auch in
typtischer Weise, dass Überraschungen ausbleiben. Für Heiterkeit sorgt vor allen der
Schneemann (gesprochen von Hape Kerkeling). Auffällig ist, dass der Film eigentlich nicht
besonders kindgerecht ist, denn viel Böses geschieht in Arendelle. Dafür löst sich die
Geschichte leider zu plötzlich in Wohlgefallen auf. Die Eiskönigin kann in Teilen und vor
allem technisch überzeugen, bleibt allerdings hinter den wirklich großen
Animationsmeilensteinen meilenweit zurück.
Die Eleganz der Madame Michel
Der Film basiert auf dem Erfolgsroman "die Eleganz des Igels" und handelt von einer
Concierge, die allen Klischees entspricht: sie ist hässlich, unauffällig, kittelbeschürzt
und weiß alles über jeden der Bewohner des noblen Fünfparteienhauses in Paris.
Doch sie hütet ein kleines Geheimnis: Sie liest anspruchsvolle Literatur, die sie in
einem Nebenzimmer hütet wie ihren Augapfel. Zum Schein lässt sie bis in die Nacht den
Fernseher laufen, damit die Fassade der einfachen untertänigen Concierge gewahrt bleibt.
Solange bis eines Tages der stolze Japaner Herr Ozu einzieht und ihr bei deren Begegnung
ein literarischer Spruch herausrutscht, den Ozu zu erwidern und zu deuten weiß.
Die übrigen Bewohner des Hauses sind überreiche Personen, die ihre Tage mit Blumengießen
und anderen langweiligen Tätigkeiten totschlagen. Unter ihnen auch das blitzgescheite
Mädchen Paloma, die ihre Geschichte erzählt und mit einer Kamera dokumentiert.
Sie will nicht so werden und enden wie die anderen und beschließt mit eisernem Willen
ihren Selbstmord an ihrem 12. Geburtstag.
Lange bleibt Paloma die eigentliche Hauptperson, wie sie oft treffend ihre Mitmenschen
charakterisiert und den Zuschauer durch ihre Art fesselt. Erst später erfahren wir mehr
über Madame Michel, die sich mehr und mehr öffnet, je öfter sie mit Herrn Ozu
zusammentrifft. Anfangs nur eine Widerrede, später auch eine totale optische
Veränderung und am Ende ist sie ein anderer Mensch mit einem selbstbewussten Auftreten.
Dazwischen immer das unbarmherzige Fortschreiten der Zeit, die dem geplanten Selbstmord
Palomas näher rückt. Der Kinobesucher sympathisiert schnell mit der schroffen Madame
Michel, wie auch mit der aufgeweckten Paloma und dem gebildeten Japaner Ozu und fragt
sich, ob und welches Ereignis wohl Paloma davon abbringen kann sich selbst zu töten?
Das alles ist mit solcher Feinfühligkeit und Sinn für kleine Details erzählt, dass
Die Eleganz der Madame Michel zu den ganz großen Französischen Filmen gezählt werden
muss (zusammen mit der fabelhaften Welt der Amelie oder Willkommen bei den Sch’tis). Hinreißend!
Die Frau, die sich traut
27.01.2014
Beate ist 50 und bereits Oma. In ihrem jungen Leben war sie Leistungsschwimmerin in der
damaligen DDR. Nun hat sie aber den Traum etwas nur für sich zu tun: sie will den Ärmelkanal
durchschwimmen. Für diesen Traum beginnt sie mit dem Training - zum Unverständnis ihrer
Freunde und Verwandten.
Mit Steffi Kühnert haben wir eine wunderbare Hauptdarstellerin, die auch den Streifen mit
Leben und Inhalt füllt. Daneben verblassen sämtliche Figuren mehr oder weniger und vor allem
die Nebenhandlungen tragen nichts zu Sache bei und wirken sehr flach und fast schon
überflüssig gewollt. Als zentrale Geschichte kann die Schwimmerin überzeugen, doch den
Focus hätte man noch stärker darauf legen müssen.
Die Frau in Gold
02.09.2015
Ein Stück tabuisierte Geschichte wird hier aufgearbeitet und ausnahmsweise steht Österreich im
Mittelpunkt der Geschehens. Maria möchte ein Bild zurück haben, das einst Klimt für ihre
Tante gemalt hat, das allerdings von den Nazis gestohlen wurde und später im Belvedere in
Wien seinen Platz erhielt. Der junge Anwalt Schoenberg soll Maria zu ihrem Gemälde verhelfen.
Hinter dieser Geschichte verbirgt sich eine Reihe von Fällen, bei denen die Nazis Eigentum
der Juden einfach konfisziert haben. Helen Mirren spielt hier grandios und mit dem nötigen
Witz die Maria, die übrigens auch durch ihre Jugendliche Schauspielerin optisch großartig
getroffen wurde. Leider tauchen auch ein paar Deutsche Schauspieler in zweifelhaften und
unglaubwürdigen Rollen auf: Tom Schilling und Nina Kunzendorf. Daneben fällt wenigstens
Daniel Brühl und Justus von Dohnany nicht weiter negativ auf. Insider wissen natürlich,
wie die Geschichte ausgeht und selbst unbedarfte Kinogänger ahnen früh, was am Ende steht.
Deshalb trägt die Spannung nicht den ganzen Film. Komischerweise rühren die spannendsten
Momente aus der Rückblende mit der Flucht aus Wien bis in die USA. Weil nur die
Gerichtsverhandlung nicht genügend für einen Zweistünder hergegeben hätte, wird mit
ausschweifender Hollywoodtheatralik gearbeitet, um große Emotionen hervorzurufen, die
sich nur bedingt einstellen wollen.
Die Friseuse
Nachdem Kathi König, stark übergewichtig und mit Tochter im Marzahner Plattenbau wieder
einmal eine Absage als Friseurin bekommt, wächst in ihr der Traum, einen eigenen Salon
zu eröffnen. Das Problem ist aber vor allem das Startkapital. Von windigen Geschäften,
über erniedrigende Szenen bei der Bank bis hin zum schwarz verdienten Geld versucht
Kathi alles, um sich diesen Traum zu erfüllen.
Doris Dörrie schafft es dieser realitätsnahen Geschichte fast schon dokumentarisches
Flair einzuhauchen. Dementsprechend fühlt und leidet man mit den Problemen der
Hauptdarstellerin (Gabriela Maria Schmeide). Hier verbietet es sich oftmals, über
komische Szenen lauthals zu lachen.
So viel intime Nacktheit bei einem für die Allgemeinheit unästhetischen Körper hat man
zuvor höchstens in Andreas Dresens Wolke 9 gesehen. Einer der intensivsten Momente ist
die Sexszene zwischen Kathi und einem der eingeschleusten Vietnamesen. Typische Rolle
auch für Rolf Zacher als Kleinganove.
Am Ende schafft es Kathi wenigstens ihre Tochter für sich zu gewinnen, wenn es auch mit
dem eigenen Salon nicht ganz klappen soll.
Äußerst sehenswertes über die Gesellschaft unserer Zeit, auch wenn neben der Hauptfigur
die anderen Charaktere zu kurz kommen: Kathi füllt die Geschichte von der ersten bis zur
letzten Minute voll aus.
Die geliebten Schwestern
09.09.2014
Die Schwestern Caroline und Charlotte sind unzertrennlich, auch als sie sich beide in
denselben Mann, den Schriftsteller Friedrich Schiller, verlieben. Schiller selbst ist
von beiden hingerissen und kann sich nicht entscheiden, also beginnt ein frivoles
Dreiecksverhältnis. Probleme kommen erst auf, als eine der beiden schwanger wird.
In dieser Literaturverfilmung begleiten wir die beiden Schwestern Caroline und Charlotte und
wir treffen Goethe und Schiller, wobei Goethe als der Böse und Schiller stets als der Gute
dargestellt wird. Die Geschwisterliebe und das "Teilen" der Liebe zu Schiller nimmt schon
Ausmaße an, die man mit der Realität kaum vereinbaren kann. Man wartet förmlich darauf, dass
es zum Eklat kommt und so kommt es auch - spätestens, als Kinder ins Spiel kommen.
Letztendlich muss man sich Fragen, was der Film vermitteln will. Das Wirken der großen
Deutschen Dichter wohl kaum, denn deren Schaffen wird nur angerissen. Eher die
Geschwisterliebe und das Verbotene in der Gesellschaft dieser Zeit. Hier kommen
die stärken Momente eindeutig zu dünn daher. Dazu machen manche nicht in die Zeit
passende Aussprüche nahezu jeden Bezug zur Realität kaputt - Überflüssig.
Die Herrschaft des Feuers
Dieser Endzeitfilm bringt uns ins Jahr 2020, doch zunächst befinden wir uns im London der Gegenwart. Die Tunnelbauer der Londoner U-Bahn stößt auf einen geheimnisvollen Raum und erwecken dadurch einen riesigen Drachen zum Leben. In einer kurzen Abhandlung wird dem Zuschauer mitgeteilt, das sich diese Drachen unheimlich schnell vermehrt haben und fast sämtliches Leben auf der Erde ausgelöscht haben. Danach finden wir uns eben in der Zukunft wieder. Die Städte sind zerstört und einige überlebende verschanzen sich in Höhlen und befestigten Gebäuden. In einem gut organisierten Befestigungswerk hält man den Drachenangriffen lange stand, aber ein wirksames Mittel, diese zu erlegen gibt es für die Bewohner nicht. Bis auf einmal eine Gruppe von "Drachentötern" aufkreuzt und die Geschehnisse kräftig durcheinanderwirbeln. Erst jetzt schöpfen alle Leute Mut und beginnen der Brut die Stirn zu bieten. In dramatischen Kampfszenen mit den technisch sehr anspruchsvoll animierten Drachen ergibt sich. Die Herrschaft des Feuers in einem Showdown in London. Die ziemlich unbekannten Schauspieler passen recht gut ins Szenario, wenn auch manche von ihnen zu "cool" rüberkommen. Ein recht ordentlicher Film, der einiges an Spannung zu bieten hat.
Die Höhle der vergessenen Träume
13.12.2011
Voll in 3D dringen wir ins Innere der Chauvet-Höhle (Südfrankreich) ein.
Diese Höhle wurde erst 1994 entdeckt. Durch die Versiegelung sind die
geschätzt 30000 Jahre alten Wandmalereien tadellos erhalten und zeigen
Zeichnungen von ungeahntem künstlerischen Wert. Wir erfahren Hintergründe
und bewegen uns durch unberührtes Terrain. Leider tragen die zugegeben
atmosphärischen Bilder nicht für die große Leinwand und für die volle
Spielfilmlänge.
Der 3D Effekt ermüdet die Augen, auch wenn er die Atmosphäre noch erhöht.
Außerdem sehr ermüdend: der monotone Sprecher! Wie kann man eine solche Stimme
einen Film, der etwas Enthusiasmus verdient so kaputt moderieren?
Die Jagd
20.05.2013
Lucas hat es nicht leicht im Leben: Nach seiner Scheidung darf er seinen Sohn nur selten sehen
und seinen Job als Lehrer verlor er, weil seine Schule geschlossen wurde. Mit einer neuen Stelle
in einem Kindergarten, geht es mit ihm langsam wieder bergauf, bis eine der Kinder eines Tages
der Kindergartenleiterin erzählt, Lucas habe sie geküsst und sein Geschlechtsteil gezeigt.
Lucas ist entsetzt über diese Vorwürfe. Obwohl er unschuldig ist, hat das Gerücht schon im Ort die
Runde gemacht und die Hexenjagd auf ihn nimmt immer dramatischere Züge an.
Ein wenig seltsam mutet die Synchronisation an, aber das haben wir schon öfter bei Skandinavischen
Filmen erlebt. Durch seine dörfliche Gemeinschaft kann man sehr gut nachvollziehen, wie ein
dahergesagter Satz eines Kindes solche Auswirkungen haben kann - auch noch Jahre später. Das
kommt in einem ansonsten sehr ruhigen Film sehr gut rüber. Es wird auf viel Tamtam verzichtet.
Die Emotionen spiegeln sich in den Gesichtern wider und in den Köpfen der Zuschauer. Es scheint
nur noch den Ausweg zu geben, woanders ein neues Leben zu beginnen. Ungewöhnlich (weil nicht
unbedingt immer das geschieht, was man erwartet), ziemlich fesselnd, sehenswert.
Die Klasse
05.01.2009
Im 20. Pariser Bezirk, einem Multi-Kulti-Viertel, bereiten sich der junge Lehrer
François (François Bégaudeau) und seine Kollegen auf das neue Schuljahr in einer
Klasse mit vielen Migrantenkindern vor.
Vor allem François versucht, nicht nur Stoff nach Lehrplan, sondern auch soziale Werte,
Respekt und Toleranz.
In der Klasse mit 14- bis 15-jährigen Schülern unterschiedlicher Nationalitäten prallen
Meinungen und Kulturen aufeinander.
François Bégaudeau selbst schrieb auch das Buch zu seiner Studie, welche jetzt in bewegten
Bildern vorliegt.
Die Klasse (übrigens allesamt mit engagierten Laiendarstellern besetzt) ist eine Mischung
aus Dokumentation realitätsnahem Schulalltag, der mitunter sehr unterhaltend geschildert
wird. Der Zuschauer lernt die Denkweisen der unterschiedlichen Nationalitäten kennen und
ein Stück weit auch verstehen.
Leider zeigen sich auch abschnittsweise Längen und so bleibt es schwierig als Zuschauer
sich die nötige Aufmerksamkeit zu bewahren.
Die Köchin und der Präsident
18.02.2013
Der Französische Präsident beauftragt die bodenständige und aus der Provinz stammende Hortense
Laboire fortan für ihn zu kochen. Stolz zieht die Köchin in den Elysée-Palast ein und bringt
mit ihren Methoden die Männerdominierte Gesellschaft mächtig durcheinander. Klar, dass ihre
unkonventionelle Art nicht nur Fürsprecher hat und so wird sie vor die Wahl gestellt, sich den
Etiketten anzupassen, oder ihren Dienst zu quittieren.
Zweifellos gut gespielt will uns diese Komödie vom besonderen Verhältnis der Köchin zum
Französischen Präsidenten berichten, allerdings fehlt es absolut an Story, weswegen auch ständig
in das aktuelle Leben der Köchen geblendet wird, was allerdings total überflüssig ist. So meint
der Zuschauer, er befindet sich in einer Kochsendung, wo die fertigen Speisen bisweilen einige
Oohs und Aahs beim vor allem älteren Publikum produzieren. Der stärker werdende Kampf gegen die
Konventionen der Küche kommen da zu kurz. Den Präsidenten als greisenhaften Opa darzustellen wirkt
ebenfalls deplatziert.
Die kommenden Tage
Total unterschiedlich sind die beiden Schwestern Laura und Cecilia. Laura sucht sich an
einer Kleinbürgerlichkeit mit Mann, Kind und Haus festzuhalten, während Cecilia in den
Terrorismus abdriftet und mit diversen Männerbekanntschaften ihren Sex auslebt. Es
toben Kämpfe zwischen Demonstranten und Polizisten, zwischen Arm und Reich. Die
Zivilisation beginnt zu bröckeln, denn Flüchtlinge aus dem Süden drängen ins reiche
Nordeuropa. Um den Strom zu stoppen, wird in den Alpen eine Mauer errichtet.
Die überaus attraktive Geschichte verspricht einiges... Kann man sich dieses Szenario
wirklich in nicht allzu ferner Zukunft vorstellen. Anfangs bemüht sich der Film auch
brisante Politik auszudrücken. Mehr und mehr verlieren sich die kommenden Tage
aber in einer zweitklassigen Liebesgeschichte. Schade, um die verschenkte Chance.
Die Kommune
Erik erbt in den 70ern eine noble Villa. Weil er findet, dass die Villa nur für seine Frau und sich viel zu groß ist,
beschließt er, eine Kommune zu gründen und diverse Interessierte dort einziehen zu lassen.
Mehr und mehr kommt es auch zu Spannungen und zu Differenzen, die drohen, die Kommune auseinanderzureißen.
Ein Dänischer Film – und wie viele nordischen Filme, so erträgt man die schlechte Synchronisation schwer. Dazu sind die
Dialoge absolut schlecht und fürchterlich gesprochen. Einige Male brechen unnatürlich überzeichnete Gefühle einfach so aus.
Man erfährt neben den Hauptdarstellern nahezu gar nichts von den anderen Mitbewohnern und man erfährt nichts von einem
normalen Leben/Arbeitsleben. Einzig und allein das Verhältnis Anna und Erik mit dessen neuer jungen Freundin Emma, was
deutlich zu wenig ist für diesen Film ohne jegliche Atmosphäre und Aura – durchgefallen.
Die Letzte Legion
21.09.2007
Ich liebe Historienfilme und vor allem Filme, die in der Antike spielen. Gerade nach
unserem Romurlaub versprach ich mir einiges von der letzten Legion.
Absolut nicht enttäuscht wurde ich von den tollen Kulissen, den Bauwerken, den
Landschaften und den Kostümen. Der Rest allerdings war ein absoluter Blödsinn von
A bis Z. Aus dem "Historienepos" wurde ein X-beliebiger Abenteuerfilm mit schlechten
Schauspielern in kalter Atmosphäre total vorhersehbar.
Bildgewaltig ja, inhaltlich Schwachsinn hoch 10. Mehr Worte will ich dazu nicht
verschwenden - zu tief sitzt der Stachel der verschwendeten Zeit; von der Kinokarte
ganz zu schweigen.
Die Letzten Gigolos
04.03.2015
Von Agenturen an die Reedereien vermittelt besteht die Aufgabe der Gentlemen darin, den
Damen an Bord den Aufenthalt zu versüßen. Daneben schaut man auch hinter die Kulissen
des Schiffsbetriebs.
Das Leben an Bord wird genau und sympathisch beleuchtet und man bekommt ein Gefühl, welche
Arbeit dahintersteckt, sich schick zu machen und den Frauen in unverfänglicher Weise gerecht
zu werden, aber deswegen taugt der Stoff höchstens für die Sonntagnachmittagsdoku im
Fernsehen, nicht aber für die große Leinwand.
Die Liebesfälscher
28.10.2011
Eine Galeristin und ein Kunsthistoriker spazieren durch die Gassen eines Toskanischen
Ortes, philosophieren über Leben und Kunst. Kennen die beiden sich wirklich erst seit
wenigen Stunden, oder sind sie vielleicht schon seit 15 Jahren verheiratet?
Da ist er wieder, der mittlerweile Tod geglaubte typische französische Film, der nur aus
schemenhafter Handlung besteht und ansonsten voller philosophischer Phrasen und
pseudointelligentem Geschwafel dem Zuschauer alles abverlangt. Selbst eine
Schauspielikone wie Juliette Binoche haucht Liebesfälscher kein Leben ein...
Mausetot und begraben gibts die Minimalwertung dafür.
Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen
In diesem Fantasy-Abenteuer, das im England des Jahres 1899 angesiedelt ist, befürchtet die königliche Regierung, dass ein größenwahnsinniger Bösewicht die Weltherrschaft an sich reißen will. Um ihn aufzuhalten wird ein elitäres Team zusammengestellt, die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Helden aus Historie, Literatur und Film sollen die große Aufgabe angehen. Allen voran Quartermain (Sean Connery), sowie Captain Nemo, Tom Sawyer, Dr. Jekyll, Skinner, der weibliche Vampir Mina Harker und andere, die die Pläne des bösen Phantoms vereiteln sollen. Doch dann scheint sich ein Verräter in der Liga zu befinden. Ein Actionspektakel mit viel Krach, boom, bang... sogenanntes Popcorn-Kino, ohne großen Anspruch. Die Handlung ist vorhersehbar und verläuft ohne große Spannung. So etwas wie Atmosphäre, Tiefgang und Hintergründiges sucht man vergebens. Es werden einige bekannte Zitate aus Film und Literatur verhackstückt. Man hat nie ansatzweise das Gefühl, unsere Helden seien wirklich in Gefahr und könnten mit ihrer Mission scheitern. Die Trickeffekte hat man schon anderweitig und weitaus besser gesehen. Ein Top Schauspieler wie Connery wird in seiner Rolle (?) nie gefordert. Scheinbar wollte man in diesem Streifen einfach nur einen Topstar präsentieren, neben den anderen namenlosen Mimen, denn die Rolle des Quartermain hätte jeder andere Schauspieler auch ausfüllen können. Zurück bleibt ein Gefühl, dass man seine Zeit hätte sinnvoller nützen können und schon gar nicht für einen solch unterklassigen Film den happigen Kinoeintrittspreis auf die Theke legen muss.
Die Ludolfs
19.04.2009
Nach einem Dasein im Nischensender DMAX kommen die kultigen Schrotthändler ins Kino.
Peter, Uwe, Manfred und Günter verlieren selbst im größten Chaos nie die Nerven.
Ihre Autoverwertung in Dernbach ist so kultig, wie die vier Brüder, doch das kommt auch beim
Kunden an, denn stets haben die Ludolfs eine Lösung oder ein seltenes Ersatzteil parat.
Dabei wundert man sich, wie Peter, „the brain“ in diesem Riesenchaos aus Schrott den Überblick
behält.
Das halbdunkle Wohn- und Arbeitszimmer, mit seinen geblümten 70er Jahre Tapeten ist einfach
so echt, wie es kein TV-Mensch jemals erfinden könnte.
Die Welt ist stehengeblieben im beschaulichen Dernbach und vor allem in der
Hinterhofschrotthandlung der Ludolfs.
Die Ludolfs sind einfach so kultig, wie man es mit Worten nicht beschreiben kann – man muss
es einfach gesehen haben. Die vier herrlich-dümmlich-sympathischen Brüder veranstalten
allerhand skurilles Alltagschaos. Von Schwachsinn bis zum aberwitzigen Irrsinn wird alles
geboten. Leider taugt der „Spaß“ nur bedingt für die große Leinwand, denn eine wirkliche
Geschichte wird nicht erzählt. So ist der Ulk einmal ganz amüsant anzuschauen, sollte dann
aber wieder zurück ins Fernsehformat abtauchen – dort sind die Ludolfs besser aufgehoben.
Die Monster AG
Wieder mal ein Film aus den Pixar-Animations Studios. Es ist schon unglaublich, was mit Computertechnik alles möglich ist. Die Story ist genial-einfach: Die Angestellten der Monster AG besuchen Kinder in ihren Zimmern, um sie zu erschrecken. Die Schreie der Kinder werden gesammelt und liefern Energie. Natürlich gibt es einige Missgeschicke und Turbulenzen, die sich in einem schönen Happy-end auflösen. Der Film ist gut gemacht und die Figuren sehr sympathisch. Allerdings versprüht der Film nicht den Charme eines Shrek. Ich würde ihn knapp unterhalb von Antz und Das große Krabbeln anordnen.
Die Nordsee von oben
30.08.2011
Ursprünglich im Arte Nachtprogramm gesendet kreierten Silke Schranz und Christian
Wüstenberg daraus einen wunderschönen und auch informativen Film, der den Weg ins
Kino geschafft hat.
Mit dem Hubschrauber startet die Reise von Emden über Hamburg bis nach Sylt.
Aber es werden nicht einfach nur Luftaufnahmen gezeigt, nein - es wird auch an besonderen
Stellen inne gehalten und sogar bestimmte Einwohner, einzigartige Berufe näher erläutert.
Auch wenn die Farben am Computer aufgehübscht wurden: wer hier nicht sofort Lust auf Urlaub
im Norden verspürt, der trägt kein Gefühl in sich.
Die Ostsee von oben
22.07.2013
Nach der Nordsee gibt es nun also auch die Ostsee von oben. Grandiose Landschaftsaufnehmen, gepaart mit teilweise witzigen Kommentaren machen Spaß und wecken Sehnsüchte. Harmonische Musikstücke tragen ihr Übriges zu einer fast gelungenen Komposition bei. Fast? Es gibt hier leider auch etwas Schatten über dem Bodden: Sobald aus dem bildgewaltigen Landschaftsspektakel das Oberlehrerhafte Oberhand gewinnt, oder zu viele Fakten die Augenlider schwer werden lassen. Ich hatte mich im Vorfeld nicht informiert und ging davon aus, dass auch das Baltikum bis nach Skandinavien überflogen wird, aber hier würden Erwartungen enttäuscht. Sicher, es hätte auch genehmigungstechnisch nicht so ohne Weiteres funktioniert, aber schön wäre es trotzdem gewesen. Trotzdem, lohnenswerte Bilder für Zuschauer, die sich an der Deutschen Ostsee schon auskennen, oder besser auskennen wollen.
Die Queen
Der Tod Dianas ist Ausgangspunkt einer seltsam anmutenden Staatskrise in England. Während sich die
Queen mitsamt der königlichen Familie auf ihren Landsitz zurückzieht, nutzt Tony Blair
die Sympathien des Volkes für die Prinzessin der Herzen und sichert sich damit einen
politischen Vorteil.
Zwei Staatsoberhäupter, zwei Welten die Gegensätze könnten kaum größer sein und werden
auch ansatzweise in ganz wunderbar leisen Tönen porträtiert. Doch in dieser
Dreiecksbeziehung zwischen der Queen, Tony Blair und dem englischen Volk dominiert in
meinen Augen nur eines: Die eigentliche Macht haben die Medien. Ob im Königshaus oder
beim Frühstück der Familie Blair überall läuft der Fernseher und werden die
Schlagzeilen der Tageszeitungen analysiert. Was für eine Ironie angesichts der mit
Dianas Unfalltod in Zusammenhang gebrachten Hetzjagd der Paparazzi. Andere Aussagen
in diesem künstlich-leidenschaftslosen Streifen blieben mir verschlossen.
Fazit: In meinen Augen ein vollkommen überflüssiger Film, auch wenn Helen Mirren für
ihre Darstellung der Queen den Oscar erhalten hat.
_apricum
Die Schachspielerin
Helene (Sandrine Bonnaire) verdient ihr Geld als Zimmermädchen im Hotel und als
Putzfrau beim kauzigen Dr. Kröger (Kevin Kline) und hat sich mit ihrem Leben abgefunden.
Ihre Liebe brennt zwar nicht und der Verdienst ihres Mannes reicht gerade mal aus, um
über die Runden zu kommen. Alles ändert sich, als sie beim Bettenmachen im Hotel ein
Pärchen auf dem Balkon beobachtet, das beim Schachspielen Zärtlichkeiten austauscht.
Helene kehrt in sich und denkt über den Sinn ihres Lebens nach. Sie beschließt, das
Königsspiel zu lernen. Nachts übt sie allein am Schachcomputer. Und einmal die Woche
lehrt ihr Dr. Kröger die Feinheiten. Klar, dass dabei ihre Familie und ihre Pflichten
zu kurz kommen.
Beeindruckend, mit welcher Mimik und Gedankenverloren Sandrine Bonnaire die Helene
verkörpert. Der Zuschauer kann fömlich nachvollziehen, was in ihr vorgeht. Wer hat nicht
schonmal darüber nachgedacht auszubrechen, oder etwas eigenes für sich alleine zu finden,
das sein Leben erfüllt und wobei er aufgehen kann. Wenngleich die ruhige Geschichte
zumeist vorhersehbar daher kommt, wird sie in tollen emotionalen Bildern eingefangen.
Die Schimmelreiter
05.06.2009
In der kargen Schönheit Dithmarschens sind unsere beiden ungleiche Helden unterwegs, deren
Wege sich auf schicksalhafte Art gekreuzt haben.
Fuchs (Peter Jordan), verdient seine Brötchen als Lebensmittelkontrolleur im hiesigen
Landkreis. Er stellt Sauberkeit und Ordnung sicher und verströmt dabei seinen eigenen
rustikalen Charme und Esprit. Während der zynische und ständig pleite Tilmann (Axel Prahl)
dringend das Land verlassen will und in der zwangsweisen Inspektionstour eine aussichtsreiche
Gelegenheit findet, seine Kasse aufzubessern und dabei auch noch seinem Ungeist freie Zügel
zu lassen.
In einem ebenso öden Landstrich wie jüngst die Dorfpunks ihr musikalisches Unwesen trieben,
begleiten wir jetzt die beiden ungleichen Fuchs und Tilmann auf ihren Touren durch ein
unwirkliches Land. Was Dorfpunks allerdings fehlte wird hier deutlich: brillante Charaktere,
die den Zuschauer fesseln und mitreißen. Wobei sich Fuchs (vor allem durch seine Rolle)
eher ins Gehirn des Publikums einzubrennen vermag. Einige Handlungsstränge und
Verhaltensmuster lassen sich zwar nicht immer nachvollziehen, aber dafür wird man hier
trotz mäßiger Story prächtig unterhalten – man kann ja nicht alles haben...
Die Schönen Tage
18.11.2013
Die pensionierte Zahnärztin Caroline weiß nichts so recht mit ihrer neu gewonnenen Freizeit
anzufangen. Sie schnuppert in einen Rentnerclub, der sich “die schönen Tage” nennt, findet
die Beschäftigungen dort aber einen Graus, bis sich der wesentlich jüngere Julien, leiter
des Computerkurses für Senioren ernsthaft für Caroline zu interessieren scheint. Diese neu
entdeckten Komplimente und Gefühle lassen Caroline an ihrer Ehe zweifeln.
Die gelangweilte Neupensionärin wird phantastisch von Fanny Ardant verkörpert. Man kann sich
sehr gut in ihre Situation versetzen und ihren Wunsch in ihrem Leben noch etwas zu erleben.
Daneben schaffen es auch die anderen Charaktere die Geschichte mit Raum zu füllen. Trotz
freiwilliger und unfreiwilliger Komik bleibt der Grundgedanke eigentlich ein ernster, der
hier aber fluffig und mit Niveau erzählt wird. Das ist gutklassiges Französisches Kino, das
sich nicht zu sehr in Dialogen verliert.
Die Schüler der Madame Anne
31.12.2015
Anne ist seit 20 Jahren Lehrerin und muss eine 11. Klasse in einem Pariser Vorort
übernehmen - einem sozialen Brennpunkt. Die Klasse bedeutet für Anne eine große
Herausforderung, denn andere Lehrkräfte verzweifeln an den Schülern. Doch Anne
versteht ihre Schüler anzufassen und aus ihnen mehr herauszukitzeln, als es zunächst
den Anschein hat.
Einmal mehr ein Film über eine Problemschulklasse in einem sozialen Brennpunkt. Den gleichen
Stoff hat man bereits in Die Klasse gesehen. Dieses Mal schrieb als Besonderheit das
Drehbuch sogar einer der Hauptprotagonisten. Natürlich sind die Strickmuster ähnlich und
durch die Nähe zum Umfeld so auch recht authentisch umgesetzt. Als die Klasse sich dann
beginnt mit ihrer speziellen Arbeit zu beschäftigen, den Deportationen im Dritten Reich,
glänzt der Film mit seinen stärksten Szenen und schafft es aufzuwühlen. Auf der Strecke
bleibt danach der eigentliche Schulalltag und ein vorhersehbares, etwas zu glattes Ende.
Die Süße Gier
10.02.2015
Der erfolglose Immobilienmakler Dino trifft durch seine Tochter zufällig auf den
Finanzspekulanten Giovanni. Dieser verspricht eine Traumrendite für Geldanlagen und
Dino verschuldet sich gnadenlos. Als die Finanzblase platzt ist das Geld futsch. Als
ein Unfall mit Fahrerflucht ans Licht zu kommen droht, wittert Dino doch noch seine
Chance.
Interessant wird dieser Film mit dem älteren, vom Reichtum träumenden Dino eröffnet.
Der Zuschauer ahnt schon die sich anbahnende Finanzmisere und hegt seinen Hass auf den
Großkotz Giovanni. Das bewegt und kann zeitweise fesseln. Bis es zum eigentlichen Showdown
kommt, vergeht aber leider vieeeel Zeit. Das Ende bietet dann zweifellos Feuer, hätte
aber deutlich schneller auf den Punkt kommen müssen.
Die Tribute von Panem
09.04.2012
Die 17 jährige Katniss meldet sich freiwillig, als eigentlich ihre jüngere Schwester
ausgelost wird bei den „Hungerspielen“ zusammen mit Peeta ihren Distrikt zu vertreten.
Alle zwölf Distrikte müssen jeweils einen Jungen und ein Mädchen stellen, um in einer Arena
zu kämpfen, bis nur noch eine Person überlebt - alles für eine TV-Übertragung. Katniss
lernt schnell und schafft es, sich in der Arena gut zu behaupten. Als sich zwischen ihr
und Peeta eine zarte Liebe anbahnt, scheint es keinen Weg zu geben für beide die Arena
lebend zu verlassen.
Mit großem Trara angekündigt wird er nun in den Kinosälen ausgestrahlt: Die Tribute
von Panem. Die Geschichte führt sehr intensiv in die Charaktere ein wobei auffällt,
dass hier die meisten Figuren so überzeichnet sind, dass man sich auch in künftigen
Sequels gleich damit identifizieren kann. Die Vorbereitung auf die Spiele verbreitet
eine tolle Spannung und der Zuschauer fiebert dem Beginn manisch entgegen, auch wenn man
bei solchen Produktionen keinen wirklich überraschenden Ausgang erwarten darf. Die
“Hungerspiele” sind eine schöne Inszenierung, die einerseits an Gladiatorenkämpfe
erinnern und andererseits nicht weit von Deutschen Shows im Privatfernsehen á la
“Dschungelcamp” entfernt sind. Schade, dass man nicht mehr über die politische Welt der
Zeit erfährt - so wirkt die zu bunte Welt wie leicht sterile Fiktion. Die Blutszenen
wurden geschickt entschärft, dass von der kinoliebenden Familie auch niemand zurück
bleiben muss. Alles in allem solides Popcornkino mit Lust auf mehr - gegen Ende jedoch
mit deutlichem Spannungsabfall.
Die Unsichtbare
26.01.2012
Der jungen Schauspielschülerin Fine fehlt es vor allem an nötiger Ausstrahlung, sie
fühlt sich unsichtbar, weil sie durch ihre Art nicht wahrgenommen wird. Aus sich
heraus kann Fine nur, wenn sie ihre behinderte Schwester mit Gesang, Tanz und Spiel
beruhigen kann.
Allerdings entdeckt ein Regisseur beim Vorsprechen ihr verborgenes Talent und setzt sie
in der Hauptrolle der Camille ein: ein Männerverschlingender Vamp. Um sich mit der Rolle
besser identifizieren zu können, setzt sie nachts eine Perücke auf und zieht durch die
Stadt, auf der Suche nach sexuellen Abenteuern.
Tja – Die Unsichtbare leidet offensichtlich gewaltig unter dem Druck der Zweitgeborenen.
Zu ähnlich sind die Grundhandlungsmuster zum Erfolgsfilm Black Swan. Während in Black Swan
allerdings die innere Zerrissenheit ganz stark dargestellt wurde, bleiben bei der
Unsichtbaren vor allem die Szenen der Fine mit ihrer behinderten Schwester im Gedächtnis.
Der Rest will nicht so recht zünden und den Vamp nimmt man Fine schon gleich gar nicht
ab - durchwachsene Vorstellung.
Die Wand
27.12.2012
Einer Frau findet sich eines Morgens in einer Berghütte wieder. Nach einer Zeit stellt sich
heraus, dass das Land um die Hütte von einer unsichtbaren Wand umgeben ist. Nach anfänglichem
Ankämpfen, arrangiert sie sich mit ihrer Situation und beginnt ihre Erlebnisse aufzuschreiben.
Nach kleiner Einführung findet man sich fast in einem klaustrophobischen Horrorstreifen wieder,
der sie aber dann mehr und mehr in Erzählphrasen auflöst. Dabei brilliert Martina Gedeck
zweifellos als Schauspielerin, allerdings weniger mit ihrer ermüdenden Erzählstimme, die definitiv
nicht für ein Hörbuch geeignet ist.
Wo die unsichtbare Wand herkommt, wird nie aufgelöst und so ergibt sich die besondere Stärke
einerseits in den Naturaufnahmen und anderseits in der fürchterlichen Einsamkeit. Zusammen mit
den melancholischen Geigenklängen, die nicht selten an den Nerven sägen ergibt sich ein höchst
unkonventionelles Machwerk, auf das man sich einlassen muss. Anstrengend
Die Welle
18.03.2008
Der Gymnasiallehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) startet während einer Projektwoche zum
Thema „Staatsformen“ einen Versuch, um den Schülern die Entstehung einer Diktatur
greifbar zu machen. Anfangs kann sich noch kein Schüler so recht vorstellen, dass das
im heutigen aufgeklärten Deutschland möglich sein soll, aber schon bald sind die
Schüler Feuer und Flamme, entwickeln eigene Ideen und steigern sich auch außerhalb
der Schulzeit immer mehr in die Idee, die den Namen "Die Welle" erhält hinein. Das
Zusammengehörigkeitsgefühl, das gegenseitige Helfen, die gemeinsamen Unternehmungen
lassen das Projekt zum Lebensinhalt für die meisten Schüler werden. Als sich die
Projektwoche dem Ende neigt, merkt Rainer Wenger, dass ihm einiges aus dem Ruder
geraten ist. Am Ende merkt nur seine Frau (Christiane Paul), wie sehr er sich während
dieser Woche verändert hat.
Die Welle verdeutlicht eindrucksvoll und realitätsnah, wie leicht labile Jugendliche
zu beeinflussen sind, vor allem solche, die keinen sinnvollen Hobbys und
Beschäftigungen nachgehen. Sicher ist der Film an der ein oder anderen Stelle etwas
überzeichnet, oder manche Dialoge wirken leicht hölzern, aber vor allem Jürgen Vogel
verkörpert den "coolen" Gymnasiallehrer in Perfektion.
Fazit: Ein sehenswertes Filmerlebnis, das zum Nachdenken anregt und sich noch lange
in den Köpfen der Zuschauer einbrennen wird.
Die Winzlinge - Operation Zuckerdose
15.03.2016
Ein Marienkäfer landet versehentlich in einer Zuckerdose, die von einem Pärchen im Wald
zurück gelassen wird. Die Zuckerdose weckt auch das Interesse einer schwarzen Ameisengruppe,
die sie in ihren Ameisenhügel transportieren wollen. Doch der Transport bleibt nicht
ungesehen und so macht sich ein Stamm roter Ameisen daran, ihnen die Zuckerdose abzujagen,
was schließlich im Krieg zwischen zweier Ameisenvölker gipfelt, doch der schüchterne
Marienkäfer entdeckt seinen Mut und holt Hilfe herbei.
Für die verwöhnten Liebhaber, der Pixar Animationsfilme wirken die Winzlinge zuerst einmal
ungewöhnlich. Hier wurde die reale Welt mit animierten Figuren vermischt. Die Figuren – hier
Insekten sehen sehr starr und nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit aus. Trotzdem vor allem
wegen der coolen Sounds kann der Film vor allem jüngere Zuschauer in Freude versetzen. Die
Story hängt leider in der Mitte etwas und wird durch verlängernde unnötige Traumsequenzen
gestört. Hier klinken sich die jüngsten bereits aus. Es ist doch nichts gegen eine Spielzeit
von 70-80 Minuten bei einem leicht zu verdauenden Kinder- und Familienfilm zu sagen. Den
Winzlingen tut die längere Spielzeit aber nicht unbedingt gut.
Die Wolken von Sils Maria
02.02.2015
Maria ist Schauspielerin und zieht sich mit ihrer Assistentin Valentine in die Schweiz, nach
Sils Maria zurück. Sie erhält eine Rolle in einem Stück, das ihr vor 20 Jahren den Durchbruch
bescherte. Doch sie soll nicht ihre “alte” Rolle spielen. Diese wird von der jungen Sigrid
gespielt. Damit muss Maria nun klar kommen.
Der Film wirbt vor allem mit dem hübschen Gesicht von Kristen “Twilight” Stewart, denn die
wirre Story kann nicht in 2 Minuten, die ein Trailer Zeit hat, vermittelt werden.
Als alternde Hauptdarstellerin konnte Juliette Binoche verpflichtete werden, die sich mit
ihrer Klasse gegen den äußerst schwachen Stoff stemmt. Dieser zieht sich allerdings weit
über 2 schläfrige Stünden hin, so hält man sich als gelangweitem Zuschauer nur am
beeindruckenden Alpenpanorama fest. Äußerst dünn...
Die zwei Gesichter des Januars
17.07.2014
Der junge Amerikaner Rydal lebt im Athen der 60er Jahre. Er hält sich als Reiseführer über
Wasser und trifft eines Tages auf ein Touristenehepaar Chester und Colette.
Rydal erhofft sich einen Zuverdienst und sucht die Nähe der beiden. Als sich eines Abends im
Hotelzimmer ein Drama abspielt, wird auch er in den Sumpf von Chesters Geschäftspraktiken und
dessen geprellter Kunden gezogen.
Athen und Griechenland dient hier als Schauplatz, welcher sehr schön in Szene gesetzt ist -
natürlich vergehen die Darsteller nicht in der Hitze, wie das dem Urlauber passiert und so
baut sich schnell Spannung auf, die aber bei der ersten ungewöhnlichen Begegnung zertreten
wird. Schon früh werden alle Hintergründe erklärt und schippern den Film in seichte
Fahrwasser. Gegen Ende gelingt es noch durch die sich überschlagenden Ereignisse den Bogen
wieder etwas anzuheben, aber das reicht kaum um im Gedächtnis zu bleiben.
Diplomatie
24.11.2014
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Deutschen nur noch auf dem Rückzug. Dabei soll
z.B. auch Paris dem Erdboden gleich gemacht werden. Dietrich von Choltitz ist beauftragt,
die Sprengung der Stadt zu organisieren. Da schleicht sich der Schwedische Konsul Nordling
in sein Schlafgemach und versucht Choltitz' Gewissen anzusprechen, den Befehl doch noch
einmal zu überdenken. Es beginnt ein gewitztes Kammerspiel um das Dafür und Wider.
Diese in Deutschland eher unbekannte Episode des 2. Weltkrieges ist seltsamerweise eher in
den Köpfen der Franzosen verankert. Fast schon Kammerspielartig wird die Begegnung des
Deutschen Generals mit dem Konsul ausgefochten. Dazwischen immerwieder aktuelle Geschehnisse.
Die beidseitigen Argumentationen sind in höchstem Maße faszinierend, allerdings tragen diese
kaum länger, als die ohnehin schon kurze Spieldauer des Streifens. Wer bildgewaltige Action
sucht, der wird enttäuscht, wer realitätsnahe Geschichtsaufbereitung sucht, der ist hier
richtig, muss allerdings über einige unstimmige Details hinwegsehen.
Django Unchained
28.01.2013
Der Sklave wird vom deutschen Kopfgeldjäger Dr. Schultz "freigekauft" und hilft diesem bei seiner Jagd
nach den Brittle-Brüdern. Danach lässt Dr. Schultz Django frei, doch dieser bleibt trotzdem bei
Schultz, weil beide Interesse daran haben dem Plantagenbesitzer Calvin Candie einen Besuch abzustatten.
Ein Knaller wurde angekündigt und ein "beinahe Knaller" ist es geworden. Einmal mehr verzückt uns
Christoph Waltz als Dr. Schultz, allerdings können die Dialoge es nicht mit einem Hans Landa
(Inglourious Basterds) nicht ganz das Wasser reichen. Was solls, der Saal steht trotzdem
Kopf. Tarantino-typisch wird mit exzessiver Gewalt nicht gespart, aber nicht, ohne den
sozialkritischen Hintergrund zu vernachlässigen. Das Thema Weiß/Schwarz wird bis zur Schizophrenie
(ein schwarzer Sklavenhändler?) getrieben.
Warum aber ist Django kein absoluter Topp-Film? Leonardo Di Caprio als Monsieur Candy
versucht mit seiner Sprache in die gleiche Kerbe zu hauen, wie Christoph Waltz, erreicht dessen
Niveau allerdings nicht ansatzweise. So wirkt diese Figur nur noch lächerlich. Django ist
schlichtweg etwas zu lang! Nach dem eigentlichen Finale werden noch weitere Sequenzen drangehängt,
die nicht hätten sein gemusst (die obligatorische Minirolle von Tarantino selbst und das
Dynamitfinale in der Villa).
Dogville
Amerika 1930. Das beschauliche Bergdorf Dogville liegt am Ende einer Straße in den
Bergen der Rocky Mountains. Dorthin verirrt sich Grace (Nicole Kidman) auf der Flucht
vor den Gangstern und man gewährt ihr Asyl. Als Dank bietet sie den Dorfbewohnern
ihre Hilfe an... was alsbald aufs niederträchtigste von jedem Einzelnen ausgenutzt
wird.
Vergebung, Mitleid, Versöhnung... nein! Lediglich das Gebell des Hundes Moses bleibt
einem am Ende des Films als Trost, angesichts so großer Unmenschlichkeiten. Eine
riesige Halle, Kreidestriche auf schwarzem Fußboden, die die Umrisse der Häuser
markieren, dazu ein paar Straßennamen, vereinzelte Requisiten, Tag und Nacht sind
durch weißen bzw. schwarzen Hintergrund gekennzeichnet - eine Geschichte in neun
Kapiteln + Prolog, ein Drei-Stunden-Experiment: Ist das noch Film oder schon Theater?
Lässt sich das ertragen?
Nach wenigen Minuten ist man von der Stimme des Erzählers gefangen genommen,
unaufhaltsam von Grace´Schicksal in den Bann gezogen, vergisst das spartanische
Bühnenbild und erliegt dem Fokus auf die Psyche der Figuren. Eine erschreckende Fabel
über die Moral des Menschen - eine wunderbare Symbiose von Film und Theater, auf die
man sich einfach vorbehaltlos einlassen sollte. Dabei hatte ich fast schon geglaubt,
dass es keine neuen filmischen Mittel mehr geben könnte.
Fazit: Wenn im Abspann Bilder der amerikanische Depression gezeigt werden, unterlegt
mit David Bowies "This is not America" muss man geradezu gegen den inneren Drang,
aufzuspringen und Beifall zu klatschen (wie im Theater!), ankämpfen.
_apricum
Dorfpunks
15.05.2009
Vier Jugendliche gründen irgendwo in der nördlichen Provinz aus Langeweile eine
Punk-Band. Doch was zuerst als Antriebsmotor funktioniert, versiegt recht schnell
nach den ersten Unstimmigkeiten.
Was schnell und kurz erzählt ist, beschreibt eigentlich schon nahezu die komplette
Handlung. Hauptdarsteller Malte (Cecil von Renner) kommt uns sehr geleckt und
glattgebügelt daher. Dagegen wirken seine Mitstreiter wie die übelsten Gesellen.
Der brillante Axel Prahl in der Nebenrolle des Kneipenwirts verleiht Dorfpunks ein wenig
Format, wenngleich seine Rolle dieses skurrilen Typen auch etwas angestrengt scheint.
So erschöpft sich die Handlung zumeist aus Rumhängen und Biertrinken und zurück bleibt ein
höchst laues Filmchen.
Drei
Ein modernes, großstädtisches Hetero-Paar verliebt sich unabhängig voneinander in
denselben Mann. Zufall? Einerlei - die beiden oder besser gesagt alle drei erleben einen
neuen Kick im Sexleben.
Eine ungewöhnliche Dreiecksgeschichte wird uns hier von Herrn Tykwer serviert.
Trotz aller Intensität wirken die Begegnungen wenig glaubhaft. Dass sich im großen
Berlin ganz zufällig diese 3 Menschen so intim begegnen scheint für die Geschichte
bemüht.
Natürlich stimmt die Atmosphäre und die tollen Schauspieler halten die handwerklich gut
gemachte Story am Leben. Weiterer Negativpunkt: zu dick aufgetragen werden die
kulturellen Interessen und intellektuellen Hintergründe der Protagonisten breitgetreten.
Allerdings muss ich zugeben, dass man neben den Kritikpunkten sehr gut unterhalten wird,
deshalb - nein, nicht drei, sondern 4 Sterne.
Dreiviertelmond
19.12.2011
Als seine Frau sich nach 30 Ehejahren scheiden lässt, sitzt der Schock bei Hartmut
Machowiak tief. Plötzlich muss der überkorrekte, meist schlechtgelaunte Taxifahrer,
der nichts mehr hasst als Veränderungen, alleine klar kommen und sein Leben neu
sortieren. Als eines Tages die sechsjährige Hayat, die kein Wort Deutsch spricht,
in seinem Taxi zurück gelassen auftaucht und nicht mehr von seiner Seite weicht,
nimmt Hartmut die kleine notgedrungen bei sich auf und hilft ihr bei der Suche nach
ihrer Mutter.
>
Es ist schon was dran, wenn gesagt wird, Elmar Wepper wäre einer der meist
unterschätzten Schauspieler. Erst spät hat er sich vom leichten TV-Film emnzipiert und
begeisterte bereits bei Kirschblüten Hanami. Dreiviertelmond ist Elmar
Wepper wieder absolut auf den Leib geschrieben, wenngleich die Geschichte vorhersehbar
scheint und Anleihen an oben genanntes Werk enthält. Zusammen mit der kleinen Hayat,
die im Sturm die Herzen der Zuschauer erobert, gelingt eine höchst rührende
Tragikomödie, die man gesehen haben sollte.
Drive
20.02.2012
Ryan Gosling spielt in Drive einen Stuntman, der auf Autostunts spezialisiert ist und
deshalb einfach “The Driver” genannt wird. Seine Fähigkeiten als Fahrer sind auch der
Grund, dass er gerne als Fluchtwagenfahrer gebucht wird. Er ist dabei Vollprofi ohne
zwischenmenschliche Bindungen. Nur seinen Mechaniker und Auftragbeschaffer würde er als
Freund bezeichnen. Dieser stellt Driver eine Karriere als Nascar-Profi in Aussicht. Dann
allerdings begegnet er seiner neuen Nachbarin Irene und so etwas wie Liebe kommt in ihm
hoch. Ihr zu liebe will er ihrem Mann bei einem Überfall helfen, durch dessen Erlös er
sich von Schutzgelderpressern freikaufen will.
Was ist Ryan Gosling für ne coole Type in diesem Film... Kommt jetzt der Zahnstocher
wieder?
Anders, als gerade in The Ides of March, aber nicht minder taff. Sehr getragen geht Drive
das Actiongenre an, allerdings wirken so die Einstellungen und vor allem die klasse
Sounds intensiv und mitreißend. Im letzten Drittel wird dann Gewalt zum Exzess getrieben.
Vor allem sehr hart, da man so etwas kaum erwarten konnte. Leider tritt der eigentliche
Job als Fahrer etwas in den Hintergrund, und über viele der platten Dialoge hüllt man am
besten den Mantel des Schweigens, aber so ein genialer Hauptdarsteller und die
wahnsinnskameraführung gepaart mit markerschütternden Sounds packen auch den
zartbesaiteten an der Gurgel.
Du bist nicht allein
17.09.2007
Hans Moll (Axel Prahl, bekannt als Münsteraner Kommissar Thiel spielt eine Hauptrolle), als arbeitsloser Maler gerät er an seine neue Nachbarin, eine Russin und kann sich bei ihrem Einzug nützlich machen. Das vertreibt die Langeweile. Seinen Sohn vernachlässigt er jedoch weiterhin. Die Ehefrau findet durch einen zweifelhaften Job einen Ausweg aus der Arbeitslosigkeit. Dabei kommen sich Moll und die russische Nachbarin Stück für Stück näher. Ehekräche sind an der Tagesordnung und am Ende... nein - so viel will ich jetzt nicht verraten. Du bist nicht allein beschreibt ein Stück Berliner Plattenbautendasein, mit seinen typischen Problemen (Arbeits-, Perspektivlosigkeit, Alkohol...), der gespickt ist von Situationskomik der Figuren. Sehr gut finden wir alle uns in diesem Film wieder, der uns vom ersten Moment einen Spiegel vorhält und dabei trotzdem ungeheuer Spaß macht. Eigentlich kein Film fürs Kinoformat, aber trotzdem 5 knackige Punkte.
Eddie the Eagle
27.04.2016
Der Brite Michael „Eddie“ Edwards träumt seit seiner Kindheit davon, einmal bei Olympia
teilzunehmen. Erfolglos versucht er in verschiedensten Sportarten Leistung zu bringen,
bis er eines Tages auf Skispringen stößt, bei dem es noch nie einen Britischen Teilnehmer
gab.
Zuerst versucht er sich selbst das Springen beizubringen bis er den Ex-Skispringer Bronson
Peary trifft, der ihn coachen soll. Unter seiner Anleitung soll Eddie die neu eingeführte
Olympianorm schaffen und mit der Mannschaft nach Calgary reisen.
Sogenannte Biopics sind ja stets mit Vorsicht zu genießen, aber Eddie the Eagle bietet
reichlich Witz und schafft es gegen Ende sogar große Emotionen zu wecken, vielleicht
gerade wegen der Überzeichnung des Hauptdarstellers. Dazwischen schleichen sich allerdings
auch übelste “Flachheiten” ein und vor allem Hugh Jackman als Alkoholiker wirkt sehr
unglaubwürdig mit seiner aufgesetzten Sauferei. Sicher weiß man, wie die Geschichte ausgeht,
aber rührend ist sie dennoch und so ist wenigstens viel Unterhaltung garantiert, sofern man
nicht alles hinterfragt.
Eine Dame in Paris
06.05.2013
Anne lebt in Estland und kümmert sich um ihre alte Mutter. Nach deren Tod fühlt sie sich nicht
gebraucht und sucht eine neue Aufgabe: sie nimmt eine Pflegestelle bei der alten Frida in Paris
an. Obwohl Frida keine Hilfe annehmen will, drängt sich Anne auf und sucht den Kontakt zu der
alten Frau. Aus Konflikten wird eine gegenseitige Abhängigkeit.
Der Ansatz klingt vielversprechend, aber leider verpufft alles, wofür der Film stehen soll
im Nichts: Der Estnische Hintergrund der Haushaltshilfe spielt anfangs eine Rolle, später wird
das nur noch beiläufig erwähnt. Frida kommt zu keiner Zeit so greisenhaft herüber, dass sie eine
Hilfe bräuchte. Nach leisen Konflikten lösen diese sich sehr schnell in Harmonie auf. Interessant
einzig und alleine zu beobachten, wie sich Anne langsam von der Grauen Maus zu einer
selbstbewussteren Frau verändert (die Schuhe werden höher und die Röcke kürzer).
Insgesamt aber ein überflüssiges Machwerk und großer Langweiler.
Eine Insel namens Udo
14.07.2011
Udo ist Kaufhausdetektiv, eigentlich unsichtbar und lässt kaum ein Fettnäpfchen aus.
Da Udo aber unsichtbar (bzw. Schwersichtbar) ist, kann er als Detektiv große Erfolge
aufweisen. Als er der Hotelmanagerin Jasmin begegnet, die ihn als einzige Person sehen kann,
gerät Udos Leben kräftig durcheinander..
Kurt Krömer agiert hier entgegen anderer Auftritte wenig schrill, fast schon dezent - liegt
vielleicht an der Rolle. Der Gegenpart, Fritzi Haberland, höchst sympathisch und natürlich
macht Freude auf der Leinwand. Eine Insel Namens Udo ist (zum Glück) weniger hirnloser
Klamauk, als man zunächst annehmen konnte, köchelt aber Höhepunktarm etwas auf humoresker
Sparflamme. Die Highlights kennt man vom Trailer, also bleibt ein "ganz nett" stehen.
Einer nach dem Anderen aka Kraftidioten
24.03.2014
Nils lebt in Norwegen und befreit berufsmäßig eine wichtige Straße vom Schnee. Eines Tages
wird sein Sohn tot aufgefunden - angeblich wegen einer Überdosis Heroin. Doch damit will sich
der Vater nicht abfinden und stößt auf die Heroinmafia, die seinen Sohn auf dem Gewissen
haben. Er beginnt mit seinem Rachefeldzug, der immense Ausmaße annimmt und mehr und mehr
Opfer kostet.
In ganzen "Tarrantino-Manier" gepaart mit nordischen kruden Ideen fließt viel Blut en Fjord
hinunter. Anfangs fragt man sich noch, wo denn der Witz versteckt ist, doch spätestens bei der
Szene, als zwei Norwegische Polizisten ein Knöllchen verteilen wollen, ohne das Auto zu
verlassen, gibt es kein Halten mehr... die Unterhaltunglatte liegt so lange hoch, bis der
Hauptdarsteller seine Selbstjustiz beendet hat. Danach verflacht Kraftidioten ein wenig.
Ganz starke Szenen kann auch Bruno Ganz aufweisen, obwohl er eigentlich wenig zu sagen hat.
Am Ende entlädt sich die Szenerie in bestem Westernfinish, dass es nur so kracht... herrlich!
Eine schöne Bescherung
31.12.2016
Ein Weihnachtsfilm - da ist Skepsis geboten, allerdings stehen gerade die nordischen Produktionen dafür,
das Gewohnte aufzubrechen und sich nicht dem Kotsch hinzugeben. Das gelingt auch hier bravourös!
Die Charaktere, auch wenn es recht viele sind werden ansprechend gezeichnet und ähnlich wie bei im Chaos
endenden Familienfeiern, tun sich hier mehr und mehr Abgründe auf, allerdings alles so wohldosiert, dass
der Weihnachtsaspekt nicht zu kurz kommt.
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach
25.02.2015
Sam und Jonathan sind Scherzartikelverkäufer. Sie versuchen ihre Artikel (Vampirzähne,
Lachsäcke und Monstermasken) an den Mann zu bringen. Doch das Geschäft läuft schlecht und
beide sind sich uneins, wie man besser verkauft. Schließlich ziehen sie weiter von Haus
zu Haus, während um sie herum die verrücktesten Dinge geschehen.
Man kennt ja den nordischen Film, der sich gerne vom Mainstream abhebt und mit irrem Witz
und Ideen für Abwechslung sorgt. Das versprach schon der Trailer der Taube (wie ich den Titel
jetzt in Kurzform benenne).
Leider entpuppt sich das Ganze an eine müde Aneinandereihung von seltsamen Orten, seltsamen
Menschen und seltsamen Dialogen. Vielleicht funktioniert das in einem vollen Kinosaal, wenn
das Gelächter ansteckend wirkt, aber wenn man auch nur ein wenig an Erwartung an einen Film
hat, dann fällt die Taube gnadenlos durch.
Ein Griechischer Sommer
02.10.2012
Yannis findet eines Tages am Hafen einen ausgehungerten Pelikan und nimmt ihn mit nach Hause. Nach und
nach wächst der Pelikan heran und eines Tages kann er ihn vor seinem Vater nicht mehr geheim
halten. Das stellt die sowieso schon schwierige Vater-Sohn-Beziehung auf eine echte Probe.
Da verliert man den Glauben an ein Land, das einst durch seine Hochkultur die Welt verzaubert hat.
Hat Griechenland wirklich nicht mehr zu bieten, als diesen faden Streifen? Bereits nach wenigen
Minuten wird klar, dass es sich hier eigentlich nicht um richtige Schauspieler handeln kann. Wie
sonst ist solch ein schlechtes Rollenspiel zu erklären? Die Dialoge passen absolut überhaupt nicht
und die Ausdrucksweise kann man in ihrer Dümmlichkeit kaum nachvollziehen.
Zugegeben, manche Einstellungen mit dem Pelikan sind ganz witzig, aber in Wirklichkeit handelt es
sich hier anfangs um ein “alienartiges” künstliches Etwas und später spürt man förmlich, dass man
es hier nur mit einer Mischung aus dressierten Kabinettstückchen und animierten Bewegungen zu tun
hat.
Vorhersehbar, flach, blass... überhaupt nicht sehenswert, nicht einmal wegen der
Landschaftsaufnahmen.
Einmal Hans mit scharfer Sosse
01.09.2014
Die jüngste Tochter Fatma ist schwanger und sollte schnellstens heiraten, doch der Vater
Ismael lehnt das ab, solange ihre ältere Schwester Hatice keinen Mann gefunden hat. Also
muss schnellstens ein "Hans" her, bevor der Babybauch zu sehen ist.
Einmal mehr werden Deutsch/Türkische Klischees durch die Mängel gedreht. Leider nimmt man vor
allem dem grantigen Papa Türke seine Launen nicht ab. Zu Vieles der Geschehnisse wirkt
gekünstelt und wenig authentisch.
Mehrere der zumeist türkischen Darsteller sind uns aus diversen Deutsch/Türkischen
Produktionen bekannt und so kommt diese flockige Sommerkomödie zwar sehr sympathisch
daher und kann auch Emotionen wecken, die wirkliche Komik kommt dabei allerdings definitiv
zu kurz. Außer einigen Schmunzlern erlebt man hier nur Hans mit milder Soße.
Ein Mann namens Ove
11.05.2016
Ove ist Frührentner und wegen seiner grantigen Art äußerst unbeliebt. Er meldet Falschparker,
inspiziert die Mülltonnen auf korrekte Mülltrennung und blafft spielende Kinder an. Dabei hat
sich Ove zum Ziel gesetzt, seinem Lebenein Ende zu bereiten, denn seit dem Tod seiner Frau
sieht er keinen Sinn mehr darin. Aber jedes mal scheint etwas dazwischen zu kommen. Als eines
Tages neue Nachbarn einziehen scheint sich einiges zu ändern, denn die interessieren sich
auch für ihn und entdecken seinen weichen Kern unter der rauhen Oberfläche. Lohnt es sich
vielleicht doch, weiterzuleben?
Der riesige Bucherfolg wird hier auf die große Leinwand adaptiert. Oft hört man, dass so
etwas nie gut geht. Doch diese herrliche Schwedische Tragikkommödie macht vieles richtig:
Ein schön schrullig-griesgrämischer Hauptdarsteller, unterhaltsam eingefügte weitere
Charaktere und eine höchst rührende Gesamtgeschichte, bei der man irgendwie sofort auf der
Seite unseres Antihelden ist. Zwar ist klar, dass Ove insgeheim doch über ein großes Herz
verfügt, doch wie sich diese Wandlung vollzieht ist höchst emotional vermittelt. Ähnliches
schaffte seinerzeit bereits Gran Torino, der über einen ähnlichen Plot verfügt.
Komischerweise spielen auch in Schweden Autos eine Rolle. Das große Plus gegenüber anderen
enttäuschenden nordischen Filmen (der Hundertjährige..., eine Taube sitzt auf dem Dach...)
ist, dass hier nicht der Humor und Klamauk im Vordergrund steht, sondern einzelne
situationsbedingte Spitzen verteilt werden... Ansehen!
Ein Mann von Welt
Ulrik saß 12 Jahre wegen Mordes an seiner Frau im Gefängnis. Nach seiner Entlassung
wird ihm ein kleines Kellerzimmer zur Miete angeboten. Ulrik redet nicht viel und alle
seine alten Feunde finden, er hätte eine zweite Chance verdient. Sie sprechen über alte
Zeiten und über eine offene Rechnung, die Ulrik noch mit Kenny hat, der Schuld war, dass
Ulrik in den Knast musste. Also muss Kenny sterben.
Der Norwegische Film im speziellen und der Nordische Film allgemein steht für skurrile
Ideen und verschrobenen Typen. So auch bei Der Mann von Welt. Wir sehen in den
Figuren durchschnittliche, ja sogar hässliche Personen, die beim Zuschauer trotz ihres
groben Handelns Sympathie hervorrufen.
Abstriche gibt es für die nachlassende Ideendichte zum Ende hin und dafür, dass man die
witzigsten Momente bereits aus dem Trailer kennt.
Ein (un)möglicher Härtefall
Da knisterts und krachts: Smarter, erfolgreicher Scheidungsanwalt (George Clooney), der
mit Witz und Geschick den Männern zu ihrem zweifelhaften Recht verhilft, gerät in die
Fänge einer resoluten und attraktiven Frau (Catherine Zeta-Jones), die reihenweise die
Männer ausnimmt, bis sie eben an ihn gerät. In dieser Liebeskomödie lodert es heftig
zwischen den beiden.
Typisch amerikanische Komödie, die allerdings stocksteif und glattgebügelt daherkommt
und jeglichen Charme und Witz vermissen lässt. Im Stile einer Seifenoper plätschern die
Geschehnisse vorhersehbar dahin und selbst das Finale birgt keine Überraschungen. Die
beiden Stars in den Hauptrollen scheinen lediglich aus marketingtechnischen Gründen für
diesen Streifen angeworben worden zu sein. Jeder Nachwuchsschauspieler hätte diese
Rollen sicher ebenso ausfüllen können.
Elizabeth - Das goldene Königreich
03.01.2008
Die kinderlos gebliebene Englische Königin Elisabeth (Kate Blanchet) regiert scheinbar gefühllos und unnahbar ihr Reich. Beim Versuch sie zu vermählen werden ihr einige Edelleute vorgestellt, die allesamt nicht ihrem Format entsprechen. Einzig dem draufgängerischen Abenteurer Sir Walter Raleigh (Clive Owen) gelingt es ihr Interesse zu wecken. Zum einen durch die Geschichten seiner Entdeckungsfahrten und zum anderen durch seine "freche" Art. Elizabeth wünscht sich eigentlich nichts sehnlicher als um ihrer selbst Willen geliebt zu werden und nicht "nur" weil sie die Königin ist. Derweil spinnt Maria Stuart Intrigen um sich dem Thron zu bemächtigen und auch die Spanische Armada macht sich auf in England einzufallen.
Kate Blanchet verkörpert die Figur der Elisabeth perfekt. Durch ihr markantes (recht
hässliches) Äußeres strahlt sie die richtige Erhabenheit einer Königin aus.
Auch Raleigh, der mehr und mehr ihr Vertrauen gewinnt ist glaubhaft gespielt. Was
gewaltig stört sind die lausigen (See-) Schlachtszenen, die einen ansonsten ernsthaften
Film ins Lächerliche ziehen. Hier fragt man sich nach Fluch der Karibik - mäßigem
Unrealismus (Releigh agiert mit einer Jack Sparrow - Unbesiegbarkeit), was sich der
Regisseur dabei gedacht hat. Sicher, die Schlacht sollte nicht Mittelpunkt des Films
sein, sondern vor allem der Charakter der Königin aber ein wenig mehr Realismus hätte
die Sache abgerundet.
Eltern
23.12.2013
Konrads Frau arbeitet als Anästhesistin und er selbst bleibt zur Kindererziehung zu Hause.
Er hat sich zum perfekten Hausmann und Vater entwickelt, doch nun strebt auch er seine alte
Stelle als Theater Regisseur an und seine Frau Christine soll sich mehr in den Haushalt
einbringen. Doch die beiden haben die Rechnung ohne die Kinder gemacht. Diese haben
mittlerweile viel mehr Bindung zu ihrem Vater als zu ihrer berufstätigen Mutter entwickelt.
Als das neue Au-Pair Mädchen mehr Last als Hilfe ist und die Familie mehr und mehr ins Wanken
gerät muss sich grundlegendes ändern.
Was für eine Familie! Man kann sich leicht vorstellen, dass es sich möglicherweise wirklich so
ereignen kann, wenn der Mann die Kinderbetreuung übernommen hat und die Frau inzwischen
Karriere macht. Wobei die beiden Mädchen schon großartig dargestellt sind - vielleicht
an der einen und anderen Stelle etwas bemüht und gekünstelt, aber auf jeden Fall sehr
unterhaltsam.
Herausragend natürlich auch die beiden Hauptdarsteller in all ihren Facetten zwischen
Egoismus, Verzweiflung und Selbstaufopferung. Neben sämtlichen Geschehnissen, die erfreulich
relitätsnah und mit dem nötigen Ernst bedacht sich, weiß auch das Ende zu überzeugen, das
geschickt auf eine zu positive Auflösung verzichtet - stark.
Elysium
05.11.2013
Im Jahre 2154 ist die Erde nur noch eine Staubhölle. Die Reichen Leben längst auf einer
schicken Raumstation namens Elysium.
Durch einen Unfall droht Max (Matt Damon) in 5 Tagen Tod zu sein. Hilfe verspricht einzig die
Heilmethode auf Elysium. Ein Kampf gegen die Zeit und alle Widerstände Beginnt.
Wenn man gerade Matt Damon in Promised Land gesehen hat, muss man sich erst einmal
umstellen - hier mutiert er zum coolen Actionhelden, was vor allem nach seiner “Operation”
sehr ansprechend rüber kommt. Jodie Foster muss man mögen, dann erträgt man auch diesen
Auftritt von ihr.
Das Zukunftsspektakel weiß ansatzweise möglichen Realismus zu verbreiten und lässt auch Raum
für Gesellschaftskritik. Die Action kommt gut, dreckig und fett. So bemängelt der Zuschauer,
der mehr will, als pures Popcornkino, dass man zu wenig über das Leben auf der Erde in der
Zukunft erfährt und wie sich die Reichen ihr Elysium kreiert haben. Hier wurde gewaltig
Potenzial verschenkt. Der Rest ist gutes Action-fiction Kino, das zu unterhalten weiß.
Endstaton der Sehnsüchte
Sung-Hyung Cho präsentiert uns nach Full Metal Village einen weiteren Dokumentarfilm.
In ihrer Heimat Südkorea gibt es das sogenannte „Deutsche Dorf“, in dem sich
Südkoreanerinnen mit ihren Deutschen Ehemännern ansiedeln, nachdem sie 30 und mehr
Jahre in Deutschland als Krankenpfleger gearbeitet haben.
Das Dorf besteht aus sehr deutsch aussehenden Häusern, akkurat geschnittenen Hecken und
Blumenbeeten, Holzzäunen und was sonst noch das deutsche Hausbesitzerherz begehrt.
In ihrer sehr eigenen typischen Art merkt der Zuschauer sofort die Handschrift von
Sung-Hyung Cho, denn sie lässt ihre „Darsteller“ vor der Kamera einfach reden und agieren.
So bleibt die ganze Autenzität bestehen und die unfreiwillige Komik der Rentner mit
ihren urdeutschen Tugenden und Macken kommen ungefiltert zur Geltung.
Ein Film, der sich schwer, mit anderen Filmen vergleichen lässt - zu eigen ist die
Geschichte, die leider nicht durchweg unterhalten kann und einige Atempausen gönnt,
ganz wie das Alter selbst.
Epic
22.07.2013
Im Wald, für den Menschen unsichtbar tobt seit ewigen Zeiten der Kampf zwischen Gut und Böse
respektive blühender Pracht und Fäulnis und Tod. Hier duellieren sich auf der einen Seite
Schnecken, Insekten und winzige Menschenkrieger mit bösem Geschmeiß.
Durch einen Zauber wird das Mädchen Mary geschrumpft und gerät in das Leben der Waldmenschen.
Eigentlich will sie in ihr echtes Menschenleben zurück, aber andererseits will sie den
Waldmenschen helfen, den Kampf zu einem guten Ausgang zu bringen. Daneben bahnt sich eine
zarte Liebe an.
Was den Zuschauer bei diesem Animationsspektakel sofort in den Bann zieht ist die grandiose
optische Umsetzung. Was daneben für ein großes Vergnügen sorgt ist die Stimme von Christoph
Waltz, der dem Bösewicht diese Wahnsinnigkeit und etwas abgedreht Böses verleiht - fern von
vielen "Kinderstundenbösewichten".
Leider besticht die Geschichte selbst überhaupt nicht durch Ideen. Die beiden Schnecken sollen
mit ihren Späßen die Kinder bei der Stange halten, aber sonderlich Originelles wird nicht
geboten. Man wurde sofort an Avatar oder auch Star Wars erinnert zudem der Schluss so was
von vorhersehbar und damit auch Langweilig war... Wer's braucht. Das gibt unterm Strich dann 3 Sterne.
Erbarmen
03.02.2014
Carl Mørck ist schon ewig Kommissar bei der Mordkommission Kopenhagen. Durch einen
Leichtsinnsfehler bei einem Einsatz wird er schwer verletzt. Als er seinen Dienst
fortsetzen wiill, versetzt man ihn zum "Sonderdezernats Q", wo alte ungeklärte Fälle
durchgesehen und zum Abschluss gebracht werden sollen-keine Arbeit für Mørck, der sich
mit seinem Kollegen in einen Fall verbeißt und diesen verbotenerweise aufklären will,
denn bei einem vermeintlichen Selbstmord entdeckt er Unstimmigkeiten.
Schnell fühlt man sich im typischen Schwedenkrimi vertraut: Die schrulligen Charaktere, die
triste Landschaft, das alles eingetaucht in düsteres Grau. Das weckt schon ein Grund-Unbehagen.
Kommissar Carl Mørck und sein Assistent El-Assad sind schräge Typen, aber doch ziehen sie den
Zuschauer auf ihre Seite. Ihr Fall entwickelt sich bedächtig, aber mit einer stark
ansteigenden Spannung. Ebenfalls typisch (für viele nordischen Filme) die seltsame
Synchronisation. Das scheint wohl generell ein Problem zu sein. Stellenweise sieht man fast
schon Anleihen an die Saw-Reihe, allerdings werden Grausamkeiten hier kaum gezeigt -
es ist eher die bedrückende Ausweglosigkeit. Natürlich wird es mit dem Realismus aus Gründen
der Spannung nicht so ganz genau genommen, aber die Rechnung geht auf. Ich schätze, das
wird nicht die letzte Buchverfilmung von Adler Olsen gewesen sein - stark.
Ewige Jugend
31.12.2015
Fred und Mick sind alte Freunde und verbringen einen gemeinsamen Urlaub mit Freds Tochter
und Managerin Lena im mondänen Wellnesshotel in den Schweizer Alpen. Doch beide, eigentlich
im Ruhestand befindenden Freunde holen ihre alten Leidenschaften ein: Dirigent Fred soll
noch einmal den Taktstock zu Ehren der Queen schwingen und Filmregisseur Mick sammelt Ideen
für seinen nächsten Film. Zusammen mit seinen ebenfalls im Hotel abgestiegenen Schauspielern
philosophieren beide über Gott und die Welt und natürlich die anderen Gäste.
Wenn das Wort “philosophieren” fällt, dann ist Vorsicht geboten, denn hinter diesem
Deckmantel versteckt sich zumeist ein Film ohne Handlung. Und so kommt es auch in Ewige
Jugend. Trotz der erlesenen Schauspieler fühlt man sich Fremd in dieser Welt, wo es
scheint, dass die Probleme, die das Altern mit sich bringt nur vorgeschoben scheinen.
Hier verspricht der Trailer deutlich mehr, wie der Film dann schließlich hält.
Exit Marrakech
02.12.2013
Ben ist 17 und besucht seinen Vater Heinrich in Marrakech. Die beiden habe sich schon lange
nicht mehr gesehen und so sind die ersten Begegnungen eher anstrengend als freudig.
Je mehr sich Ben mit der Stadt anfreundet, desto größer werden die Gräben zwischen den beiden,
denn Ben geht alleine auf Tour und lernt sogar ein Mädchen kennen.
Als er eines Tages nicht zurück zum Hotel kommt, und statt dessen seine neue Liebe besucht,
macht sich sein Vater Sorgen und sucht nach seinem Sohn.
Ulrich Tukur als Vater kann meiner Meinung nach keine großen Gefühle aufkommen lassen - so
auch hier. So ist dann auch der Star der Handlung nicht etwa sein Sohn Ben, sondern die
Wüstenmetropole selbst. Orientalisch fremd taucht man in die ferne Welt ein, wo die
Geschichte in den Hintergrund rückt. Lange muss man warten, bis die Vater/Sohn Beziehung
vertieft wird und so kratzt Exit Marrakech als Abenteuerfilm ohne Abenteuer nur an der
Oberfläche. Für die große Leinwand definitiv zu wenig.
Exodus: Götter und Könige
18.02.2015
Ramses und Moses wachsen zusammen auf und stehen sich sehr nahe. Das ändert sich später, als
Ramses zum Pharao aufsteigt und Moses zur Stimme der unterdrückten Israeliten wird. Eines
Tage erscheint Moses Gott und entfacht seinen Mut, sich gegen die Knechtschaft aufzulehnen.
Ein episches historisches Schlachtenepos kann man beim Namen Ridley Scott erwarten. Das
gelingt leider nur in Ansätzen. Die Kulissen sind zweifellos bombastisch und auf der großen
Leinwand toll anzuschauen und die Plagen verfehlen ihre Wirkung nicht, aber die Figuren
bleiben mit ihren zweifelhaften Dialogen blass. Stellenweise tun sich beträchtliche
Logiklücken auf und an den falschen Stellen wurde der Streifen unnötig gestreckt, wobei die
längeren Reisen hoppladihopp abgehandelt werden. Schade - dafür muss man nicht Überlänge und
3D Zuschlag bezahlen und ein zweiter Gladiator ist es schon gar nicht geworden, dafür
lernt der Atheist noch ein paar Grundlektionen der Bibel.
Fahrenheit 9/11
Bush, Rumsfeld, Cheney, Ashcroft - die Hauptakteure vor der Kamera beim Schminken, Kämmen, Grimassieren... die Minuten bevor sie eine Rede halten: "Ready for the Show!" Dann verdunkelt sich die Leinwand, nur das Dröhnen eines Flugzeugs, Schreie und Feuerwehrsirenen sind zu hören. Moore erspart uns die schon überstrapazierten Schreckensbilder des 11.September. Es folgt eine Mischung aus Fakten, Interviews und Kollagen, die bei der zweifelhaften Präsidentschaftswahl 2000 beginnt. Gezeigt wird, wie der US-Regierung unter George W.Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 daran gelegen war, den Irak in den Fokus zu rücken, obwohl die eigentliche Gefahr von Afghanistan ausging. Beleuchtet werden zudem ansatzweise die geschäftlichen Verbindungen zwischen den Klans der Familien Bush und Bin Laden.
Der Film lebt nicht von großen Thesen, sondern von einzelnen konkreten Eindrücken:
Wut, Empörung, Kritik, Eindringlichkeit, Witz, Sarkasmus, Schock. Man kann wohl
kaum von einer Dokumentation im klassischen Sinne sprechen, da die Argumentation
nicht einer gewissen Portion links-patriotischer Manipulation entbehrt. Wenn Soldaten
im Kampfeinsatz gezeigt werden und diese Szenen mit deren Lieblingslied
"Burn motherfuckers, burn" unterlegt werden, wenn Bush auf dem Flugzeugträger steht
und mit überzeugter Miene den Sieg erklärt und dazu der Song "Believe it or not"
läuft, dann wirken solche streckenweise wie Videoclips gedrehten Bilder sehr suggestiv.
Selbst wenn Moore beteuert, dass er lediglich die Fakten seines Films als „wahr"
klassifiziert, aber nicht die Schlüsse die er daraus zieht.
Der Titel ist im Übrigen eine Anspielung auf François Truffauts Sciencefiction-Film
Fahrenheit 451 (1966) nach Ray Bradbury. 451 Grad Fahrenheit ist die Temperatur,
bei der Papier zu brennen beginnt. Und wenn Bush (währende eines Interviews mit Michael
Moore im Verlauf von Bushs Wahlkampf vor vier Jahren) zu ihm sagt:
"Suchen Sie sich einen richtigen Job." - dann kann ich nur sagen: Moore hat seine
Profession gefunden.
Fazit: Trotz allem ein Film den man sich ansehen sollte, ein persönliches, wenngleich
loderndes Bekenntnis gegen die Bush-Politik und gegen den Krieg und allein dafür hat
der Streifen die Goldene Palme in Cannes 2004 mehr als verdient.
_apricum
Familientreffen mit Hindernissen
Das Mädchen Albertine reist mit ihren Eltern in die Bretagne, um den Geburtstag
vom Großmutter zu feiern. Dort treffen sie auch auf eine Menge anderer
Verwandte aus ganz Frankreich. Ein großes Fest mit ausgelassener Stimmung
scheint bevor zu stehen, allerdings soll die Weltraumstation Skylab ausgerechnet
in der Gegend abstürzen.
Innerhalb kürzester Zeit nach 2 Tage New York der zweite Film, bei dem Julie Delpy Regie
geführt und auch noch mitgespielt hat und das merkt man – auch hier ist das Tempo und der
Wortwitz recht hoch, wenn auch nicht ganz die Intensität von 2 Tage New York erreicht wird.
Die Ereignisse in der Vergangenheit entsprechen zum Großteil ihren eigenen Erlebnissen. Für
meinen Geschmack werden uns viel zu viele Personen aufgetischt, denen man erst einmal
Herr werden will (wer ist jetzt der und der; wie steht jetzt die zu dem...) - dazu noch die
vielen Namen, das ist für frankophile Laien nicht immer völlig nachzuhalten. Absolut klasse ist
natürlich die kleine Albertine, aber für einen nachhallenden Eindruck ist das doch etwas
wenig. Nervigste Sequenz sind die Chanson-singenden Protagonisten – hier hätte man sich
Untertitel gewünscht, um besser in deren Gefühlswelt eintauchen zu können.
Fasten auf Italienisch
Hier wird die Geschichte des Italieners Dino Fabrizzi erzählt. Er ist der Beste
Maserativerkäufer von Nizza. Allerdings ist stützt sich sein Leben auf Täuschung und
Lügen. Sein wirklicher Name ist Ben Saoud… das alles nur, um bessere Chancen auf einen
Job und die Wohnung zu erhalten. Zudem weiß seine richtige Familie nichts von seinem
Doppelleben und auch vor seiner jetzigen Freundin kann er seine wahre Herkunft
verschleiern. Mit der Zeit aber nimmt der Druck zu und die Gefahr, dass sein falsches
Spiel auffliegt wird immer größer. Seinem kranken Vater zuliebe beschließt Ben Saoud
den Ramadan zu feiern, was natürlich in mehr und mehr Widersprüchlichkeiten endet.
Kad Merad, der mit "Willkommen bei den Schtis'" auch in Deutschland seinen Durchbruch
hatte, kann hier nur selten ein zu Lachern anstiften. Das liegt überwiegend an der
zuweilen großen Ernsthaftigkeit der Geschichte. Spätestens mit Auffliegen seiner Lügen
verliert "fasten auf Italienisch" seinen Esprit und dümpelt hinten heraus auf Sparflamme.
Fenster zum Sommer
01.01.2012
Urlaub in Finnland? Das ist bei einem frisch verliebtem Paar angesagt... bis eines
Abends die Frau an seiner Schulter einschläft und erst im kalten Winter-Berlin wieder
aufwacht. Ein Zeitsprung hat Juliane in die Vergangenheit katapultiert und zwar genau
ein halbes Jahr. Ihr Ex-Freund weiß somit noch nichts von der Trennung, der neue Mann
(er)kennt sie nicht, und ihre beste Freundin weiß nicht wovon sie redet. Sie versucht
mit aller Macht, alles so zu machen wie vorher, um diese neue Liebe wieder zu treffen,
bis ihre Freundin einen schweren Autounfall erleidet.
Nina Hoss in fast jeder Einstellung! Das kann schnell ermüdend wirken. Lange verwirrt den
Kinogänger die Geschichte, bis sie schließlich von der Spannung um den Unfalltod von
Julianes Freundin lebt. Das strengt auf Dauer ziemlich an und trotz aller optischen
Reize, bleiben die Szenen mit Fritzi Haberland mehr in Erinnerung. Kein Vergleich zu
Lola Rennt!
Feuerwerk am helllichten Tage
02.11.2014
Im Norden Chinas kommt es 1999 zu Leichenfunden. Im Züge der Ermittlungen werden zwei
Polizisten erschossen. Der überlebende Polizist quittiert traumatisiert seinen Dienst,
ermittelt nach einer Weile aber auf eigene Faust weiter. Irgendwie laufen alle Fäden
in einer Reinigung zusammen, wo er sich dann in die mysteriöse Reinigungsfrau verliebt.
Die Ereignisse spitzen sich zu und er gerät in Lebensgefahr.
Früher oder später stolpert man dann doch über den Berlinalegewinner - und wenn es dann
ausnahmsweise mal kein politischer Film geworden ist - umso besser.
Leider macht das, was dem Zuschauer hier aufgetischt wird überhaupt keinen Spaß. Die
Dialoge wirken dümmlich (schlecht übersetzt?), das Schauspiel hölzern und die Geschichte
unwirklich und ohne Spannung - einfach lausig. Anfangs glaubt man noch, das sei so nicht
Ernst gemeint und sollte eine Krimikommödie werden, aber nach und nach merkt man: Nein,
das soll ernsthaft so gemeint sein.
Genau, wie man keine Tauben über Musik urteilen lassen sollte, darf man auch keine Blinden
einen Filmpreis verleihen lassen... einen anderen Schluss lässt diese Auszeichnung leider
nicht zu.
Findet Nemo
Aus den Pixar-Studios, die auch für Hits wie Toy Story, Das große Krabbeln
und Die Monster AG zuständig waren, folgt nun mit Findet Nemo alles
andere als ein kleiner Fisch. Der überängstliche Clownfisch Marlin kann es nicht
fassen: sein einziger Sohn Nemo wurde vor seinen Augen von einem Taucher „entführt".
Sofort macht sich Papa auf die Suche nach dem Sprössling Dabei schwimmt ihm die
furchtbar vergessliche Fischdame Dorie über den Weg, die ihm fortan nicht mehr von
der Flosse weicht. Während Nemo im Aquarium einer Zahnarztpraxis in Sydney mit einigen
Leidensgenossen Freundschaft schließt, müssen Marlin und Dorie im Ozean gefährliche
Abenteuer bestehen.
Dieses Bildgewaltige und liebevoll animierte Unterwasserabenteuer wartet mit
brillantem Wortwitz (für den vor allem die Synchronsprecher wie z.B. Anke Engelke,
Christian Tramitz, Erkan und Stefan... sorgen). Es strotzt nur so von spektakulären
Bildern, aberwitzigen Ideen und sympathischen Charakteren. Selbst das vorhersehbare
Happy-end und einige wenig überraschende Sequenzen schwächen diesen Streifen nicht,
da über all dem stets diese so niedlich animierten Meeresbewohner, die einen mit
ihren großen Kulleraugen anschauen und verzaubern stehen. Toller Film und großer
Kinospaß, garantiert nicht nur für Kinder.
Finding Vivian Maier
24.08.2014
Vivian Maier zog 1951 im Alter von 25 Jahren von Frankreich nach New York. Von da an
arbeitete die Frau vornehmlich als Tagesmutter und fröhnt nebenbei ihrer großen
Leidenschaft: dem Fotografieren. Doch sie ist eine exzentrische Frau und gewährt
keinem Menschen Zugang in ihre Privatspähre. Erst als nach ihrem Tod ein junger Mann
(Maloof) einen Koffer ersteigert, der einen Teil ihrer Fotografien enthält, kommt ihr
wahres Schaffen und ihre Kunst ans Tageslicht. Doch viele Tausend Fotos wollen begutachtet,
entwickelt und archiviert werden.
Ein Biopic über eine Fotografin - das kann doch nur staubtrocken und für einige wenige
Freaks interessant sein? Weit gefehlt - Hier wird auf unterhaltsame Weise der eigenwillige
Charakter dahinter durchleuchtet und immer wieder kommt man in den Genuss, ihre herrlichen
Arbeiten bewundern zu können. Man fragt sich, was gewesen wäre, wenn Maloof seinen Koffer
nicht so akribisch in Besitz genommen und nicht der ursprünglichen Besitzerin hinterher
recherchiert hätte? Man fragt sich, wie man aus dieser unendlichen Menge toller Fotos den
Überblick halten und eine sinnvolle Auswahl für eine Ausstellung treffen will... und
natürlich giert man danach noch mehr von ihren Fotos zu sehen. Früher oder später wird
man das in allen großen Galerien können. Bis dahin heißt es: den Namen ganz fest einprägen!
Finsterworld
Der Privatschüler Dominik bricht aus der Welt, in der er gefangen scheint aus, weil seine
Freundin mit dem “Feind” knutscht. Auch der Fußpfleger Claude wird mehr und mehr von seiner
Besessenheit was Frauenfüße angeht heimgesucht. Polizist Tom lebt seinen Fetisch aus, indem
er in Tierkostümen herumläuft, wofür seine Freundin überhaupt kein Verständnis zeigt. Das
Schicksal verbindet diese Menschen auf eigene Weise.
In kruden Szenen werden mit viel Witz und Idee Geschichten und Verstrickungen angedeutet.
Man muss sich darauf einlassen, dann bekommt man von vorzüglichen Schauspielern ein dichtes
Szenenmeer voller melancholischem Humor serviert, bei dem selbst offenbar kleine
Nebensächlichkeiten eine große Wirkung entfalten. Wer allerdings eine in sich geschlossene
Handlung erwartet, der wird hier nicht glücklich - Ich war glücklich!
Fishtank
Mia ist 15 Jahre alt und absolut ruhe- und rastlos. Sie scheint ständig in Eile,
bei ihrer Flucht auf dem Haushalt ihrer Problemfamilie. Plattenbausiedlung,
Arbeitslosigkeit, alleinerziehende Mutter und schwierige kleine Schwester. Sie
legt sich mit jedem in ihrem Umfeld an und gibt sich in ständiger Abwehrhaltung,
bis der neue Freund ihrer Mutter ihr Vertrauen gewinnt.
Das erste Filmdrittel bietet außer Fäkalsprache im Arbeitslosenmilieu wenig. So etwas wie
eine Geschichte entsteht erst dann langsam, als Mia für sich den Tanz entdeckt und als
der neue Freund ihrer Mutter sie zu nehmen weiß und ihr Vertrauen gewinnt. Trotz des
intensiven Schauspiels von Mia-Darstellerin Katie Jarvis hat Fishtank (was ist das
überhaupt für ein stupider nichtssagender Titel?) wenig zu sagen, nur die eigentlich
schon erwartete Pointe, dass der vermeintliche Freund von Mia's Mutter zu Hause eine
kleine Familie hat und ihr der Stolz beim Vortanzen im Weg ist. Britische
Plattenbausiedlung, Bronx oder Hohenschönhausen... Erschreckender Alltag ja, aber für
einen bleibenden Eindruck zu wenig
Flags of our Fathers
Clint Eastwood beschreibt in diesem (Anti-)Kriegsfilm eine Schlacht gegen Ende des
Zweiten Weltkriegs zwischen Amerikanern und Japanern um die Insel Iwo Jima. Aber nicht
die eigentliche Schlacht steht im Mittelpunkt des Geschehens, sondern deren "Helden",
die nach Eroberung eines Hügels die Amerikanische Flagge gehisst haben. Dieses Bild
geht durchs ganze Land und macht dem Volk Mut in einer trostlosen Zeit. Die Marines,
die die Fahne gehisst haben werden abkommandiert und tingeln fortan durch die Staaten
um zum Kauf der Kriegsanleihe zu animieren und sich als Helden feiern zu lassen,
doch als Helden fühlen sie sich in keinster Weise.
Ein sehr feinfühliger Film um die Machenschaften der Regierung um seinem Volk den
Krieg gut zu verkaufen, dazwischen immer wieder erschreckende Bilder vom
Kriegsschauplatz. Leider bleiben die Japaner "nur" der gesichtslose Feind,
aber dieses Bild wird dann der Folgestreifen Letters from Iwo Jima, der die
gleiche Schlacht aus Sicht der Japaner erzählt revidieren.
Fluch der Karibik
Der durchtriebene Captain Barbossa bringt ein fremdes Schiff, die Black Pearl, in seine Gewalt, überfällt damit die Hafenstadt Port Royal und entführt die bildschöne Tochter des Gouverneurs, Elizabeth. Das kann der abenteuerlustige Will Turner, Elizabeths Freund und Vertrauter, nicht auf sich ruhen lassen. Gemeinsam mit dem verwegenen Captain Sparrow (Johnny Depp), dem früheren Kapitän der Black Pearl, macht er sich auf die Jagd nach der mörderischen Bande um Barbossa. Man muss schon mit der richtigen Einstellung diesen Film besuchen. Wer einen wirklichen Gruselschocker erwartet, wird enttäuscht sein. Zu allgegenwärtig ist der Humor, der sich wohl am besten mit Streifen wie Armee der Finsternis, die Mumie oder Indiana Jones vergleichen lassen. Johnny Depp agiert hier wie unter ständigem Drogen- und Alkoholeinfluss und irgendwie tuntig. Allerdings lassen die ansehnliche Kulisse, und die Mischung aus Horror, Action und Comedy hier den längst vergessenen Piratenfilm wieder aufleben. Für meinen Geschmack hätte ein wenig mehr Ernsthaftigkeit und weniger Klamauk dem Streifen eine höhere Wertung gebracht, aber ein gewisses Maß an Spaß und Unterhaltung kann Fluch der Karibik auch so vermitteln.
Fluch der Karibik IV - Fremde Gezeiten
Was macht ein Produktionsteam, wenn es Geld braucht? Richtig - ein Sequel zu einem
erfolgreichen Film. Im Falle von Fluch der Karibik nicht nur ein Film, sondern eine gewaltige
Merchandisemaschinerie.
Dementsprechend knapp lässt sich die "Geschichte" zusammenfassen: Die Suche nach der Quelle
der Jugend führt unsere Protagonisten an diverse Schauplätze.
Die beiden Co - Hauptdarsteller Orlando Bloom und Keira Knightley wurden ausgetauscht, wobei
Penelope Cruz kein wirklicher Ersatz ist (spricht die wirklich so lausig gebrochen Englisch?).
Fluch der Karibik, das ist eine Johnny Depp/Jack Sparrow one-man-show. Da erscheint die Story
so was von nebensächlich. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich den Streifen OmU anschauen,
denn solch eine abgefahrene Figur lässt sich nicht wirklich treffend synchronisieren.
Hier ist der Spaß einfach riesig, wenn die Figur auf der Leinwand auftaucht... Alles Andere
ist vernachlässigbar.
5 Sterne für Johnny Depp, Minus 2 Sterne für den Plot macht:
Food, Inc.
In zum Teil erschreckenden Bildern zeigen Produzent und Regisseur Robert Kenner, Eric
Schlosser (Drehbuchautor von Fast Food Nation) und Michael Pollan in Food Inc. die
Abgründe der Nahrungsmittelindustrie, die dem Verbraucher vorenthalten und verheimlicht
werden.
Fleisch für jedermann zu billigsten Preisen, Eier und Gemüse das ganze Jahr über in rauen
Mengen. Solange das für den Konsumenten zu günstigsten Preisen zu haben ist, wird nichts
hinterfragt. Wo kommen unsere Lebensmittel wirklich her?
Auf der anderen Seite treten neue Krankheiten zu Tage und die grenzenlose Umweltverschmutzung
geht damit einher.
Food, Inc. zeigt schonungslos, was sich zumeist hinter verschlossenen Türen abspielt.
Die Zustände, die in den USA herrschen sind zwar noch ein Stück von Europa entfernt,
stimmen aber trotzdem nach- und bedenklich.
Dem Filmteam gelingt der Spagat zwischen Ekel und Unterhaltung und zeigt Ansätze zur
Problemlösung auf.
Eine Dokumentation von großem Wert, die man sich zusammen mit Let's make money annsehen
sollte. In so einer Welt leben wir?
Ein würdiger Film, der uns während der Berlinale im beeindruckenden Friedrichstadtpalast
serviert wurde.
Frances Ha
16.09.2013
Frances ist 27 und lebt mit ihrer Freundin Sophie in einer New Yorker Wohnung.
Obwohl sie bereits vor einer Zeit ihr Studium beendet hat, scheint es keinen richtigen Job zu
geben, bei dem sie sich selbst verwirklichen kann. So bleibt sie ständig rastlos auf der Suche
nach ihrem Platz in der Welt.
Die US-Amerikanische Antwort auf Oh Boy, und das nicht nur, wegen der schwarz/weißen
Bilder. Aber so ganz stimmt das nicht - hier wurde nur einfach die Farbe runter gedreht.
Frances ist ebenso ein Verlierer, wie es Niko in Oh Boy ist. Greta Gerwig wird
zwar überall abgefeiert, aber ganz so euphorisch sehe ich das Ganze nicht. Mir wirkt ihr
Schauspiel zu künstlich - wenig authentisch. Vielmehr so wie "oh, jetzt bin ich auf der Linse
- jetzt muss ich überbordend rumzappeln". Frances ist allerdings an ihrem "Pech" überwiegend
selbst schuld, will sie sich von keinem helfen lassen. Im Gegensatz zu Oh Boy kommt hier der
Witz deutlich zu kurz. Die Schluss-Sequenz, wie der Name "Ha" zustande kommt ist gelungen.
Sonst versinkt man doch zu sehr im Mittelmaß obgleich der Film für Amerikanische
Sehgewohnheiten doch weit weg vom Mainstream gehalten ist.
Frau Müller muss weg
25.01.2015
Die Eltern einer Klasse schließen sich zusammen, um mit der Klassenlehrerin ein ernstes
Gespräch zu führen. Einige stehen auf der Kippe und drohen nicht ins Gymnasium gehen zu
können. Während die Eltern noch auf die Lehrerin warten wird die Strategie besprochen und
immer mehr Abgründe tun sich auf...
Wieviel Ernst dürfte man von dieser Deutschen Komödie erwarten, bei der Anke Engelke die
Hauptrolle spielt? Genau die richtige Dosis! Es wird reichlich Situationskomik geboten,
dabei Kammerspielartige, intensive Dialoge fast im Stil von Der Gott des Gemetzels,
bevor rechtzeitig wieder der nötige Ernst Einzug hält, denn das Thema um die
Erwartungshaltung der Eltern ihren Kindern gegenüber ist hochaktuell.
Freier Fall
01.07.2013
Marc ist 36 und führt eigentlich ein perfektes Leben: Er wird bald Vater,
bewohnt eine von den Eltern finanzierte Doppelhaushälfte und schickt sich
an, bei der Polizei Karriere zu machen. Da geschieht etwas Undenkbares: er
verliebt sich auf einer Weiterbildung in seinen Kollegen Kay. In der Folge
versucht er, die Beziehung geheim zu halten und sich halbherzig dagegen zu
wehren, was aber nicht gelingt und eines Tages ans Tageslicht kommt. Ein
Spießrutenlaufen privat und im Job beginnt.
Ein schwieriges Thema wird hier aufgearbeitet. Was im Fußball lange
tabuisiert wird, findet man ähnlich beim Polizeidienst und hier entwickelt
sich der Wahnsinn sehr langsam und dafür intensiver. Die quälenden
Selbstzweifel von Marc sind jeden Moment greifbar, genau wie die Bestürzung
von Bettina, als sie dahinterkommt, was mit ihrem Mann los ist. Wie es zu
der Affäre mit Kay Engel kommen konnte ist so mitreißend dargestellt, dass
man als Zuschauer förmlich mit auf den Trip geschickt wird. Das alles ist
sehr authentisch dargestellt, ebenso wie die Probleme, die mit dem
Bekanntwerden der Neigung einher gehen. Der Titel lässt ein zweideutiges
Ende zu, aber soviel sei schon verraten: hier stürzt niemand von der
Terrasse in den Tod!
Friendship
Zwei Ossis (Tom und Veit), die in der DDR-Zeit häufig angeeckt sind, beschließen in den Westen zu
reisen, aber nicht irgendwohin, sondern an den "Westlichsten Punkt der Welt" - nach
San Francisco. Leider reichen die Westmark nur bis New York und mit der Sprache ist es
nicht weit her, aber das stört die beiden Freunde wenig. Mit Trampen und Geldverdienen
kommen sie ihrem Ziel immer näher, begegnen abstrusen Typen, bei denen sie teilweise
Hilfe erhalten. Es stellt sich heraus, dass Veit eigentlich vor allem seinen Vater
treffen will, der vor Jahren in den Westen geflüchtet ist und ihm an jedem Geburtstag
eine Karte schickt. Die Begegnung mit der hübschen Zoe stellt die Freundschaft auf eine
harte Probe.
Was Matthias Schweighöfer als Tom (zur Zeit auf allen Kanälen präsent) und Friedrich Mücke als Veit
abliefern ist schon aller Ehren wert. Einfach hinreißend komisch, albern aber immer
sympathisch verbreitet Friendship gute Laune. Da der nötige Ernst nicht zu kurz kommt,
hebt sich der Film wohltuend von anderen Klamaukfilmchen ab. Auch wenn nicht alles
schlüssig und politisch korrekt abläuft, so lohnt sich das Zuschauen dieses Roadmovies
mit all den schönen und weniger schönen Seiten des freien "American way of life"...
nicht verpassen!
Für Marx
25.03.2013
In einer Russischen Gießerei wollen die Arbeiter und allen voran Sergej Pakhomov eine eigene
Gewerkschaft gründen und für bessere Arbeitsbedingungen sowie höhere Löhne kämpfen.
Doch der Fabrikbesitzer, Pavel Sergeevich will mit allen Mitteln gegen die Aufrührer Vorgehen und
schreckt selbst vor Mord nicht zurück.
Sehr authentisch entführt uns dieses Machwerk ins Russland der heutigen Zeit, allerdings glaubt
man, die Geschehnisse Spielen sich vor 50 Jahren ab. Alleine die düstere verrottete Fabrik sorgt
schon für Tristesse.
Klar, dass bei fast ausschließlich Laiendarstellern manche Aktionen und Blicke unprofessionell
wirken, aber das durchaus sympathisch. Gegen Ende geht es dann zur Sache auf Kosten der
Authentizität, trotzdem lohnenswert.
Full Metal Village
17.05.2007
Mit dem Titel konnte ich so gar nichts anfangen, brachte aber in Erfahrung, dass der
Film eine Art Dokumentation des Wacken Open Air's ist.
Sehr beschaulich geht es in dem 1800 Seelendorf Wacken in Norddeutschland zu. Die
Landwirtschaft nimmt einen Großteil der Arbeit ein und ansonsten beschäftig sich der
Durchschnittswackener mit Kaffeekränzchen, Seniorentänzchen und Zockerrunden in der
hiesigen Kneipe. Das gefühlte Durchschnittsalter der Einwohner liegt bei weit über 60
Jahren. Die Zivilisation hat weitestgehend einen großen Bogen um Wacken gemacht.
Doch einmal im Jahr für 4 Tage fallen dunkle Horden von nationalen und internationalen
Metalanhängern in diese Idylle ein und sorgen für ein total konträres Bild.
Wir erfahren hier den Unterschied zwischen Kalb, Kuh, Bulle und Jungtier, was eine gute
Milch ausmacht und wie groß eine Maisstaude werden kann. Außerdem werden die Anfänge
des Wacken Open-Air's zurück ins Gedächtnis geholt.
Die Südkoreanische Regisseurin, die ab und an sogar selbst im Bild ist stellt
interessiert Fragen und entlockt den Einwohnern allerhand interessantes aus ihrem
Alltag. Sehr oft begleitet von einem trockenen ungewollten Humor.
Zuschauer, die mehr zu dem Festival erfahren wollen, müssen sich sehr lange gedulden,
bis der erste Truck mit Dixi-Klos anrollt. Am Ende erleben wir dann die Symbiose
zwischen traditionsbewusstem Kleinbürgertum und abgefahrenen Metalorgien. Die
liebenswert schrulligen Wackener sind von der Regisseurin treffend in Szene gesetzt
und so bleibt ein wahrhaft filmisches Ereignis weitab vom Mainstream zurück, über das
man noch lange spricht. Einfach nur kultig!
Ganz weit hinten
20.01.2014
Duncan ist ein in sich gekehrter 14-Jähriger, der wiederwillig mit seiner Mutter und ihrem
Freund in Urlaub fährt. Doch auch dort sondert er sich ab und heuert im “Water Wizz”
Vergnügungspark als Aufseher an. Mehr und mehr wächst er in seinen neuen Job hinein,
vor allem auch weil er ernst genommen wird. Doch die Distanz zu seiner Familie vergrößert
sich dadurch nur noch.
Was nach einigen Szenen wie Klamauk ausschaut, entwickelt stellenweise dann doch den nötigen
Ernst. Der Klamauk entspringt in erster Linie einigen skurrilen Personen (der Bademeister und
die Nachbarin). So nerven deren Auftritte anfangs noch, aber lässt man sich mehr und mehr
darauf ein, gewinnt Ganz weit hinten deutlich.
Dass aus dem schüchternen Jungen ein selbstbewusster Jugendlicher wird ist abzusehen, aber
sympathisch umgesetzt und je näher das Ende kommt, umso sehnlicher wünscht man sich den neuen
Freund von Mutter Pam zum Teufel. Gefühle werden also durchaus geweckt, sodass der Film wenn
man nichts erwartet sogar etwas positiv überraschen kann.
Gefühlt Mitte Zwanzig
06.11.2015
Ein Thema, das humorvoll all die "bestager" ansprechen soll, die vom Kopf her junggeblieben
sind, bei denen sich aber körperlich die ersten Wehwehchen einstellen.
Das Paar mittleren Alters wird von Ben Stiller und Naomi Watts treffend dargestellt. Ihr
"Gegenpart", das junge Paar, Anfang 20 voller Ideen und Visionen.
Was uns hier versprochen wird, kann aber leider nicht gehalten werden. Es wurde versucht dem
Ganzen krampfhaft eine Geschichte überzustülpen, in der sich kein Zuschauer wiederfindet.
So ernten kleine Gags, wie der Radfahrende Ben Stiller, dem es in den Rücken fährt nur ein
müdes Schmunzeln. Je länger der Film dauert, desto weniger bleibt von der Grundidee übrig
und so macht sich zunehmend Langeweile breit - ziemlich unnötig.
German Angst
22.05.2015
Wer bei den Namen der Regisseure puren Gore erwartet, der könnte enttäuscht werden. Jeder der 3 Episoden hat neben einigen blutigen Szenen auch eine Aussagekraft. Der Vorteil von Episodenfilmen besteht darin, dass man recht schnell auf den Punkt kommen muss, allerdings leidet oft die Atmosphäre. Dafür muss man sich in jede Neue Episode erst reindenken. Die Sache mit der Atmosphäre stimmt hier auf jeden Fall. Die kürzeste Episode lässt uns originell miträtseln, was dem Mädchen wohl geschehen ist - dass hier Menschen mit Meerschweinchen verglichen werden tut sein übriges - leider nervt das eintönige Geleier der Mädchenerzählstimme etwas. Die zweite Episode kann die Atmosphäre sogar noch steigern, dafür wirkt die Erklärung und Auflösung mit dem Amulett etwas dümmlich und die Rückblende übelst B-Moviemäßig. Die letzte und längste Episode führt uns in menschliche Gier und Abgründe und kann am meisten überzeugen. Wer mit einem runtergefahrenen Goreanteil auskommen kann, der wird hier gut bedient. Leider suggeriert der Trailer etwas anderes.
Ghostship
Dieser Horrorschocker führt uns zunächst zurück in die 60er Jahre, als auf einem Superluxusschiff die Passagiere in einer abartigen Blutszene dahingerafft werden. Allein diese Szene ist schon das Eintrittsgeld wert. Danach machen wir einen Sprung in die Gegenwart, in der es ein Bergungsteam auf das Herrenlos herumtreibende Schiff verschlägt. Auf dem Schiff angekommen spielen sich immer häufiger werdende mysteriöse Dinge ab. Schließlich macht die Mannschaft einen riesige Goldfund, der ihnen auch zum Verhängnis werden soll. So gewaltig, wie der Film anfängt, so schwach setzt sich die Geschichte fort und kann leider nicht mehr an die Szene zu Anfang anknüpfen. Man könnte hier sagen: Pulver zu früh verschossen. Trotzdem - kein schlechter Film mit der Freude auf die DVD, die erlaubt die "schönsten" Szenen noch einmal in Zeitlupe zu genießen...
Gigante
Der bullige Jara ist ein Bär von einem Mann. Als Wachmann in einem Supermarkt in
Montevideo überwacht er die Angestellten an seinen Kameras. Daneben jobbt er noch
als Rausschmeißer in einer Disco. Privat hört er laute Heavy Metal Musik und schaut
fern. Es passiert nicht wirklich viel Spannendes in seinem Leben, bis ihm die zierliche
Julia auffällt, die ebenfalls im gleichen Supermarkt als Putzfrau arbeitet. Trotz seiner
körperlichen Gestalt ist Jara aber sehr schüchtern und beobachtet Julia zunächst nur
heimlich. Im Hintergrund hilft er ihr aus mancher Not, ohne sich selbst Preis zu geben.
Bis jetzt konnte man hierzulande erst sehr wenige Filme sehen, die in Uruguay spielen.
Das Großstadtleben unterscheidet sich in Teilen nicht wirklich von dem anderer Städte.
Trotzdem finden wir hier eine originelle, ungewöhnliche Geschichte, die so authentisch
und ehrlich daher kommt, wie man es sich nur vorstellen kann - wie oft himmelt ein optisch
eher hässlicher Mann eine scheinbar unerreichbare Frau an, bis zum sehr herzerweichenden
Finale... Überaus sehenswert.
Gladiator
Nach vielen Jahren mal wieder ein Sandalenfilm... und was für einer! Fast 3 Stunden ein
Feuerwerk der Bildkunst. Ein Film, der den neuen Maßstab für dieses Genre definiert. Schon
der Anfang lässt Kriegerherzen höher schlagen... die Massenszene lässt keine Wünsche
offen. Danach spielt sich der Film eher im Milieu der Gladiatoren ab und eben im Umfeld
des Römischen Imperators. Unglaublich, wie damals Intrigen, Meucheleien und Heucheleien an
der Tagesordnung waren. Die vermeintlichen Helden der Gladiatorentruppe wachsen dem
Zuschauer ans Herz und gipfeln in einem Showdown der Extraklasse, als sich Der "Gladiator"
Maximus und der Imperator persönlich in der Arena gegenüber stehen.
Ein großes Meisterwerk, für das es nur die Maximalpunktzahl geben kann.
Glück
19.03.2012
Die Prostituierte und Kriegsflüchtige Irina (Alba Rohrwacher) und obdachloser Punk Kalle
(Vinzenz Kiefer) begegnen sich und verlieben sich ineinander. Sie versuchen ihr altes
Leben hinter sich zu lassen und zusammen ein normales Leben zu führen. Als Kalle eines
Tages einen toten Freier in ihrer Wohnung vorfindet und diesen aus Schutz vor Irina
beseitigen will, eskalieren die Ereignisse.
>
Hmm - ist es die Erwartungshaltung, mit der man sich Glück ansieht, oder ist der
Film wirklich so mäßig? Auf den ersten Blick scheint alles stimmig, harmonisch und mit
einer interessanten Geschichte gespickt zu sein, aber Kalle nimmt man den
heruntergekommenen Punk zu keiner Sekunde ab und außerdem strotzt der Film nur so von
Logikfehlern (wie bitteschön bekommt jemand ohne Pass so schnell eine Wohnung?).
Wenn das beim Kinogänger schon nicht zieht, dann muss das Brotmesser samt abgetrennter
Gliedmaßen herhalten - das sorgt im Saal zumindestfür ein Aufseufzen, so man bis dahin
noch wach geblieben ist.
Schade Frau Dörrie, aber das war nix Besonderes.
Gnade
17.01.2013
Niels, ein deutscher Auswanderer arbeitet in einer Erdgasverflüssigungsanalage und nimmt es mit
der Treue zu seiner Ehefrau nicht so genau. Diese (Maria) arbeitet in einem Hospital und fährt
eines Nachts ein Kind mit dem Auto an. Aus Schreck begeht sie Fahrerflucht.
Als kurz danach die Meldung durchdringt, dass das angefahrene Kind gestorben ist, beginnt sie das
moralische Grübeln aufzufressen und sie muss die Wahrheit ans Licht bringen.
Nur sehr wenige Personen bekommen wir hier im kalten, einsamen Norwegen zu sehen. Dementsprechend
ist das Erzähltempo äußerst gemächlich, allerdings trifft einen die Schauspielkunst mit geballter
Ladung, wo neben einem tollen Jürgen Vogel eine brillante Birgit Minichmayer den schwierigsten
Part zu bestellen hat. Das ruhige Gefilde wird selbst nicht verlassen, als es zu einem Unfall
kommt, der mehr und mehr das Geschehen bestimmt.
Ein recht spezieller Film, der den belohnt, der sich darauf einlassen kann.
Gold
01.10.2013
Ein deutsche Gruppe Einwanderer zieht es Ende des 19. Jahrhunderts von New York weit in den
Norden Kanadas, zu den sagenhaften Goldfunden von Klondyke. Da ihnen das Geld fehlt, heuern
sie einen Führer an, der sie durch zumeist unerschlossenes Gebiet leiten soll. Nach und nach
fallen Mitglieder der Gruppe den Strapazen zum Opfer.
Ein deutscher Western? Das klingt zwar seltsam, funktioniert aber vom Setting her
ausgezeichnet. Dadurch, dass die Hauptakteure Deutsche auf dem Weg zum Goldfluss sind und
zudem Begegnungen mit Einheimischen stets in Englisch (mit Untertiteln) gehalten sind kommt
das stimmig.
Die Geschichte selbst bleibt dafür ziemlich vorhersehbar. Spätestens, seit die beiden Männer
nach der "Deutschen Gruppe" Fragen, ahnt der Zuschauer, wo der Hase läuft. Ansonsten wird
seeehr gemächlich vorangeschritten. Klar, dass man so den Yukon nicht erreicht auf ein großes
"Goldsucherfinale". So bleibt am Ende nur eine ausgetrocknete Goldader ohne viel Intensität.
Leider recht verschenkt.
Gold: Du kannst mehr als du denkst
23.04.2013
Das “Gegenstück” zu den Olympischen Spielen sind die “Paralympics” für Menschen mit körperlicher
Behinderung. Doch hinter den reinen Leistungen stehen bewegende persönliche Lebensgeschichten,
die vom Leben mit der Behinderung erzählen. Höhepunkt sind die Paralympischen Sommerspiele 2012
in London... dort soll es die Goldmedaille für unsere 3 Hauptpersonen geben. Ob das wirklich
hinhaut?
Auf sehr sympathische Art werden die 3 Protagonisten begleitet und das nicht nur beim Sport,
sondern auch privat. Alles läuft auf den Wettkampf bei Olympia hin und daraus entwickelt sich
eine Spannung, die bei solch einer Dokumentation nicht üblich ist. Kaum ein Zuschauer dürfte
aus dem Stehgreif wissen, wer jetzt Gold oder Bronze geholt hat. Was man dem Film aber anlasten
muss, sind die langen Abschweifungen. Das nimmt Fahrt heraus und so könnte man das gesehene auch
in 60 Minuten abhandeln. Im Abspann werden dann noch beeindruckende Bilder aus anderen Sportarten
gezeigt.
Fazit: Ziel nicht ganz erreicht.
Gone Girl
11.01.2015
Nick und Amy wollten eigentlich ihren Hochzeitstag feiern, doch plötzlich ist Amy
verschwunden und taucht auch nicht wieder auf. Je mehr Anstrengungen Nick unternimmt,
seine Frau zu finden, desto stärker gerät er selbst ins Fadenkreuz der Ermittlungen.
Hat er seine Frau vielleicht mißhandelt? Doch auch Amy scheint nicht so unschuldig,
wie es scheint.
Wunderbar wird uns hier die Wandlung der öffentlichen Wahrnehmung vermittelt. Fühlen wir
anfangs noch mit der verschwundenen Amy Dunne, verändert sich das Bild mehr und mehr und
man wendet sich entsetzt von ihrer Gefühlskälte ab. Das alles spannend in Szene gesetzt
natürlich Amerikanisch überzogen, aber in fesselnder Thriller-Manier. Es dauert vielleicht
ein wenig lange, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt, aber sonst ein mitreißendes Machwerk.
Gothika
Dr. Miranda Grey (Halle Berry) arbeitet als Kriminalpsychologin in einem Frauengefängnis.
Sie betreut die geistesgestörten Frauen und ist überzeugt, dass es für jede dieser
Störungen eine rationale Erklärung gibt.
Eines Tages erwacht sie als Patientin in ihrer eigenen Anstalt und wird beschuldigt, ihren
Mann, Dr. Douglas Grey, Chef dieser Klinik, bestialisch ermordet zu haben. Alle Indizien
sprechen gegen sie, aber Miranda kann sich an nichts erinnern. Unter den wachsamen Augen
des behandelnden Arztes Pete Graham begibt sie sich auf die verzweifelte Suche nach der
Wahrheit. Doch für Miranda wird es zusehends schwieriger zu unterscheiden, ob sie sich
immer weiter von ihrem gesunden Geisteszustand entfernt oder der Wahrheit ein Stück näher
kommt.
Der Film lebt von der gekonnten Umsetzung einer geheimnisvoll-düsteren Atmosphäre und kann
damit die kleinen Schwächen der übersinnlichen Geschichte ausgleichen. Auf fesselnde Art
und Weise erzeugt hier die Stille eine unerträgliche Spannung, steigert sich bis hin zu
dem Moment, in der die Wahrheit ans Licht kommt und man einem Herzinfarkt nahe, die Augen
schließen will. In der Realität wieder angekommen, macht sich am Ende des Films ein
grausames Gefühl der Beklemmung breit.
Fazit: Kein Film für sensible Gemüter und jene, die alles ausschließlich rational erklären
wollen.
_apricum
Gran Torino
17.03.2009
Vietnam-Veteran Walt Kowalski (Clint Eastwood) ist ein alter Knochen, der stur an seinen
Vorurteilen festhält. Als in seine Nachbarschaft koreanische Einwanderer ziehen, bestätigen
sich zunächst alle Befürchtungen, zumal die Bandenkriminalität stetig zunimmt.
Doch als deren Kinder in Gefahr geraten, schreitet Kowalski resolut ein. Von da an ist er
für die Koreaner ein Held, aber auch im Fadenkreuz der Bande.
Auch im stolzen Alter von 78 Jahren inszeniert Clint Eastwood einen Hochkaräter nach dem
nächsten. In Gran Torino steht er auch wieder selbst vor der Kamera. Wie er in der ersten
Filmhälfte mit grimmigem Gesicht und bissigen Kommentaren durch sein Revier zieht, hat durch
seine Überzeichnung stellenweise komödieske Züge.
Phantastisch gespielt und immens interessant werden Migrationsprobleme dargestellt -
zwar sehr "amerikanisch", aber mit viel Leidenschaft.
Vom Stoff her hat Gran Torino eigentlich nicht so wahnsinnig viel zu erzählen, aber die
Geschichte steht und fällt bekanntermaßen mit den Charakteren und die zeichnet Eastwood
messerscharf und ohne Schnörkel.
Muss man gesehen haben!
Grüße aus Fukushima
27.04.2016
Marie reist für die Organisation Clowns4Help nach Japan, um in der Nähe der Atomkatastrophe
Fukushima den Menschen ein wenig Freude bringen will. Marie merkt schnell, das ihr der Job
zuwider ist und so gerät sie an die Geisha Satomi, die in ihr altes Haus hinter der Sperrzone
zurück will. Marie begleitet die Japanerin und lernt viel von ihr.
Sehr feinfühlig werden uns Japanische Traditionen und Gepflogenheiten näher gebracht. Das
alles vor dem Hintergrund dieser unwirtlichen Gegend, wobei vor allem die Japanische
Schauspielerin (Kaori Momoi) in jeder Mine brilliert, allerdings erschließt sich dem
Zuschauer nicht, warum diese Deutschen Bespaßer gerade dort unterwegs sind. Zäh wird die
Teezeremonie bis in den kleinsten Moment zelebriert, was zwar voller liebevoller Momente und
Details ist, allerdings fernab von großer, leichter Kinounterhaltung. Nach einer Zeit, hat
man sogar vergessen, wo man sich eigentlich befindet. Da durfte man sicher mehr erwarten.